• Das Huttwiler Traditionshaus «Krone» soll in den nächsten zwei Jahren historisch hergerichtet und im Jahr 2025 als Restaurant und Hotel wieder eröffnet werden. · Bild: Yanick Kurth

08.06.2023
Huttwil

Huttwiler kaufen die Traditionsbeiz «Krone»

Seit einem Jahr ist die «Krone» an der Huttwiler Bahnhofstrasse geschlossen. Nun hat die einst beliebte «Beiz» mit Andreas und Therese Ruch neue Besitzer gefunden. Die tüchtigen Rentner wollen in den nächsten zwei Jahren das Haus wieder historisch herrichten und Restaurant und Hotel im Jahr 2025 neu eröffnen.

Huttwil · Stolz thront das Traditionshaus an der Huttwiler Bahnhofstrasse. Das Restaurant und Hotel «Krone», das markante Gebäude aus dem 19. Jahrhundert. Seit Ende der Wirtetätigkeit von Walter Sieber im Jahr 2022 hat das Lokal seine treuen Gäste aber verloren. Nun haben die Huttwiler Unternehmer Andreas und Therese Ruch die Liegenschaft gekauft.

Lange sah es nach keinem Käufer aus
Die Besitzerfamilien, Nachkommen der kinderlosen Irma Schneeberger-Müller und von Frieda Di Labio-Müller, boten die Liegenschaft zum Verkauf an – doch das Interesse fehlte vorerst. Auch Gemeinden wurden bezüglich eines Kaufs angefragt. Doch niemand schien Interesse zu haben. Da ging Andreas Ruch auf die Besitzerfamilien zu und es wurden kurzerhand Nägel mit Köpfen gemacht. Einige Monate später waren die Huttwiler die neuen Besitzer der Liegenschaft.
Es ist nicht das erste Mal, dass Unternehmer Ruch eine Liegenschaft erwirbt. Im Jahr 2014 kaufte er das bekannte Walke-Areal, in dem sich nun altersgerechte Wohnungen befinden. Auch damals hatte er sich in die Architektur der Liegenschaft verliebt. Er ist ein Liebhaber historischer, geschichtsträchtiger Gebäude. «Die «Krone» ist einfach eine Augenweide», sagt er. Die Ästhetik, das ist Ruchs oberstes Gebot, müsse unbedingt erhalten bleiben. Der 69-Jährige war sich beim Kauf der «Krone» bewusst, dass es sich dabei um kein Renditeobjekt handelt. «Es ist reine Liebhaberei», sagt der gelernte Möbelschreiner. Der im Aargau aufgewachsene Unternehmer ist im Jahr 1984 durch den Kauf der «Schrynerei im Tubu» von Wasen nach Huttwil gekommen. Im Jahr 2000 hat das Ehepaar die heutige Woodwork AG in der Industrie Rüttistalden neu gebaut. Heute wird der Betrieb von den drei Söhnen weiterentwickelt.

Liegenschaft wieder wie anno dazumal einrichten
Andreas und Therese Ruch kannten die «Krone» von ihren Restaurantbesuchen bestens. «Unser Ziel ist es, das Gebäude wieder historisch wie anno dazumal herzurichten und etwas Schönes daraus zu machen», erzählt Andreas Ruch dem «Unter-Emmentaler». Die Bevölkerung soll sehen, wie die Huttwiler Traditionsstätte historisch wertvoll erbaut wurde. Nun müssen sich die neuen Besitzer aber erstmals mit der Denkmalpflege ausein­andersetzen und die Möglichkeiten prüfen, was gesetzlich alles möglich ist. Dies wird sich in den kommenden Wochen und Monaten zeigen. Das Ehepaar Ruch hat keinen Zeitdruck. Gewisse Arbeiten wollen sie selbst erledigen, für alles andere werden dann ansässige Firmen beauftragt. Bei schüt­zenswerten Bauten ist das Ziel, möglichst viel von der historischen Substanz eines Hauses zu erhalten, wieder zum Vorschein zu bringen oder einen Umbau in ähnlicher Weise zu realisieren.

Neueröffnung im Jahr 2025 geplant
«Unser Ziel ist es, dass das Hotel und Restaurant im Jahr 2025 durch einen Betriebsleiter wiedereröffnet werden kann», sagt Andreas Ruch. Wer der neue Gastgeber der «Krone» sein wird, ist noch offen. Entstehen sollen nebst einer historisch prächtigen Gaststube drei «Sääli». In den beiden oberen Stockwerken sind sechs bis acht Hotelzimmer geplant. Die Hotellerie und Restauration sollen laut Andreas Ruch getrennt und mit einem separaten Eingang erreicht werden können. Die zukünftige Küche soll traditionell, aber auch im gehobeneren Stil daherkommen. Noch aber sind längst nicht alle Zukunftspläne für die «Krone» ausgereift. Ruch macht sich derzeit Gedanken, ob und wie die Krone frisch poliert in Zukunft optimal wieder zum Glänzen und Strahlen gebracht werden kann.

Seit dem Jahr 1835 ist die Krone dort angesiedelt
Erbaut wurde die einstige «Krone» im Jahr 1730 neben der Kirche im «Städtli». Nach dem «Städtlibrand» im Jahr 1834 wurde die Krone bis auf die Grundmauern vernichtet. Im Jahr 1835 wurde die «Krone» am jetzigen Standort, südlich vom Schultheissenhaus auf der grünen Wiese neu aufgebaut. Damals gab es noch keine Bahnhofstrasse, sondern lediglich die Schultheissenstrasse. Bei der Traditionsgaststätte handelt es sich um einen Riegbau mit Ründi. Wegen der sechs-
­achsi­gen Fassade ist der Eingang nicht in der Fassadenmitte. Das Gebäude zeichnet sich aus durch eine prächtige originale Eingangstür mit alten Beschlägen. Vorderseitig das originale Wirtshausschild in Form eines Vogels, der eine Krone im Schnabel hält. Vor dem Eingang steht ein schöner Brunnen mit spätbarockem Becken und klassizistischem Stock. Der qualitätsvolle Bau drückt den Übergang vom Spätbarock zum Klassizismus aus. Er hat lokalhistorische Bedeutung. Die Krone ist als K-Objekt schützenswert und ist im Ortsbildschutz eingestuft.

Von Yanick Kurth