• Hans Grunder bedauert den Entscheid der Gemeinden, das Hallenbad nicht finanziell unterstützen zu wollen. · Bild: Marion Heiniger

  • Zur Zeit ist noch unklar, ob das Forum Sumiswald in Zukunft mit oder ohne Hallenbad betrieben wird.· Bild: Thomas Peter

  • Der Betrieb des Hallenbades im Forum verursachte jährlich ein Defizit von rund 300 000 Franken. · Archivbild: Thomas Peter

10.02.2023
Emmental

Ist der Zug für das Forum-Hallenbad abgefahren?

Mit Ausnahme von Sumiswald hat sich keine einzige der übrigen 14 Gemeinden, die ihre Schulkinder bisher zum Schwimmen ins Forum Sumiswald schickten, bereit erklärt, das sanierungsbedürftige Hallenbad finanziell zu unterstützen. In einem ersten Schritt hätte ein Vor­projekt zur Eruierung der effektiven Sanierungskosten in Auftrag gegeben werden sollen. Doch bereits in dieser Phase haben alle Gemeinden abgewunken. Nun liegt es am Gemeinderat der Standortgemeinde zu entscheiden, ob das Forum künftig mit oder ohne Hallenbad betrieben wird.

Sumiswald · Bis Ende des vergangenen Jahres hatten die Gemeinden rund um Sumiswald Zeit, sich über eine mögliche Beteiligung am Hallenbad im Forum Sumiswald auszusprechen. «Da das Forum eine Aktiengesellschaft ist, könnte der Verwaltungsrat rein rechtlich gesehen selbst entscheiden, ob es in Zukunft noch ein Hallenbad geben wird. Doch wir wollten den Puls der Region spüren», erklärt Verwaltungsratspräsident Hans Grunder gegenüber dem «Unter-Emmentaler».
Die Kontaktaufnahme mit den umliegenden Gemeinden basierte auf dem Plan, als ersten Schritt die Finanzierung eines Prüfauftrages mit Vorprojekt in der Höhe von 250 000 Franken sicherzustellen, um die effektiven Kosten für die Sanierung des Sumiswalder Hallenbades aufzuzeigen. Die letzte Bestandesaufnahme aus dem Jahr 2016 veranschlagte rund 8,5 Millionen Franken. Ob diese Zahlen heute noch aktuell sind, wagte der Verwaltungsrat zu bezweifeln. «Damals wurden weder Anpassungen der Brandschutzmassnahmen, ein Schadstoffscreening und deren Auswirkung auf die Sanierung und Entsorgungskosten noch die aktuelle Preisentwicklung und Liefersituation berücksichtigt», präzisiert Hans Grunder.

Gemeinden lehnen Beteiligung ab
Je mehr Gemeinden sich bereit erklärt hätten, das Vorprojekt mitzufinanzieren, desto günstiger wäre es für jede einzelne geworden. Doch mit dem Vorprojekt alleine wäre es nicht getan. Auch die effektiven Kosten für die Sanierung wie dem anschliessenden Betrieb des Hallenbades mussten die Gemeinden in ihre Entscheidfindung mit einfliessen lassen. Hierbei wurde ihnen ein Lösungsansatz vorgestellt, bei dem das Hallenbad aus dem Eigentum der Forum Sumiswald AG ausgegliedert worden wäre. Dafür hätten die Gemeinden im Einzugsgebiet eine Miteigentümerschaft übernommen. Daraus entstanden wäre das Hallenbad Region mittleres Emmental. «Die Konsequenz wäre eine klare Trennung zwischen dem Forum als Kurssportzentrum und dem Hallenbad für das Emmental. Das jährliche Betriebsdefizit von bisher rund 300 000 Franken hätte so auf mehrere Schultern verteilt werden können», erklärt Grunder.
Doch mit Ausnahme der Standortgemeinde Sumiswald, welche eine Beteiligung von zirka 85 000 Franken beschlossen hatte, haben alle übrigen 14 Gemeinden von Rüederswil bis Ufhusen eine finanzielle Beteiligung abgelehnt. Die Begründungen waren im Wesentlichen die Gleichen: In den meisten Gemeinden stehen selbst grosse Investitionen an, zudem sei der Nutzen der Bevölkerung eher gering. Einig waren sich die kontaktierten Gemeinden, dass es aufgrund des obligatorischen Schulschwimmens Aufgabe des Kantons wäre, sich finanziell grösser zu beteiligen. Ausserdem würden die voraussichtlichen Investitions- und jährlichen Betriebskostenbeiträge die finanzielle Tragbarkeit der Gemeinden weit übersteigen und deshalb ein solches Geschäft an der Gemeindeversammlung wenig Chancen haben. Hans Grunder zeigt für diese Argumente Verständnis, ist aber dennoch etwas enttäuscht. «Ich hatte gehofft, dass zumindest einige der angefragten Gemeinden sich am Vorprojekt beteiligen würden, denn durch vorab geführte Gespräche hatte ich einen positiven Eindruck erhalten.»
Die Entscheidungen zum Vorprojekt lagen in der Kompetenz der jeweiligen Gemeinderäte. Hätten diese sich für eine finanzielle Beteiligung ausgesprochen, wäre danach die Entscheidung zur Sanierung des Hallenbades beim Stimmvolk gelegen und davon hätte sich der Verwaltungsrat einiges erhofft. Dieser sprichwörtliche Zug ist nun aber abgefahren.
Dabei ärgert Hans Grunder insbesondere das mangelnde Engagement des Kantons. «Vor zwei Jahren hat der Grossrat ein neues Sportförderungsgesetz erlassen. Aus meiner Sicht hätte in diesem Gesetz zwingend ein finanzieller Anreiz für regionale Sportstätten miteinbezogen werden sollen, so wie es bei den Gemeindefusionen schon gemacht wird. Doch dies wurde leider versäumt. Höchstwahrscheinlich wären die Antworten der Gemeinden in einer solchen Situation anders ausgefallen.»

