• SM-Bronzemedaillengewinnerin Shaienne Zehnder vom Skiclub Ahorn-Eriswil (rechts) zusammen mit der Schweizer Meisterin Elyssa Kuster aus Gossau und der Silbergewinnerin Laura Huber (Haslital Brienz). · Bild: zvg

16.01.2023
Sport

Im Unwissen zur SM-Bronzemedaille

Die talentierten Walterswiler Ski-Zwillingsschwestern Shaienne und Leandra Zehnder tasten sich diesen Winter an FIS-Rennen weiter an die Skispitze heran. In Sils fand ein weiterer FIS-Slalom statt. Dieser wurde zeitgleich als U18-Schweizer Meisterschaft gewertet. Davon wussten die Zwillingsschwestern nichts. Und Shaienne Zehnder fuhr so ganz im Unwissen zu einer SM-Bronzemedaille …

Ski Alpin U18-SM Slalom in Sils · «Ich habe erst erfahren, dass es sich um die Schweizer Meisterschaft handelte, als mich die Verantwortlichen zur Siegerehrung holten», lacht Shaienne Zehnder fast ein bisschen peinlich berührt. «Niemand hat uns darüber informiert», ergänzt das Walterswiler Skitalent. Swiss Ski lieferte in einer Medienmitteilung die Erklärung: «Die nationalen Slalom-Meisterschaften auf Stufe der Juniorinnen waren ursprünglich in Meiringen geplant gewesen, mussten dann allerdings wetterbedingt kurzerhand verlegt werden. Dank des hohen Engagements aller Trainerinnen und Trainer sowie den Verantwortlichen der Bergbahnen Sils konnten die Schweizer Junioren-Meisterschaften im Slalom der Frauen ganz kurzfristig stattfinden.»

Wichtige neun Swiss-Cup-Rennen
Seit dieser Saison fährt die in wenigen Tagen 17 Jahre alt werdende Athletin vom Skiclub Ahorn-Eriswil FIS-Rennen, um sich mit starken Resultaten für das C-Kader von Swiss Ski zu empfehlen. Zehnder fährt den ganzen Winter über diese FIS-Rennen vorwiegend in der Schweiz, aber auch im angrenzenden Ausland. Nach starken Resultaten in den ersten Rennen (fast ausschliesslich Slalomrennen) stand letzte Woche nun das erste Rennen des Swiss Cups (genau Brack.ch Swiss Cup bezeichnet) statt. In dieser U18-Rennserie, welche jeweils in die FIS-Rennen integriert wird, finden insgesamt neun Rennen statt (je drei Slaloms, Riesenslaloms und Speedrennen). «Dieser Cup ist für mich extrem wichtig», erklärt Shaienne Zehnder. In der ersten von zwei alterstechnisch möglichen U18-Saisons winkt dem grössten regionalen Skitalent bereits die Aufnahme ins C-Kader von Swiss Ski. «Dies ist aber brutal schwierig. Da müsste ich in allen Disziplinen Topresultate abliefern», erklärt Zehnder. «Ich bin aber top motiviert und brenne auf alle kommenden Einsätze.» Nach den neun Rennen gibt es eine Gesamtwertung. Die beiden besten U18-Fahrerinnen (Jahrgänge 2005/06) der Schweiz werden ins C-Kader aufgenommen. Allerdings gibt es auch noch die – allerdings klar schwierigere – Möglichkeit, die Kaderaufnahme über die im ganzen Winter gesammelten FIS-Punkte zu schaffen.
Der Auftakt ist Shaienne Zehnder äusserst gut gelungen. Im Cup-Startrennen, welches für Zehnder unerwartet eben auch gleich noch als SM gewertet wurde, musste sie nur zwei Athletinnen den Vortritt lassen. «Der erste Lauf gelang mir besser. Da verlor ich auf die Silbergewinnerin nur eine Zehntelsekunde. Im zweiten Lauf büsste ich dann viel mehr Zeit auf das Top-Duo ein.» Weil das SM-Rennen auf der Rennpiste Grialetsch in das FIS-Rennen integriert war, startete Zehnder nicht als drittletzte, sondern bereits als achtletzte Läuferin zum zweiten Lauf. Im FIS-Rennen aller Jahrgänge reichte es schliesslich zum 11. Rang. Die neue U18-Schweizer Meisterin Elyssa Kuster belegte hinter der siegreichen 20-jährigen Anuk Brändli aus Arosa (Mitglied C-Kader Swiss Ski) den starken 2. Rang. «Mein Rückstand von 1,84 Sekunden auf Kuster ist völlig okay. Elyssa ist eine spezialisierte Slalomfahrerin und ein Jahr älter als ich», informiert Zehnder. Die 2005 geborene Athletin aus Gossau wurde bereits vor einem Jahr U18-Slalommeisterin. U18-Silber ging an die Berner Oberländerin Laura Huber, die ebenfalls ein Jahr älter ist als Shaienne Zehnder.

