• Vor dem Soldatendenkmal hielt Armeeseelsorger John Weber eine eindrückliche Andacht. · Bilder: Barbara Heiniger

  • Hoch zu Ross erfreuten die Bereiter-Musikantinnen und -Musikanten mit ihren Klängen das Publikum auf dem Brunnenplatz.

06.10.2017
Huttwil

Kameraden ein Leben lang

Bei herbstlichem Wetter trafen sich über 150 ehemalige Offiziere, Unteroffiziere und Dragoner aus dem Emmental und Oberaargau. Obmann Hans Hürzeler (Bleienbach) hiess die Dienstkameraden der Dragoner-Schwadron 11 und 13 willkommen. Auch begrüsste er die Gäste sowie zahlreiches Publikum auf dem Brunnenplatz in Huttwil. Sie alle wurden Zeugen eines grandiosen Auftritts der Kavallerie-Bereitermusik Bern.

Es war ein sehenswertes Bild, das sich einem zahlreichen Publikum bot, als die Kavallerie-Bereitermusik Bern durch die Marktgasse einritt. Vorne weg die eskortierte Standarte, gefolgt von der Kesselpauke. Diese war prächtig verziert mit Berner und Schweizer Wappen. Die Kommandos des jungen Spielführers Alexander Zurbuchen waren unüberhörbar. Geschickt wirbelte er mit den Schlegeln durch die Luft und schlug die Kesselpauken. Ebenfalls die Trompeter und Trompeterinnen wussten gekonnt die Zügel zu führen und gleichzeitig das Instrument zu spielen. Das öffentliche Konzert erfreute die Bevölkerung sowie Interessierte sehr. Alle genossen es, diesen einzigartigen Auftritt zu sehen und zu hören.

Kavallerie-Bereitermusik Bern mit 110-jähriger Geschichte
Die Kavallerie-Bereitermusik Bern ist ein traditionsreicher Verein mit einer über 110-jährigen Geschichte. Diese musikalischen Leckerbissen, hoch zu Pferd, waren erstmals in solcher Form in Huttwil zu hören. Massgeblich Anteil zum Gelingen des Auftritts hatte Paul Leuenberger, Dürrenroth, der selber im Verein ist und aktiv spielte. Weitere ehemalige Dragoner aus der Region sind ebenfalls in der besonderen Musikformation dabei. Einige «Hühnerhaut-Momente» waren bei den Vorträgen für die Anwesenden zu erleben. Unter anderem spielte die Kavallerie-Bereitermusik Bern das bekannte Stück «Der alte Dessauer» mit Solotrompeter Robert Pulver. Ebenfalls erklangen der «Brucker Lager-Marsch», «San Carlo», «Military Escort», und zum Abschluss ertönte der ehrwürdige «Berner Marsch».

Weitergeben was wichtig ist im Leben
Mit der Kranzniederlegung beim Soldatendenkmal an der Kirche wurde an die Kameraden erinnert, die seit der letzten Zusammenkunft zur «grossen Armee» abberufen wurden. Mit eindrücklichen Gedanken hielt Pfarrer John Weber (Huttwil) den ehemaligen Wehrmännern eine Andacht. Der Armeeseelsorger erschien in der Uniform und drückte so ebenfalls die Achtung und Dankbarkeit der jüngeren Generation aus. Er hielt fest, dass beim Start auf 1. Januar 2018 der WEA (Weiterentwicklung der Armee) wichtige Verbesserungen gemacht werden. Obwohl die Armee kleiner ist, werden die Truppen wieder vollständig ausgerüstet, und mit der neu eingeführten «Miliz mit hoher Bereitschaft» ist eine Mobilisierung innert kurzer Zeit möglich. «In der neuen Armeereform gibt es auch etwas für die Rösseler: Zwar bleibt die Kavallerie abgeschafft, aber sicher wird der Amtsschimmel doch wieder mal geritten», hielt John Weber mit einem feinen Schmunzeln fest. Ernsthaft stellte er aber fest, dass die neue Armee auch nicht perfekt sei, aber sie werde leben und funktionieren dank vielen motivierten Menschen. «Gerade die ehemalige Kavallerie ist vielen in der aktiven Militärdienstgeneration ein Vorbild in Sachen Einsatzwillen, Herzblut und Kameradschaft», meinte John Weber und machte mit dem Bibeltext aus Könige 2 (9– 12) einige Gedanken dazu. Am Beispiel von Elijah und Elischa sowie den feurigen Rossen erinnerte John Weber die Dragoner daran, ob sie ihren Nachkommen das Wissen und Können weitergegeben haben. Handwerkliche Dinge oder wie früher gelebt wurde. «Habt ihr aufgeschrieben, was wichtig ist in eurem Leben? Nicht für den Pfarrer, sondern für die nachkommenden Generationen, damit sie wissen, wie es einmal war», fragte John Weber. Er zeigte aus seinen Erfahrungen auf, dass die heutige Generation fit und aktiv ist und gab den Anwesenden zu bedenken: «Behaltet euer Herz warm und offen für die junge Generation». Mit dem gemeinsamen «Unser Vater» schloss der Armeeseelsorger, den älteren Wehrmännern unter dem Begriff «Feldprediger» bekannt, die eindrückliche Andacht ab und verabschiedete sich mit militärischem Gruss.

Weiterhin Tagungen der ehemaligen Dragoner
Nach einem Aperitif wurden die Vereinsgeschäfte im Hotel Kleiner Prinz erledigt. Obmann Hans Hürzeler führte durch die Versammlung und begrüsste speziell die Kommandanten, Offiziere und Dragoner, Gemeinderat Hans Mathys (Huttwil), 11er-Chorleiterin Marianne Aeberhardt und die Begleitpersonen. «Der Auftritt heute auf dem Brunnenplatz hat in Huttwil die ehemaligen Dragoner und die ganze Region zusammengeführt, dies ist eine grosse Leistung», sagte Hans ­Mathys und gratulierte zur gelungenen Tagung.
Speziell geehrt mit einer Rose wur­den die ältesten Anwesenden: Alfred ­Flükiger (Dürrenroth) mit Jahrgang 1924; Max Fankhauser (Wiedlisbach), Hans-Ulrich Leuenberger (Mötsch­wil), Walter Widmer (Oschwand), alle Jahrgang 1926. Durch Klaus Leuenberger wurden die 34 Dragoner-Jahrgänger von 1940 bis 1942 verlesen. Sie werden neu Veteranen.
Hansrudolf Bracher verlas die Liste mit den Namen der verstorbenen Kameraden. Zum Trompetenspiel des Stückes «Ich hatt’ einen Kameraden» wurde ihnen von der Delegation der Kavallerie-Bereitermusik Bern der Fahnengruss entboten. Es soll weiterhin Tagungen der ehemaligen 11er- und 13er-Dragoner geben.

Lieder-CD des 11er-Chors
Die Versammlung wurde umrahmt vom «11er-Chor». Unter der musikalischen Leitung von Marianne Aeberhardt (Kirchberg) werden vor allem Dragoner- und Soldatenlieder gesungen. Damit diese nicht in Vergessenheit geraten, wurde eine CD erstellt, die nun im Verkauf ist.
Mit grossem Dank an alle, die zum Gelingen der Tagung beigetragen hatten, speziell Hans Krähenbühl (Gondiswil), konnte Obmann Hans Hürzeler die Versammlung schliessen. Beim Mittagessen und in den anschliessenden Stunden pflegten die ehemaligen Dragoner die Kameradschaft und das gesellige Zusammensein. 

Von Barbara Heiniger