Schwere Entscheidung für Sumiswalder Gemeinderat
Allerdings ist noch nicht aller Tage Abend. Die Gemeinde Sumiswald könnte das Hallenbad-«Ruder» noch herumreissen. Dessen Gemeinderat wird nun bis zirka April entscheiden, wie es damit weiter gehen soll. Dabei stehen grundsätzlich zwei Varianten im Vordergrund.
Zum einen könnte sich der Gemeinderat auf Grund der heute bekannten Kostenschätzung für die Sanierung, den künftigen Betrieb und den Abschreibungsbedarf dazu entscheiden, als Standortgemeinde das Projekt weiterzuverfolgen oder aber aufgrund der bekannten Ausgangslage in Zukunft ganz auf ein Hallenbad in Sumiswald zu verzichten.
Eine weitere Möglichkeit wäre, dass der Rat sich dazu entschliessen könnte, sich an der vom Verwaltungsrat vorgesehenen Finanzierung eines Prüfauftrages mit Vorprojekt zur Sanierung des Hallenbades zu beteiligen, um erst nach Vorliegen der Planungsresultate einen endgültigen Entscheid zu fällen und diesen dann allenfalls den Stimmberechtigten zur Abstimmung unterbreiten.
Je nachdem, wie der Gemeinderat sich entscheidet, werden durch den Verwaltungsrat der Forum Sumiswald AG von April bis Juni die Planungsunterlagen, die Pflichtenhefte und die Finanzierung für die Planungs- und Machbarkeitsstudien mit oder eben ohne Hallenbad sichergestellt. Die eigentliche Planungsphase für das Forum im Allgemeinen ist ab August 2023 bis Dezember 2024 vorgesehen. Spätestens bis Juni 2025 sollten dann die Variantenentscheide für das Kurssportzentrum endgültig gefällt werden. Eine erste Klausursitzung hatte der Verwaltungsrat bereits im Januar abgehalten, dabei wurde über verschiedene Möglichkeiten diskutiert. Der Fächer bezüglich zukünftiger Nutzung im Forum soll dabei breit geöffnet werden, denn Hans Grunder ist nach wie vor überzeugt, dass eine Sportstätte wie das Forum ohne Hallenbad kostendeckend betrieben werden könnte.

Auch in der Region besteht Sanierungsbedarf
Nicht nur in Sumiswald wird über eine Hallenbadsanierung gesprochen, auch das Langnauer Hallenbad ist sanierungsbedürftig. Kosten hierfür: Rund 30 Millionen Franken. Und in Burgdorf wird sogar über einen Neubau nachgedacht, da das alte Hallenbad nicht mehr sanierungsfähig ist. Die Gemeinde Lützelflüh hat ihr Lernschwimmbecken bereits für 1,1 Millionen Franken saniert. Auch in Herzogenbuchsee sind die Sanierungsarbeiten beim Hallenbad bereits ab­geschlossen. «In Herzogenbuchsee war es die gleiche Situation wie bei uns. Auch dort hatte man versucht, die umliegenden Gemeinden mit ins Boot zu holen und auch dort erhielt man nur Absagen. Die Standortgemeinde hat dann schlussendlich die Finanzierung selbst übernommen», weiss Hans Grunder.
Ob auch die Gemeinde Sumiswald weiterhin an ihrem Hallenbad festhalten will, ist indes noch ungewiss.

Von Marion Heiniger