• Das Team der EK Affoltern unter der Leitung von Christoph Müller (links) darf strahlen: Im schweizweiten Vergleich steht die Emmentaler Kleinbank sehr gut da. · Bild: Liselotte Jost-Zürcher

08.12.2016
Emmental

Kleinbanken behaupten sich unter Riesen

In seiner fünften Studie zum Schweizer Retail Banken-Markt zeigt das Institut für Finanzdienstleistungen Zug IFZ der Hochschule Luzern auf: Die Banken schätzen ihre Zukunft mehrheitlich eher pessimistisch ein. Gleichzeitig veranschaulicht die Kennzahlenanalyse, dass just Kleinbanken erfolgreich unterwegs sind, unter ihnen die Ersparniskasse Affoltern.

Affoltern · Die «IFZ Retail Banking-Studie 2016» der Hochschule Luzern setzt fünf Schwerpunkte: Die Entwicklungen der Unternehmensumwelt, eine Analyse der Kennzahlen der Schweizer Retail Banken, die Staatsgarantie von Kantonalbanken, die Marktanteilen der Bankengruppen im Hypothekargeschäft auf kantonaler Ebene und schliesslich die sogenannte Corporate Governance (Grundsätze der Unternehmensführung) der Schweizer Retail Banken.

Noch mehr Digitalisierung
Die Befragung von 220 Geschäftsleitungsmitgliedern zeigte, dass die Bankenvertreter ein insgesamt düsteres Bild der Zukunft zeichnen. Fast in allen Bereichen erwarten sie künftig strengere Richtlinien und schwierigere Bedingungen.
Sie gehen davon aus, dass sich der Wettbewerb weiter intensivieren, der Margendruck infolge sinkender Kundenloyalität und höherer Preissensitivität zusätzlich verstärken sowie die Bautätigkeit abnehmen wird, derweil die regulatorischen Anforderungen noch komplexer werden.

Kleinbanken mit enorm guten Kennzahlen
Gleichzeitig rechnen die Banken in den nächsten Jahren mit hohen Investitionen: Denn die Digitalisierung der Geschäftsmodelle schreitet voran, für die Produktentwicklung und Kundenberatung werden immer mehr Technologien eingesetzt und die Compliance muss sichergestellt werden.
Die überwältigende Mehrheit der Bankenvertreterinnen und -vertreter geht davon aus, dass Kunden immer mehr ihre Bankgeschäfte selbst tätigen wollen, was unter anderem kosteneffiziente Self-Service-Angebote zulässt. Zudem sind sich die Befragten überraschend einig, dass die Geschäftsmodelle in Zukunft weiter digitalisiert werden, die Nutzung von mobilen Geräten (massiv) zunehmen und die Bereitschaft der Kunden, ihre Daten zur Verfügung zu stellen, steigen wird.
Nichts desto trotz: Mit der Ersparniskasse Affoltern i.E. AG, der Bank EEK AG sowie der Spar- und Leihkasse Wynigen AG sind dieses Jahr gleich drei Banken mit einer Bilanzsumme von weniger als 1,5 Milliarden Franken unter den besten fünf Retail Banken. Deren insgesamt gutes Abschneiden wird in der Analyse als «auffällig» bezeichnet. Die Kleinbanken wehren sich trotz des Tiefzinsumfeldes erfolgreich gegen den Margendruck im Aktivgeschäft.
Zudem sind sie häufig sehr gut kapitalisiert und finanzieren ihre Kundenausleihungen zu einem grossen Teil durch Kundengelder.

Unterschiede zu Stadt und Land
Die Analyse zeigt auf, dass die Kantonalbanken in fast allen Kantonen den grössten Marktanteil bei der Immobilienfinanzierung auf sich vereinen können. Tiefe Marktanteile ergeben sich primär dort, wo keine regionalen Kantonalbanken mehr vor Ort tätig sind (Solothurn und Appenzell Aus-serrhoden) sowie in den Kantonen Tessin, Genf und Bern, wo sich im Gegenzug andere Bankengruppen sehr stark positionieren konnten.
Mit Blick auf die Raiffeisen Gruppe zeigt sich, dass diese vor allem in ländlichen Regionen stark vertreten ist, trotz hohem Wachstum in städtischen Gebieten. Die Grossbanken sind hingegen insbesondere in städtischen Gebieten stark vertreten. Schweizweit ist der Marktanteil der Grossbanken zwischen 2003 und 2015 von 33,8 auf 28,3 Prozent gesunken, derjenige der Raiffeisenbanken hingegen von 13,2 auf 17,1 Prozent gestiegen.

Von Liselotte Jost-Zürcher/pd