• Fritz Gfeller bestens assistiert von seinen «Hilfsköchen» Markus Graf (links) und Martin Leuzinger. · Bild: Ernst Marti

09.02.2017
Emmental

Kochen und geniessen im «Milano Nord» mit Spitzenkoch Fritz Gfeller

Für einen Abend verwandelte sich kürzlich die Burgdorfer EssBar Milano Nord in eine veritable Gotthelfstube. Eine neue und erweiterte Auflage des Kochbuchs von Fritz Gfeller «Rezepte aus dem Emmental» bildete den Rahmen für einen gemütlichen Abend, an dem die Gäste unter Anleitung des Spitzenkochs gemeinsam vier urchige Gerichte kochen und geniessen konnten.

Burgdorf / Huttwil · Als engagierter Botschafter der traditionellen Emmentaler Küche ist der Spitzenkoch Fritz Gfeller weit über die Grenzen der Schweiz hinaus bekannt. Während Jahren, nämlich von 1968 bis 1996, führte er mit seiner inzwischen verstorbenen Frau Gery erfolgreich das weit herum bekannte Gasthaus Kreuz in Weier i.E. Betrachtet man die Stationen, wo er überall gewirkt hat, stellt man rasch fest, dass in praktisch allen Erdteilen Köche von seinem enormen Wissen profitiert und Gäste die feinen Emmentaler Menüs genossen haben.
Doch nicht nur als Koch, sondern auch als Autor der Kochbücher «Rezepte aus dem Emmental», von denen inzwischen über 333 000 Exemplare verkauft wurden, ist Fritz Gfeller weit herum bekannt. Und nun ist die neueste, zugleich siebte und erweiterte Auflage dieses Werkes entstanden, die zusätzlich rund 30 Rezepte aus Gotthelfs «Chnächte-Chuchi» enthält. Die urchigen Zeichnungen von René Bürki und die stimmungsvollen Fotografien von Hans Kern verleihen diesem Kochbuch einen echten Hauch Emmental.

Alte Druckplatten im letzten Moment gerettet
Von Fritz Gfeller war zu erfahren, dass sich der Druck des neuen Buches, im Gegensatz zu den früheren Ausgaben, nicht so einfach gestaltete. Die alten Druckplatten, welche mit den modernen Maschinen nicht mehr kompatibel waren, befanden sich nämlich inzwischen nicht mehr in der Schweiz, sondern in Frankfurt, und sollten wegen Wasserschäden weggeworfen werden. Glücklicherweise konnten sie gerettet und getrocknet werden, denn inzwischen erfuhr Fritz Gfeller, dass die Huttwiler Druckerei Schürch AG über eine alte Maschine verfügt, welche diese Platten verwenden und so dieses Buch gedruckt werden konnte.
Grund genug also, das neue Buch einem weiteren Kreis vorzustellen, und was passt da besser dazu als ein Restaurant in eine veritable Gotthelfstube umzuwandeln. Doch wie kam es dazu?

Burgdorfer EssBar Milano Nord als «Gotthelfstube»
«Ich hatte vor einiger Zeit eine Besprechung in der Geschäftsstelle der «Ämmitaler Ruschtig», welche sich im Tourist Office Emmental an der Bahnhofstrasse 14 in Burgdorf befindet», erzählt Fritz Gfeller. «Nach dem anschliessenden Kaffee in der direkt daneben befindenden EssBar Milano Nord kamen wir ins Gespräch mit der Geschäftsleiterin Jacqueline Husmann. So entstand die Idee, das ‹Milano Nord› für einen Abend in eine Gotthelfstube umzuwandeln und gemeinsam mit unseren Gästen vier Rezepte aus dem Buch zu kochen und zu essen.» Eine Idee, die ganz offensichtlich Anklang fand, denn das «Milano Nord» war an diesem «Gotthelf-Chuchiabe» mit erwartungsvollen und am sichtlich begeisterten Gästen bis auf den letzten Platz besetzt.

