• Dieses Bild wird es im Sommer 2020 in Luzern nicht geben: Die Spitzenschützin Verena Leibundgut von der SG Wyssachen während dem Eröffnungsschiessen des Eidgenössischen Schützenfests im Juni 2015 in Raron/Visp im Wallis. Das «Eidgenössische» in Luzern wurde wegen der Coronavirus-Krise auf 2021 verschoben. · Bild: Keystone

09.04.2020
Sport

Kein «Eidgenössisches» im Jahr 2020

Auch der Terminplan der Schützen wird wegen der Coronavirus-Krise auf den Kopf gestellt. Das Eidgenössische Schützenfest 2020 vom Sommer in Luzern wurde um ein Jahr verschoben. Das Feldschiessen soll unter besonderen Umständen stattfinden können. Eine Austragung des «Drei Herbst-Schiessens im Emmental», dem grössten regionalen Schützenfest 2020, wird derzeit geprüft. Zahlreiche andere regionale Schiessanlässe sind bereits abgesagt.

Regionales Schiessportwesen · Das traditionelle Oberwaldschiessen am 1. März war der letzte regionale Schiesssport-Grossanlass, der vor dem Coronavirus-Sportstopp noch ausgetragen wurde. Die 80. Jubiläumsaustragung bei herrlichem Frühlingswetter dürfte der vorerst letzte Schiesssport-Anlass für eine lange Zeit gewesen sein.

Die Gesundheit geht vor
Nach vielen kleinen Anlässen musste kürzlich auch das Jahreshighlight abgesagt werden. Das nur alle fünf Jahre stattfindende Eidgenössische Schützenfest in Luzern vom Sommer fällt ebenfalls der momentanen Coronavirus-Krise zum Opfer. Der Schweizer Schiesssportverband (SSV) und das Organisationskommitee des Eidgenössischen Schützenfests Luzern 2020 (OK ESF Luzern 2020) haben gemeinsam entschieden, den wichtigsten Anlass der Schiesssportsaison 2020 um ein Jahr zu verschieben. «Mit dem Entscheid wird höchste Priorität auf die Gesundheit von allen Sportlern, Funktionären und Helfern gelegt», erklärt Paul Winiker, Regierungspräsident des Kantons Luzern und OK-Präsident ESF Luzern 2020. Das Eidgenössische Schützenfest ESF in Luzern wird neu vom 10. Juni bis 11. Juli 2021 stattfinden. Durch die zeitliche Verschiebung des ESF Luzern wird sichergestellt, dass sowohl die Infrastruktur wie auch die Armee und der Zivilschutz, welche für die Durchführung des Schützenfestes vorgesehen waren, vollumfänglich für die Bewältigung der Corona-Pandemie zur Verfügung stehen. «Ebenso können sich sämtliche Vereine, welche aufgrund der derzeitigen Lage den Schiessbetrieb unterbrechen mussten, nach Beendigung der Krise intensiv und seriös auf das «Eidgenössische» im kommenden Jahr vorbereiten», sagt Winiker. Die Verschiebung wird nicht ganz so einfach sein, weil im Jahr 2021 in den Schützenverbänden Neuenburg, Waadt und Uri Kantonalschützenfeste geplant sind.

