• Francesco Marra ist ab dem 1. September der neue Pastoralraumleiter im Oberaargau. · Bild: Christian Breitschmid

25.08.2022
Oberaargau

«Ich mag Kirchen als Orte der Begegnungen»

Auf der Suche nach einer neuen Herausforderung wurde Francesco Marra im Amt als neuer Leiter des Pastoralraums Oberaargau fündig. Weil er sich im Oberaargauer Pastoralraum immer willkommen geheissen, berufen und gesandt gefühlt hat und weil ihm seine Vielfalt gefällt, freut er sich sehr auf seine neue Aufgabe. Am 1. September wird er seine neue Herausforderung antreten.

Oberaargau · «In der Kirche bin ich aufgewachsen, und in der Kirche fühlte ich mich als Ministrant, Pfader und Freiwilliger immer zu Hause. Auf diesem Weg habe ich die Kirche als eine Kirche mit offenen Ohren und Türen, eine dynamische, diakonische, inklusive Kirche erlebt, aufmerksam für die Zeichen der Zeiten, zwischen Tradition und Zukunft», erklärt Francesco Marra sein Bezug zur Kirche. Seine Theologischen Studien hat er in Rom und Luzern absolviert und wurde 2017 zum Diakon geweiht. Nachdem er seit rund 20 Jahren Vollzeit in der Seelsorge der Diözese und während der letzten acht Jahre im Freiamt, Kanton Aargau, im Pastoralraum Muri und Umgebung arbeitete, wünschte er sich eine neue Herausforderung. «Im Sommer 2021 drückte ich meinen Vorgesetzten gegenüber meinen Wunsch aus, mich mit einer neuen Aufgabe befassen zu können, mit neuen Zielen und neuen Herausforderungen, und ich bat darum, dies im Rahmen einer Leitung tun zu dürfen», erklärt der Vater vier erwachsener Kinder. Und so wird er die Leitung des Pastoralraums Oberaargau in der Liturgie (Gottes- und Menschendienste) sowie der Seelsorge übernehmen und das Seelsorgeteam im Kirchgemeinderat sowie im Bistum Basel vertreten.

In Bewegung sein
Sein Interesse für den Pastoralraum Oberaargau besteht aus verschiedenen Gründen: «Vor allem habe ich mich ‹hier› berufen und gesandt gefühlt und mich hier immer willkommen geheissen gefühlt. Das erste Mal schon 1994, als ich während eines Urlaubs in der Schweiz an der Weihnachtsmesse in Herzogenbuchsee teilgenommen habe. Der Pastoralraum Oberaargau hat meine Aufmerksamkeit auch auf sich gezogen, weil mich seine Vielfalt, geologisch und geografisch, historisch, kulturell und sprachlich in der Einheit neugierig macht und anregt», erklärt er seine Freude am Oberaargau. Und so schreibt er denn auch in seinem Grusswort des Pfarrblattes in Bern: «Denn vielmehr als ein Haus würde ich ein Wohnmobil brauchen, um seinem ausgedehnten Territorium zu dienen und mehr als einen Arbeitsplatz bräuchte ich ein GA. Ich habe sechs oder sieben diverse Bahnstrecken im Gebiet des Pastoralraums gezählt und das gefällt mir. Ich mag es, in Bewegung zu sein, ich mag es, unter den Leuten zu sein, deshalb gefallen mir die Kirchen als Orte der Begegnung und des Austauschs.» Er mag die Gemeinschaften, die sich aus unterschiedlichen Kulturen und Anschauungen zusammensetzen, die Gemeinschaften, die andere willkommen heissen und offen sind für neue Ideen. «Ich mag die – lassen Sie mir diese Metapher durchgehen – hybriden Gemeinschaften, die sowohl die eigenen traditionellen wie auch die neuen und erneuerbaren und alternativen Energiequellen wertschätzen und einsetzen können und die auf der Suche sind nach neuen Quellen», erklärt der 48-Jährige.

