• Eishockey ist ihr Leben: Die beiden 13-jährigen Huttwiler Freunde Tim Trüssel (links) und Joel Flückiger. · Bild: Stefan Leuenberger

  • Das Schweizer Team am Pee-Wee-Turnier in Kanada. Mit dabei waren die Huttwiler Tim Trüssel (Nummer 24), Joel Flückiger (Nummer 14) und der Langenthaler Kellan O’Leary. · Bild: zvg

  • Eindrücklicher Turnier-Spielort: Das Centre Vidéotron in Quebec. · Bild: zvg

24.05.2022
Sport

Im absoluten Fokus steht eine Profikarriere

Als Nachbarn sind die beiden 13-jährigen Huttwiler Tim Trüssel und Joel Flückiger Seite an Seite mit dem Eishockey aufgewachsen. Beide wollen Eishockeyprofi werden. Und gemeinsam haben sie das bisherige Highlight der jungen Laufbahn erlebt: Für die Schweizer Auswahl standen die zwei Huttwiler Stürmer am Pee-Wee-Turnier in Kanada, der U13-WM, im Einsatz.

Eishockey · «Wir wohnen fast nebeneinander und fühlen die gleiche Faszination für den Eishockeysport», sagt der 13-jährige Huttwiler Tim Trüssel. «Seit vielen Jahren spielen wir im Fiechten-Quartier zusammen Street- oder Inlinehockey oder betätigen uns anderweitig sportlich», ergänzt Joel Flückiger. Die gleichaltrigen Huttwiler hängen seit frühen Kindsjahren gerne zusammen ab. Vorwiegend bei sportlichen Aktivitäten und stets mit dem Hauptthema Eishockey.

Der grosse Traum heisst Eishockeyprofi
«Wir wollen Eishockeyprofis werden», sagt Tim Trüssel ohne zu zögern. «Ich will einmal für den SC Bern in der höchsten Schweizer Liga auflaufen – und später in der NHL.» Die Liebe zum SCB ist einfach zu erklären. Trüssels ältere Brüder Michael und Christian, beide nicht mehr aktiv, sind einst für die Elite-Junioren des SCB aufgelaufen. Allerdings kam Tim Trüssel erst im zweiten Anlauf so richtig auf den Geschmack. Nach der Hockeyschule legte er die Schlittschuhe zur Seite («die Trainer waren nicht so toll»), probierte sich einige Jahre im Kampfsport Kung-Fu, um dann zu bemerken, dass ihm der schnelle Teamsport auf dem Eis doch am meisten zusagt. Gemeinsam mit seinem Kollegen Joel Flückiger absolvierte er die Nachwuchsstufen beim SC Langenthal. Seit April 2021 spielt Tim Trüssel für den SCB-Nachwuchs – aktuell für die U15 Elit –, um vorwärts zu kommen. Von Beginn seiner Laufbahn und bis jetzt spielt Joel Flückiger beim SC Langenthal. «Natürlich möchte ich später einmal mein Geld mit Eishockey verdienen und auf höchster Ebene spielen. Momentan passt es für mich beim SCL, obwohl wir bei der U15-Altersstufe über kein Elit-Team verfügen. Dies kommt mir aber eher entgegen, weil ich auf dieser Stufe viel Eiszeit erhalte – auch im Über- und Unterzahlspiel», erklärt der Stürmer mit der Nummer 14. «Mein erstes grosses Ziel ist die Aufnahme in die Schweizer U16-Nati.»

Klingende Namen als Vorbilder
Das Eishockeyblut haben beide von ihren Vätern vererbt bekommen. Als grosses Eishockeyvorbild nennt Joel Flückiger den Kanadier Nathan Mac­Kinnon. «Er kann einfach alles, ist ein kompletter Eishockeyspieler.» Flückiger will bei sich vor allem hart am Zweikampfverhalten arbeiten. Die Stockhandhabung und die Schnelligkeit nennt er als seine Stärken. Früher schwärmte Tim Trüssel, der seit einem Hockeylager in Kanada 2019 mit der Nummer 24 spielt, für den Russen Alexander Ovechkin, jetzt für den Schweizer Nati-Captain Nico Hischier. «Ich möchte auch ein so vielseitiger Spieler wie Nico werden, den ich übrigens persönlich kenne, weil er ein guter Kollege von meinem Bruder Christian ist.» Für Trüssel ist klar, dass er an Muskelmasse und damit an Gewicht zulegen muss, um sich im fortgeschrittenen Juniorenalter durchsetzen zu können.   

Viele Trainings, Schule und lange Haare
Das Duo arbeitet hart für die angestrebte Eishockey-Laufbahn. Der Trainingsaufwand wurde in der U15-Altersstufe weiter erhöht. Pro Woche werden drei bis vier Eistrainings oder im Sommer polysportliche Lektionen durchgeführt. Hinzu kommen bis zu drei Zusatztrainings. Sowohl Trüssel wie Flückiger stehen praktisch jeden Tag im sportlichen Einsatz. Beide achten darauf, dass das «notwendige Übel» namens Schule nicht vernachlässigt wird. Sie wissen um die Wichtigkeit einer guten Ausbildung. Im Fokus haben die Blumenstädter Jungs aber den Eishockeysport. Das Duo hat sogar das gleiche Markenzeichen: die langen Haare. «Es sieht einfach gut aus, wenn unter dem Helm das Haar hervor kommt», schmunzelt Tim Trüssel.