Schon die fünfte SM-Medaille
Mit SM-Bronze hat Shaienne Zehnder bereits die fünfte Medaille an Schweizer Meisterschaften gewonnen. Und das grösste regionale Skitalent kriegt diesen Winter noch Möglichkeiten, die Sammlung zu vergrössern. Es werden auch noch nationale U18-Titelkämpfe in den anderen Disziplinen stattfinden. Auch in der Abfahrt (im März in Verbier). «Darauf freue ich mich besonders, weil die Speeddisziplin Abfahrt in den unteren Jahrgängen von Swiss Ski nicht ausgetragen wird», sagt Zehnder. «Obwohl ich ausser ein paar wenigen Trainingsfahrten noch gar nie eine Abfahrt bestritten habe, reizt mich diese Disziplin enorm.» Dauerhaft gute Resultate, egal in welcher Disziplin, bringen Shaienne Zehnder viel bessere Ausgangslagen. Als FIS-Newcomerin muss sie momentan jedes Skirennen mit hohen Startnummern in Angriff nehmen. Die Pisten sind zu diesem Zeitpunkt oft schon arg in Mitleidenschaft gezogen. Im SM-Rennen im Slalom beispielsweise hatte Zehnder die hohe Startnummer 26.  

Kaum zu Hause
Da der Rennkalender dicht gedrängt ist und die von drei Trainern von Swiss Ski betreute Shaienne Zehnder praktisch an jedem Wochenende an einer anderen Skistation im Renneinsatz steht, ist die Präsenz zu Hause in Walterswil gering. «Da bin ich nur tageweise – und ganz selten. Wenn ich nicht gerade unterwegs bin, dann weile ich in unserer Ferienwohnung in Spiez, weil sie näher an den Skigebieten sowie meinem Ausbildungsplatz liegt», erklärt die Absolventin der Feusi-Sportschule in Bern.

Leandra Zehnder mit vielen Ausfällen
Auch die Zwillingsschwester Leandra Zehnder hat auf diesen Winter hin die Aufnahme ins Nationale Leistungskader und damit einen ganz wichtigen Karrierenschritt geschafft. Der letztjährigen U16-Schweizer Meisterin im Super G läuft es in der Disziplin Slalom in den bisherigen Rennen allerdings nicht wie erhofft. Gleich an sechs Rennen schied sie aus. So auch im ersten Lauf des Meisterschaftsslaloms. Leandra Zehnder wird froh sein, wenn die anderen Disziplinen auf dem Programm stehen werden.

Auszug aus der Rangliste: SM Slalom, Mädchen U18, Sils, 11. Januar (26 Klassierte): 1. Elyssa Kuster, Gossau, 1:33,85; 2. Laura Huber, Haslital Brienz, 1:34,93; 3. Shaienne Zehnder, SC Ahorn-Eriswil, 1:35,69; 4. Sina Fausch, Larein Jenaz, und Sue Piller, Schönried, beide 1:36,27. – FIS-Slalom, Sils, 10. Januar (50): 1. Eliane Christen, Andermatt, 1:29,85; 2. Aline Hoepli, Gossau, + 0,29; 3. Valentine Macheret, Fribourg, + 2,00; 8. Elyssa Kuster, Gossau, + 4,65; 23. Shaienne Zehnder, SC Ahorn-Eriswil, +7,23.

Von Stefan Leuenberger