Anstoss des Frauenvereins Affoltern zum ersten Kochbuch von Gfeller
Zum Apéro mit dem Namen «Hoschtet-Sprutz», der von der Geschäftsleiterin – oder besser gesagt Gastgeberin – Jacqueline Husmann serviert wurde, erzählte Fritz Gfeller auf kurzweilige Art aus seinem Berufsleben und wie er zu den alten Rezepten gekommen sei: «Nachdem ich aus Frankreich zurückgekommen war, hat meine Mutter einmal den Vorstand der Landfrauen zu uns ins Gasthaus im Weier eingeladen. Dabei waren Mina Ryser, Lämpematt- Liseli, Schweikhof-Vreneli und Gotte Mina. Sie alle haben gegessen, und ich habe ihnen ein französisches Menü gekocht. Auf meine Frage, ob das Essen geschmeckt habe, sagte Mina Ryser langgedehnt Joo, es ist nicht so schlecht gewesen, aber hier im Emmental haben wir auch gute Sachen, es muss nicht alles französische Küche sein.»
Kurz und gut, am nächsten Tag besuchte Fritz Gfeller Mina Ryser, die ihm ihre Rezepte gab, welche er sofort ausprobierte. Und so entstand als Folge des französischen Menüs, das Fritz Gfeller dem Landfrauenvorstand kochte, das bisher in über 300 000 Exemplaren verkaufte Kochbuch «Rezepte aus dem Emmental».

«Wybersalat», «Wedelebock-Topf»,«Ramseier Schumgreeme»
Obschon es in der Einladung hiess, dass Fritz Gfeller zusammen mit einigen Gästen vier Gerichte aus seinem Buch kochen würde, musste niemand befürchten, dass nun stundenlangen Rüst- und Vorbereitungsarbeiten zugeschaut werden müsse. Das hatte der 78-jährige Spitzenkoch in der Küche seiner Wohnung in Kirchberg nämlich schon vorher erledigt. Die Hilfsköche waren mit dem gelernten Koch Markus Graf, der als Gast mit seiner Familie anwesend war, und dem Fotografen und ehemaligen Besitzer eines bekannten Burgdorfer Fotofachgeschäftes, Martin Leuzinger, rasch gefunden. Konnten die zwei beim Apéro noch geniessen, mussten sie nun Schürzen umbinden und unter Leitung von Fritz Gfeller sowie mit Argusaugen beobachtet von den Gästen die einzelnen Gänge wie «Wybersalat», «Wedelebock-Topf» und «Ramseier Schumgreeme» vorbereiten und kochen.
Hörte man sich beim anschliessenden Schmaus etwas um, waren die Gäste ausnahmslos begeistert von diesem Abend. «Seit zehn Jahren leben wir nun in Burgdorf und sind oft im ‹Milano Nord›. Wir kochen selber gerne, und wir haben die Emmentaler Küche lieben gelernt. Selber stammen wir aus Bayern, und dort gibt es ja ähnlich deftige Speisen», sagte Ulrike Hunger, die mit ihrem Ehemann den Abend genoss. Auch Barbara Jenzer, die in Bern an der Gerechtigkeitsgasse das Café Montag betreibt, war begeistert. «Ich finde die Atmosphäre hier sehr gut und die aufgetischten Menus ausgezeichnet. Gut möglich, dass ich demnächst in unserem Betrieb auch mal ein Menü aus Gfellers Rezeptbuch auftischen werde.»
Auch die Promotoren des Anlasses, Jacqueline Husmann, Geschäftsleiterin des Milano Nord, und Fritz Gfeller zeigten sich zufrieden. «Wir verwenden in unserem Betrieb vorwiegend Emmentaler Produkte, verkaufen auch die Emmentaler Ruschtig, und da lag es auf der Hand, dass wir mithelfen, einen derartigen Anlass zu organisieren. Ich finde es toll, was hier heute Abend gelaufen ist», sagte die perfekte Gastgeberin Jacqueline Husmann, die seit gut einem Jahr das Milano Nord führt. Fritz Gfeller, unermüdlich wie eh und je, genoss es ebenso: «Auch wenn man älter wird, muss man immer etwas machen, sonst verrostet man. Mein Problem ist bloss, dass ich oft nicht Nein sagen kann und es dann fast zuviel wird. Der Anlass war super, konnten wir doch zusammen in einer netten Gesellschaft einige gemütliche Stunden zusammen sitzen.»

Von Ernst Marti