Gute Zusammenarbeit als Ziel
Nachdem der in Cosenza, Italien, geborene Pastoralraumleiter dieses Amt bereits zweimal für ein Jahr «ad interim» ausgeführt hat, weiss er, was er erreichen möchte und wie er das Amt ausüben möchte.
«Zu Beginn werde ich vielleicht etwas reserviert scheinen, wenn nicht gar schüchtern. Denn vor allem zu Beginn will ich mich mehr auf das Zuhören und das Kennenlernen der verschiedenen Realitäten im Pastoralraum Oberaargau fokussieren als darauf, von mir zu erzählen», erklärt der seit 26 Jahren in der Schweiz lebende Italiener. «Im Grunde genommen bin ich gekommen, um zu dienen», sagt er mit Nachdruck. «Ich habe einige Ideen und Projekte, aber möchte lieber zuerst den Gläubigen des Pastoralraumes zuhören, ihre Prioritäten wahrnehmen, mit meinen Kolleginnen und Kollegen darüber sprechen und dann sehen wir weiter. Ich freue mich sehr, dies mit den Priestern Arogya Reddy Salibindia und Josef Wiedemeier, mit den Sekretärinnen, den Katechetinnen, den Mitarbeitern, dem Pfarreirat und dem Kirchgemeinderat zu tun», sagt er strahlend. Natürlich habe er verschiedene persönliche Vorstellungen, die erste und wichtigste sei die Vorstellung, dass sich jede Vorstellung mit der konkreten Realität konfrontieren müsse. Aber ganz wichtig sei eine gute Zusammenarbeit, Anerkennung unterschiedlicher Kompetenzen und Wertschätzung unterschiedlicher Fähigkeiten. «Weil manchmal ist es nicht so entscheidend, wohin du gehst, sondern mit wem du gehst und wie, für wen du gehst und wieso», sagt er mit Nachdruck. Und weiter: «Ich will in dem Amt für den Menschen da sein und es würdig und recht machen.»
Die offizielle Einsetzungsfeier wird in Wangen an der Aare am 4. September um 9.30 Uhr stattfinden. In den drei anderen Pfarreien Langenthal, Herzogenbuchsee und Huttwil wird je ein Begrüssungsgottesdienst gefeiert. «Es wird mir ein grosse Freude sein, die Begrüssungsgottesdienste zu feiern. Ausserdem in den ersten Septemberwochen die Missionen der kroatischsprachigen und der italienischsprachigen Gläubigen zu begrüssen», freut er sich.

Umzug nach Wangen an der Aare
Um sein neues Amt auszuführen und um in der Nähe des Pastoralraumes zu sein, wird Francesco Marra per 1. September von Villmergen (AG) nach Wangen an der Aare ziehen. Dort will er auch seine verschiedenen Hobbies ausführen: «Ich habe verschiedene Hobbies – eigentlich alles, was ich als erstes gelernt habe: Gut schlafen, gut essen, gut trinken, sich freuen, spielen und Musik machen, singen, laufen, lesen, schreiben, zwei Räder benutzen … reisen, das Neue suchen und kennenlernen», zählt er fröhlich auf. Und sein Lebensmotto? «Ich habe kein Lebensmotto, aber ein Notizbuch voller Sprüche anderer Leute und ich notiere immer wieder neue. Manche Lebensmotti klingen extrem interessant, manche sind überraschend, andere definitiv weniger. Die letzten zwei, die ich mir notiert habe, sind beide von Eleanor Roosevelt: «Grosse Geister diskutieren über Ideen. Durchschnittliche Geister diskutieren über Geschehnisse. Kleine Geister diskutieren über andere Menschen.» Und: «Wir müssen aus den Fehlern anderer lernen; denn wir leben nicht lange genug, um alle Fehler selber zu machen.»

 Gut zu wissen
Die Begrüssungsgottesdienste finden in Huttwil am Samstag, 3. September, um 17 Uhr; am Samstag, 10. September, 17 Uhr in Langenthal und am Sonntag, 18. September, 11 Uhr in Herzogenbuchsee statt.

Von Marianne Ruch