• Heinz Ehlers wird Ende Saison sein Amt als Trainer der SCL Tigers niederlegen und in seine Heimat Dänemark zurückkehren. · Bild: Leroy Ryser

16.03.2020

«Ich gehe mit Wehmut»

Nach 13 Jahren verlässt SCL Tigers-Trainer Heinz Ehlers die Schweiz. «Mit Wehmut», wie er gegenüber dem «Unter-Emmentaler» sagt. Aber auch «mit einer Riesenfreude»: Mit Langenthal und Biel holte er den B-Meistertitel und mit Lausanne und den Tigers gelang ihm die Playoff-Teilnahme in der höchsten Schweizer Spielklasse. Nun will er sich auf das Nationalteam Dänemarks konzentrieren.

SCL Tigers · Die Doppelbelastung ist nun zu gross geworden für Heinz Ehlers (54). Im August und September 2020 hätte er an der SCL Tigers-Bande coachen sollen, während gleichzeitig mit seinem Heimatland Dänemark die Olympia-Qualifikation auf dem Programm steht. Ausserdem ist er im vergangenen Juli erstmals Grossvater geworden. Vor zwei Monaten bat er die Tigers-Geschäftsleitung um eine vorzeitige Auflösung des bis 2021 gültigen Vertrags per 30. April 2020. Diese wurde akzeptiert und nun der Öffentlichkeit mitgeteilt. Der «UE» sprach mit Heinz Ehlers über seinen Entscheid sowie das sofortige Ende der Meisterschaft.

«Unter-Emmentaler»: Heinz Ehlers, nun ist bekannt, dass Sie die SCL Tigers per Ende Saison verlassen. Eine Befreiung?
Heinz Ehlers: Ich denke nicht mehr darüber nach, es ist seit zwei Monaten eine beschlossene Sache, darum berührt es mich nicht mehr so tief. Als ich damals mit Sportchef Marco Bayer und Geschäftsführer Peter Müller sprach, war es eine Erleichterung.

Das Ende ist nun abrupt durch den sofortigen Saisonabbruch gekommen – was sagen Sie zum sofortigen Ende?
Es ist die absolut richtige Entscheidung. Es wäre nur eine Frage der Zeit gewesen, bis ein Spieler angesteckt worden wäre. Dann hätte man die ganze Mannschaft in Quarantäne stecken müssen und man hätte nicht mehr weiterspielen können.

Wie ist es für Sie persönlich?
Die Konsequenzen sind zu gross, es gibt Menschen, die deswegen sterben.
Diese Platzierungsrunde wäre kein Spass gewesen, doch ich hatte es mit Biel, Lausanne und Langnau einmal erlebt. Das Niveau ist so tief. Ich bin kein Fan davon.

Was sagen Sie dazu, dass Ihre Zeit in der Schweiz nun so zu Ende geht?
Klar ist, dass es nicht so ist, wie wir es uns erhofft hatten. Es wäre schön gewesen in den Playoffs zu spielen, aber so ist es ab und zu im Leben, es ist so zu akzeptieren.

Haben Sie auch Wehmut, dass Sie sich nicht von den Fans verabschieden konnten?
Klar ist auch Wehmut dabei, dass ich die Schweiz verlasse, aber auf der anderen Seite haben die Spieler und Fans vielleicht genug von mir. Bald ist ein neuer Trainer da, das ist auch nicht schlecht.

Warum sollten die Fans genug haben, die Tigers kamen nur zweimal in die Playoffs, einmal mit Ihnen?
Irgendwann wollen sie andere Gesichter sehen. Höchstwahrscheinlich kommt ein besserer Trainer und dann spielt man vielleicht besser.

Mit Ihnen erreichten die Tigers sieben Viertelfinal-Spiele. Um besser zu sein, müsste man ins Halbfinale kommen…
(Lacht) Nur schon die Playoffs zu schaffen, ist eine kleine Meisterschaft.

Sie verlassen nun also die Schweiz, wie ist dieser Entscheid gereift?
Es begann schon im Herbst. Seit langem wusste ich, dass ich mit dem Nationalteam im kommenden August und September um die Olympia-Qualifikation spiele. Es wäre nicht möglich, zur gleichen Zeit diese zu bestreiten und hier Trainer zu sein. Der Verband in Dänemark machte mir ein Angebot, ich wollte dieses annehmen und ging hier zu den Verantwortlichen.

Sie wurden im Juli Grossvater. Wie stark spielte die Familie beim Entscheid hinein?
Das bedeutet mir auch viel. Es ist eine Kombination von mehreren Sachen, die dazu führten. Ich habe mich dafür entschieden, zu gehen und bin froh, dass Langnau dies so genehmigt hat.

Ist auch eine Wehmut da, nach 13 Jahren im Kanton Bern, bei den stetigen Farben Gelb-Rot und Gelb-Blau sowie der Zeit in Lausanne mit Rot-Weiss?
Klar, alles andere wäre eine Lüge. Aber jede Epoche endet irgendwann. Ich fühle mich privilegiert, 13 Jahre in der Schweiz gewesen sein zu können. Es gab gute und ab und zu harte Zeiten. Die Aufgaben hier haben mich sehr gereizt. Ich gehe mit Wehmut – aber auch mit einer Riesenfreude.

Sie waren meist im Kanton Bern – beim EHC Biel, dem SC Langenthal, dem Lausanner HC sowie den SCL Tigers – tätig. Wie blicken Sie auf diese Zeit?
Da war ein Riesenglück, dass gleich in meiner ersten Saison mit Biel der B-Meister-Titel und der Aufstieg gelangen. Mit Langenthal konnte mit einem schlechten B-Team nach drei Saisons der Titel geholt werden und Lausanne konnte als Aufsteiger zweimal die Playoffs spielen. Ich bin stolz auf das. Und die Playoff-Teilnahme mit Langnau war eine tolle Zeit.

War die Doppelbelastung zu viel geworden oder konnten Sie diese eine zeitlang geniessen?
Es ging. Aber jetzt hat es gereicht.

Es sind nun auch aufwühlende Tage neben dem Eis, namentlich durch das Corona-Virus.
Es ist klar, dass sehr viel spekuliert und sehr wenig entschieden wird. Wir sind alle frustriert und wissen nicht, ob Eishockey gespielt wird oder nicht. Aber die Entscheidungen liegen nicht bei Spielern und Trainern.

Was ist ihre Präferenz?
Die letzten zwei Qualispiele ohne Zuschauer waren kein Spass. Da war keine Intensität, es war wie ein Freundschaftsspiel. Davon bin ich absolut kein Fan. Aber der Entscheid liegt nicht bei mir.

Wie gehen die Spieler mit dieser Ungewissheit um?
Unsere Spieler sind fokussiert, sie trainieren unglaublich hart. Aber sie haben keinen Einfluss.

Wie blicken Sie auf die spätere Zeit, wenn Sie in Dänemark sind?
Das ist noch kein Thema, mental bin ich hier in Langnau.

Wird Eishockey in Ihrer Heimat wichtiger? Sind Sie ein Grundstein beim Aufbau?
Es wird viel investiert in unsere Juniorenmannschaften, da bin ich beteiligt. Und ich werde auch bei einigen Versammlungen dabei sein.

Werden Sie das Nachwuchsprogramm in Dänemark mit aufbauen?
Ich bin nur ein kleiner Teil davon und werde einfach meine Meinung sagen.

Interview: Daniel Gerber im Gespräch mit Heinz Ehlers, Trainer SCL Tigers