• Nur Wetterharte pilgerten zum diesjährigen BirdWatch auf die Hinterarnialp. Hier allerdings gab es viel zu sehen und zu erleben. Rechts: Hanspeter Latour freut sich, wenn sich Kinder für die Natur interessieren. · Bild: Barbara Pfister

11.10.2019
Emmental

Jubiläums-Birdwatch mit Hanspeter Latour

Missliches Herbstwetter verunmöglichte an diesem ersten Oktoberwochenende eine goldige Jubiläumsausgabe der Zugvogeltage/BirdWatch auf dem Hinterarni bei Wasen. Diese 25. Austragung fiel dem sehr windigen, regnerischen, nebligen und kalten Herbstwetter zum Opfer. Die Ausstellung in der Arnischüür fand grosses Interesse, und mit Hanspeter Latour war am Sonntag ein Freund des Natur- und Vogelschutzvereins Wasen und Jubiläumsredner zu Gast.

Hinterarni · An 63 Orten in der Schweiz und in weiteren 41 Ländern wurden die Zugvögel am ersten Oktoberwochenende wiederum beobachtet und gezählt (der «Unter-Emmentaler» berichtete). Der Beobachtungsstand des Natur- und Vogelschutzvereins Wasen auf der Hinterarnialp war einer dieser Stände in der Schweiz. Zum 25. Mal beteiligte sich der NV Wasen an diesem einzigartigen Naturschauspiel.

Bei Wind und Wetter
Nur ganz wetterharten, der Kälte und Wind trotzenden BirdWatch-Besuchern wurde am Beobachtungsstand durch Christian Rösti der Vogelzug in interessanten Ausführungen nähergebracht. Der in Wasen aufgewachsene Biologe erkannte sämtliche durchziehenden Individuen an ihrem Flug, ihrem Ruf oder ihren Gefiedermerkmalen. Etwas windgeschützt auf der Ladefläche eines Lieferwagens, notierte Vereinsmitglied Sandra Wahlen akribisch jede vorbeiziehende Vogelart und die Anzahl. Das Naturschauspiel der Nebelschwaden, die immer wieder aus den Wäldern hochstiegen, die Gämsen, die unterhalb des Hinterarni am Hang lagen und grasten und ihre Jungen säugten, die Wetterfenster, welche sich plötzlich öffneten und einen Blick in die Ferne freigaben, die treuen interessierten Besucher, all das war es wert, draussen zu frieren.
Leider bleiben bei solchen Verhältnissen die Zugvögel aus. Lediglich total 1500 Vögel von 38 Arten wurden an diesen zwei Tagen gezählt. Es wurden keine grossen Schwärme gesichtet, keine Ringeltauben, keine Schmetterlinge. Die drei am meisten notierten Vogelarten waren Buchfink, Bergpieper und die Misteldrossel. Als besondere Beobachtung waren ein Rohrweihe-Weibchen, zwei Baumfalken und ein Bluthänfling auszumachen.
Die Ausstellung in der Arnischüür war dem Thema «Die Ankunft der Zugvögel im Brutgebiet» gewidmet. Die Rückkehr der verschiedenen Vögel aus ihren Winterquartieren zu uns erfolgt in einer festen Abfolge. Während zum Beispiel Star und Hausrotschwanz schon ab Ende Februar zurückkommen, sind Mauersegler und Grauschnäpper erst Ende April da. Generell sind Vogelarten, die im Mittelmeerraum überwintern, früher zurück als solche aus den weit entfernten afrikanischen Savannen. Der NV Wasen erstellt jährlich ein Ankunftsprotokoll der wiederkehrenden Zugvögel.
So war der Kuckuck in den Jahren 2018 und 2019 bei uns am 1. Mai wieder zu hören. Der Mauersegler war im Jahr 2018 am 24. April und 2019 am 26. April wieder zu sehen. Solche informative und spannende Aufzeichnungen vieler Vogelarten und eine schöne Präsentation von Präparaten waren in der Ausstellung zu sehen. Zwischen dem NV Wasen und dem ehemaligen Fussballtrainer Hanspeter Latour besteht seit der Jubiläumsausstellung des NV Wasen im Januar 2018 eine Freundschaft. Beide verbindet die Sorge und die Leidenschaft zur Vogelwelt. Martin Leuenberger, Präsident des NV Wasen, kündete Latour als einen Freund und Mitstreiter für die Vogelwelt an sowie als Buchautor und Fotografen.

Hanspeter Latour und das Igel-Chalet
Nach seiner für ihn typisch unterhaltsamen, aber auch ernsten Ansprache forderte Latour alle anwesenden Besucher in der vollbesetzten Arnischüür auf, die Anliegen der Natur- und Vogelwelt ernst zu nehmen, mit den Kindern und Grosskindern in und mit der Natur zu leben, wie es unsere Vorfahren taten. Erschreckend sei für ihn gewesen, als er an einem Vortrag mit Kindern von den sechs Vogelarten oder Schmetterlingsarten hören wollte. Keines dieser Kinder habe von der einen oder anderen Art sechs aufzählen können. Es sei in unserer Verantwortung, dies zu ändern. Mit lustigen Anekdoten rund um Natur und Fussball brachte er die Besucher aber auch zum Lachen. Als Dank für seine Rede überreichte der OK-Präsident der Zugvogeltage, Martin Pfister, Hanspeter Latour ein handbemaltes Igelhaus für dessen Naturgarten im Eriz.
Latour witzelte in seiner typischen Art, dass er nun neben seinem Chalet auch noch das schönste Igel-Chalet im Eriz besitze. OK Präsident Martin Pfister dankte Familie Reist, Hinterarni, für das Gastrecht und die Unterstützung des NV Wasen seit 25 Jahren an den Zugvogeltagen.Mit Chilbibetrieb und volkstümlichen Klängen, feiner Kost aus der BirdWatch-Küche, der Auflösung des Schätzwettbewerbes und gemütlichem Beisammensein, endete diese Zugvogel-Jubiläumsaustragung.

Von Barbara Pfister