• Der vielfältige Beruf als Milchtechnologe gefällt Christian Hirschi ausgezeichnet. Am liebsten aber stellt der erfolgreichste aller Prüfungsabsolventen Emmentaler her. · Bild: ljw

26.07.2018
Oberaargau

«Ich habe zwei Top-Chef gehabt»

Als Bester aller Absolventen im Kreis Bern hat Christian Hirschi aus Rütschelen mit einem Notendurchschnitt von 5,8 die Lehre als Milchtechnologe abgeschlossen. Auch für die Swissskills 2019 hat er sich qualifiziert – wen wundert’s, auf dem ersten Platz. Den Beruf wählte er, weil er «mit den Händen» arbeiten wollte und weil es ihm in der Schnupperlehre in seinem späteren Lehrbetrieb, der Käserei Ursenbach, sehr gefiel.

Rohrbach / Rütschelen · «Ich bin fasziniert, dass man aus Milch so viele Produkte herstellen kann und dabei auch solche, die aus dem leicht verderblichen Rohstoff mehrere Monate oder sogar Jahre haltbar sind», sagt der erfolgreiche junge Berufsangehörige im Gespräch mit dem «Unter-Emmentaler».
Diese Faszination, der Wunsch, sich im Beruf körperlich betätigen zu können und der vielfältige, sympathische Lehrbetrieb waren es, die Christian Hirschi dazu bewogen, Milchtechnologe oder nach altem Jargon Käser zu erlernen. Zweifellos hat er den richtigen Entscheid getroffen. Im Beruf fühlt er sich wohl, den Ausbildungsbetrieb schätzt er bis heute sehr: «Ich habe zwei Top-Chefs gehabt, ein hervorragendes Betriebsklima und eine sehr gute, vielfältige Ausbildung.»

Emmentaler und Hausspezialitäten
Die Käserei Ursenbach ist eine genossenschaftich geführte Emmentaler Käserei. Geschäftsführer ist Fritz Lehmann. Er wird von seinem Bruder Hans Lehmann unterstützt. Im Laden sind Barbara und Elisabeth Lehmann sowie Anita Schär tätig. Täglich werden im Betrieb drei bis vier Laibe Emmentaler hergestellt. Dazu kommen Butter, Joghurt, Rahm, Ziger, Hauskäse … und immer wieder wird ausprobiert, kommen neue Produkte in den Laden. So wurden in der Lehrzeit von Christian Hirschi verschiedene, teils saisonale Hauskäse entwickelt und hergestellt. Inzwischen geht auch Doppelrahm über den Ladentisch. «Das ist natürlich perfekt. So hatte ich immer die Möglichkeit, das in der Berufsschule Erlernte mit dem Praktischen zu verbinden», blickt er zurück.
Der Prüfung sah er getrost entgegen. Bis am Prüfungsmorgen sei er nicht nervös gewesen, erzählt er. Dann begannen die Nerven doch ein bisschen zu flattern. Um halbsechs war Prüfungsbeginn, um fünf Uhr früh stand er bereits in der Käserei. Auch die Experten waren schon dort, benützten die bleibende Zeit für ein ungezwungenes Gespräch. Das war beruhigend, und «alles lief von Anfang an tipptopp.» Nach ein paar Minuten sei die Nervosität vergessen gewesen.
Christian Hirschi wird seine Kenntnisse und Erfahrungen auch künftig anwenden können. Für den weiteren Bildungsweg wechselt er in die Käserei Aarwangen, wo er in den nächsten zwei Jahren wöchentlich vier Tage arbeiten und berufsbegleitend die Berufsmatura absolvieren wird. Dann folgt die RS.
«Ob ich anschliessend die Meisterprüfung machen oder ein Studium beginnen werde weiss ich noch nicht. Auch ein Auslandjahr würde mich reizen, um zu sehen wie in einem anderen Land gekäst wird und um Englisch zu lernen.» Es werde sich zeigen, aber «mini Händ wetti haut scho witerhi bruuche.»

Erstmals Milchtechnologen an den Swissskills
In der nächsten Zeit werden Hände und Kopf wohl gleichermassen gefordert sein. Das Pensum ist anspruchsvoll, dazu kommt die Herausforderung an den Swissskills, wo 2019 erstmals auch Milchtechnologen wetteifern werden. In der regionalen Qualifikation hat es Christian Hirschi von drei zugelassenen Konkurrenten auf den ersten Rang geschafft. Er steigt also gewissermassen als Favorit ins (nächste) Rennen.

Von Liselotte Jost-Zürcher