Spezielles Feldschiessen geplant
Fraglich ist derzeit die Durchführung des grössten und jährlich stattfindenden Schützenfests der Welt. Am Feldschiessen 2019 nahmen 130 184 Menschen teil. Eine derartige Ansammlung in den Schweizer Schiessständen ist derzeit undenkbar. Und wohl auch am geplanten Durchführungs-Wochenende vom 5. bis 7. Juni 2020. Vereinen, die das Feldschiessen als kleineres oder grösseres Volksfest inszenieren, fehlt die Planungssicherheit. So wurde deswegen beispielsweise das Feldschiessen im Sense-Bezirk (Kanton Freiburg) bereits abgesagt. Darum ist nun ein absolutes Novum geplant. In Absprache mit den zuständigen Stellen der Armee rückt der SSV vom bisher gültigen Prinzip ab, dass das Feldschiessen schweizweit (mit einigen Ausnahmen, bspw. Vorschiessen und Obertoggenburg) an einem einzigen Wochenende durchgeführt werden muss. Um den Schützenvereinen entgegenzukommen und um Verschiebedaten zu ermöglichen, sind dieses Jahr Feldschiessen quasi als «Vereinsanlässe» bis Ende September möglich. Ein Verein kann auch mehrere «Feld-schiessen-Tage/-Wochenenden» anbieten, wenn er dies will. Der SSV hofft, dass die Vereine zahlreich von diesem Angebot Gebrauch machen und damit das grösste Schützenfest der Welt in einer anderen Form als sonst üblich trotzdem möglich machen. Das Eidgenössische Feldschiessen kann dank dieser Flexibilisierung seine Funktion als PR-Anlass für den Schweizer Schiesssport trotzdem wahrnehmen. Allerdings nur, wenn sich die aktuelle Coronavirus-Situation bis in den Sommer entspannt hat.

«Drei Herbst-Schiessen im Emmental»: Der Entscheid fällt Ende April
Gleiches dürfte auf den grössten Schiessanlass des Jahres im «UE»-Gebiet zutreffen. Allerdings wird das OK den Entscheid einer Durchführung schon bald treffen müssen, um kein finanzielles Risiko einzugehen. Es handelt sich um das «Drei Herbst-Schiessen im Emmental», welches an den drei Schiesstagen 10./16./17. Oktober geplant ist. Dann sollen gleichzeitig das Simon Gfeller-Erinnerungsschiessen der SG Heimisbach, das Emmentaler Schaukäsereischiessen der Feldschützen Affoltern und das Stadtrechtschiessen der Sportschützen Huttwil stattfinden. An jedem der drei Schiesswettkämpfe werden mehr als 1000 Schützen teilnehmen. «Wir warten den Bundesratsentscheid vom 19. April ab», sagt OK-Mitglied Christine Vögeli. «Der Versand der Schiesspläne ist im Juni geplant. Deshalb müssen wir flink entscheiden, ob eine Austragung 2020 durchführbar ist oder nicht», informiert Vögeli. In der Luft hängt auch die bei den Schützenvereinen äusserst beliebte Schweizer Gruppenmeisterschaft Gewehr 300 m.

Zahlreiche Absagen von regionalen Schiesssportanlässen
Bereits sind etliche regionale Schiesssport-Anlässe 2020 wegen der Coronavirus-Pandemie nicht möglich. So wurde der beliebte Trachselwald-Cup abgesagt. Gleiches gilt für den Veteranen-Cup, den Amtscup Burgdorf und die Oberaargauische Mannschaftsmeisterschaft. Ebenso wurden das Schlossbergschiessen in Rüegsauschachen und das Salvisbergschiessen in Sumiswald abgesagt. Abgebrochen werden musste das 40. Pistolen-Winterschiessen der Pistolenschützen Hasle-Rüegsau.
 
Jungschützenkurse bis Ende September möglich
Gemäss der Schiessverordnung müssen die Jungschützenkurse bis 31. August beendet sein. Bei Epidemien oder aus anderen zwingenden Gründen kann auf Gesuch hin ein späterer Termin bewilligt werden. Das Kommando Ausbildung unter Korpskommandant Hans-Peter Walser hat den Antrag des SSV genehmigt und die Frist für die Durchführung der Jungschützenkurse bis 30. September 2020 verlängert. Thomas Süssli, Chef der Armee, hat entschieden, dass die ausserdienstliche Schiesspflicht 2020 für die schiesspflichtigen Angehörigen der Armee sistiert wird. Diese müssen das Programm nicht zwingend schiessen, sie dürfen aber freiwillig bis ebenfalls am 30. September daran teilnehmen. Folgerichtig entfallen in diesem Jahr auch die Nachschiess- und Verbliebenenkurse.

Von Stefan Leuenberger