Huttwiler Duo übersteht den Cut
Auch das bisherige Karrieren-Highlight konnten die beiden Huttwiler gemeinsam erleben, obwohl sie nicht mehr für den gleichen Club spielen. Dank herausragenden Leistungen in den drei Selektions-Zusammenzügen sowie dem Trainingslager in Engelberg wurden Trüssel/Flückiger im Team «Swiss Eastern Selects» für das «Québec International Pee-Wee Hockey Tournament» aufgeboten. Sie hatten – zusammen mit dem Langenthaler Kellan O’Leary – den Cut von ursprünglich 51 starken Schweizer Spielern mit Jahrgang 2009 auf 17 Spieler und zwei Goalies überstanden. 140 Teams aus der ganzen Welt nehmen in sechs Leistungsklassen an diesem Turnier in Kanada teil. Es wird deshalb auch als U13-Weltmeisterschaft bezeichnet. Die zwei Huttwiler mussten sich dieses Hockey-Abenteuer aber erdulden. Wegen dem Coronavirus musste das Turnier 2021 abgesagt werden. Das Turnier 2022 wurde wegen der Pandemie vom Februar in den Mai verschoben. Vom 1. bis 8. Mai ging die 62. Auflage nun erfolgreich über das Eis.

Eishockey-Abenteuer in Kanada
«Es war ein Erlebnis. Ich habe es sehr genossen, mich mit den anderen Schweizer Spielern austauschen zu können. Ich habe neue Freunde gewonnen», sagt Joel Flückiger. «Für mich war der Besuch des Stadions des NHL-Vereins Montreal Canadiens der absolute Höhepunkt», berichtet Tim Trüssel. «Leider konnten wir kein NHL-Spiel der Canadiens live verfolgen, weil sie die Playoffs verpasst haben.» Von den sonstigen Ausflügen und Eindrücken blieben dem Duo die Besuche des Trampolinparks sowie der Wasserfälle von Montmonrençy  in besonderer Erinnerung. Eher langweilig fanden die Huttwiler den Besuch des Indianer-Reservats. «Es war schön, dass uns unsere mitgereisten Eltern vor Ort unterstützt haben», sagt Joel Flückiger. «Ein Dank geht auch an unsere Sponsoren. Mit ihrer Unterstützung haben sie uns die Teilnahme ermöglicht», ergänzt Tim Trüssel. Schwierig war die Ernährung. «Trinkwasser konnten wir nur aus den Flaschen trinken und das Essen war nicht gerade sportlich. Da war schon etwas mühsam», findet Tim Trüssel, der nur mit viel Glück in Kanada dabei sein konnte, denn just an seinem Geburtstag im März brach er sich im Training das Handgelenk. Eine Blitzheilung ermöglichte die Teilnahme.   

Im Achtelfinal ausgeschieden
Während dem Eishockey-Abenteuer in Kanada absolvierte die Schweizer Auswahl mit dem Huttwiler Duo insgesamt neun Partien (6 Vorbereitungs- und 3 Turnierspiele). Davon konnten fünf gewonnen werden. Hinzu kamen ein Unentschieden und drei Niederlagen. Im U13-WM-Turnier in der atemraubenden Multifunktionshalle «Centre Vidéotron» in Quebec (Baukosten: 370 Millionen Dollar) siegten die «Swiss Eastern Selects» mit 3:2 nach Verlängerung gegen die Amerikaner aus Maryland. Im zweiten Spiel konnten die Amerikaner «Lehigh Valley Phantoms» mit 2:1 bezwungen werden. Im Achtelfinal ging das Turnier für die Schweizer dann zu Ende. Gegen die technisch starken Kanadier «Cascades Drummondville» unterlag die Schweiz 0:6, die damit den 7. Rang von 24 Teams belegte. «Die Kanadier waren ganz einfach stärker als wir», anerkennt Tim Trüssel. Beide Huttwiler sind mit ihrem Pee-Wee-Auftritt zufrieden. «Allerdings hätte ich in den Turnierspielen schon gerne ein Tor geschossen. Chancen dazu hätte ich genügend gehabt», ärgert sich Joel Flückiger. Genauso erging es auch Tim Trüssel. Beide Blumenstädter reihten sich in den Vorbereitungspartien in Kanada unter die Schweizer Torschützen, skorten in den Ernstkämpfen aber nicht. Trotzdem bildete die U13-WM in Kanada für die zwei Huttwiler das bisherige Karrieren-Highlight. Für beide soll es aber nur eine Zwischenstation auf dem Weg zum Eishockeyprofi auf höchstem Niveau gewesen sein.

Von Stefan Leuenberger