• Seit 15 Jahren ein Highlight beim Schnitzelbankrundkurs an der Huttwiler Fasnacht: Die «Buebeglünggeler» nehmen jeweils kein Blatt vor den Mund. · Bild: Markus Steinemann/Bild Huttwil

12.03.2019
Huttwil

Ihre Fasnacht ist kurz, aber heftig

Die Schnitzelbankgruppe «Buebeglünggeler» gehört seit 15 Jahren zum festen Bestandteil der Huttwiler Fasnacht. Das fünfköpfige Ensemble hat sich durch seine Aufritte nicht nur eine kleine Fangemeinde geschaffen, sondern auch Bekanntheit über Huttwil hinaus erlangt. Dennoch werden sämtliche Anfragen für auswärtige Auftritte abgelehnt, denn für die «Buebeglünggeler» ist die Fasnacht jeweils kurz, aber heftig, wie Mitglied Sarah Stöckl erwähnt.

«Vor Weihnachten gibt es für uns keine Fasnacht», macht Sarah Stöckl klar, dass für die Schnitzelbankgruppe «Buebeglünggeler» die närrische Zeit nicht jene Priorität geniesst wie für Cliquen und Schnitzelbankgruppen aus den Fasnachts-Hochburgen.
«Während für andere die Fasnacht ein richtiges Hobby ist, stellen für uns die Auftritte am Schnitzelbankabend der Huttwiler Fasnacht ein unterhaltsames Freizeitvergnügen dar», gibt Sarah Stöckl zu verstehen, dass die «Buebeglünggeler» die närrischen Tage zwar geniessen, aber keiner von ihnen einen Narren an diesem Brauchtum gefressen hat. Für die «Buebeglünggeler» sei die Fasnacht jeweils kurz, aber heftig, betont das fünfköpfige Ensemble, zu dem nebst Sara Stöckl (Jahrgang 1978) auch deren Ehemann Michael Stöckl (1963), ihr Bruder David Eggimann (1973), ihre Mutter Irma Eggimann (1954) sowie das einzige Nicht-Familienmitglied, der Dürrenrother Markus Ruf (1967), gehören.

Beim Verselesen geblitzt
Aus diesem Grunde habe man bislang auch alle Anfragen für auswärtige Auftritte abgelehnt. Weil man sich bei den Schnitzelbank-Versen jeweils auf die Ereignisse in und um Huttwil konzentriere, müsste man bei auswärtigen Auftritten zusätzliche Verse realisieren. Diesen Aufwand wolle man aber nicht betreiben, sind sich alle einig. Fünf Wochen vor der Huttwiler Fasnacht beginne man in der Regel mit der intensiven Probenarbeit. Das führt dann dazu, dass die Mitglieder die Texte auch an ungewöhnlichen Orten und ganztags auswendig lernen müssen.
Nicht selten sei die Stimmung bei ihren Auftritten grossartig und man ernte begeisterten Applaus, sagt David Eggimann. Das sei sehr schön und erfülle alle mit Freude und Genug­tuung. «Wenn der Abend zu Ende geht, denken wir jeweils: Schade, ist es schon vorbei», erwähnt Michael Stöckl, weil man in diesen Momenten realisiere, wie gut der Auftritt beim Publikum angekommen sei. Dabei gehen die «Buebeglünggeler» nicht gerade zimperlich mit ihren Zuhörern um, ist die Formation doch bekannt dafür, auch mal kräftig unter die Gürtellinie zu gehen oder politisch ganz rechts hinaus zu schiessen.

«Buebeglünggeler» teilen kräftig aus
Dass man die «Buebeglünggeler» deswegen auch schon als Stammtisch-Schnitzelbankgruppe bezeichnet hat, stört die fünf nicht, im Gegenteil, wie Markus Ruf sagt: «Ja, wir bedienen uns bei unseren Versen tatsächlich hin und wieder der träfen Sprache, die an den Stammtischen in unserer Region zu hören ist, nicht zuletzt auch deshalb, weil wir ja genau dort vor diesem Publikum auftreten.»
Das hatte für die Schnitzelbankgruppe aber auch schon unliebsame Folgen, musste man sich doch bereits zweimal für vorgetragene Verse entschuldigen. Das ändert nichts daran, dass am Huttwiler Schnitzelbankabend ein Grossteil der Besucher jeweils gespannt auf den Auftritt der «Buebeglünggeler» wartet, weil man weiss, dass sich die Gruppe auf die lokalen Ereignisse fokussiert und diese gekonnt zu inszenieren weiss. «Huttwil ist diesbezüglich ein idealer und zugleich dankbarer Ort, weil hier immer etwas passiert», bemerkt David Eggimann. Sarah und Markus wissen diese Geschehnisse in Worte zu fassen, Sara und Irma halten diese zudem auch bildlich fest.
Beim Blick zurück erinnern sich die «Buebeglünggeler» gerne daran, dass sie einmal die Schweizer Nationalhymne umgeschrieben haben. «Als wir mit dem Vers begonnen haben, sind plötzlich alle Leute aufgestanden, weil sie glaubten, dass wir nun zum Schluss noch die Nationalhymne singen würden», erzählt Markus Ruf lachend. Und die Begeisterung der Zuschauer, als man zum legendären Song von Francine Jordi, «Das Feuer der Sehnsucht», die Schnitzelbank-Verse vorgetragen habe, sei absolut unvergessen.
Begonnen hat die ganze Geschichte vor 15 Jahren. Auslöser waren die damaligen Napf-Geister mit Beat und Ruth Oechsli, die ihre Angestellte Irma Eggimann und deren Kinder immer wieder aufforderte, aktiv an der Fasnacht teilzunehmen.
Weil David zusammen mit Schwager Michael Stöckl gelegentlich mit den Huttwiler Hornussern am Fasnachtsumzug teilnahm, sei man innerhalb der Familie irgendwann zum Entschluss gelangt, dass man etwas gemeinsam machen wolle.
Das fünfte «Rad am Wagen» war schnell gefunden, Hornusserkollege Markus Ruf wurde bearbeitet, bis auch er zusagte. Weil die Familie Eggimann nicht weit entfernt von der «Buebe-glungge» wohnt, lag der Name der neuen Schnitzelbank-Gruppe quasi auf der Hand. Solange man Spass habe, werde man weiter auftreten, beantworten die fünf die Frage nach der Zukunft der «Buebeglünggeler». Spass an der Fasnacht haben sie zweifellos noch immer, wird doch die Gruppe heuer aus Anlass des 15-Jahr-Jubiläums sogar mit einem Wagen am Umzug vertreten sein.

Von Walter Ryser