• Noch geht es in der Villa der Witwe Madeleine von Vigier einigermassen ruhig zu und her, doch das sollte sich bald ändern. Turbulenzen stehen ins Haus. · Bild: Hilda Rösch

07.01.2019
Luzerner Hinterland

Kriminelle Elemente in der Villa Vigier

Die Theatergruppe Grossdietwil hat mit dem Dreiakter «Gauner haben kurze Beine» ein Stück aufgeführt, in dem kriminelle Elemente für turbulente Situationen in einer vornehmen Villa sorgen.

Grossdietwil · In der bis auf den letzten Platz besetzten MZH Hiltbrunnen in Altbüron  ging am letzten Samstag die erste Aufführung des Theaters «Gauner haben kurze Beine» über die Bühne. Und dass dieses Stück in einem vornehmen Villenviertel angesiedelt ist, ging schon aus dem prachtvollen Bühnenbild hervor. Dieses zeigte einen Salon mit wertvollen Bildern, teuren Möbeln und ebenso teuren Ziergegenständen. Reichtum zieht aber auch Diebe und Erbschleicher an, was die Besitzerin und Bewohnerin der Villa bald einmal erfahren sollte.

Bissigkeit und loses Mundwerk
Als Witwe bewohnt Madeleine von Vigier (Christine Aschwanden) allein diese prächtige Villa, in der sie hingebungsvoll die Erinnerung an ihren Gatten pflegt. Trotzdem zeigt sie aber viel Verständnis für ihre Mitmenschen, vor allem für ihre überkandidelte, jedoch nicht mit Reichtümern gesegnete Schwester Helene (Renate Knupp), die voller Neid auf die begüterte Witwe blickt und diese mit bissigen Bemerkungen eindeckt. Hinzu gesellt sich die neugierige und schnell beleidigte Haushaltshilfe Anna, gespielt von Yvonne Koller. Diese Anna führt ein ziemlich loses Mundwerk, übersieht aber grosszügig Staub und Spinnweben. Als ein wahrer Freund der Hausdame erweist sich der ehemalige Polizist Remy Fuchs (Toni Knupp), der schon bald misstrauisch wird, als ein schmieriger und offensichtlich hungriger Versicherungsagent (Mathias Müller) auftaucht und unbedingt die Wertgegenstände im Haus besichtigen und versichern will. Aber auch die temperamentvolle Nachbarin Lorena Moretti (Doris Renggli) überwacht mit Argusaugen die Geschehnisse in und rund um die Villa, wobei sie an jeder Ecke eine schleichende Gestalt gesehen haben will.

Ein Enkel und Erbschleicher
Ein doppeltes Spiel treibt Marie von Vigier (Nina Krauer) als Enkelin von Madeleine. Vordergründig kümmert sie sich zwar liebevoll um ihre Oma, die sie mit Unmengen von Medikamenten versorgt. Dabei hegt sie aber ihre ganz eigenen Absichten. Doch so leicht lässt sich die harmlos und gutmütig scheinende, aber doch ziemlich clevere Oma nicht hinters Licht führen, auch nicht von Julius von Vigier (Florian Aschwanden), der eines Tages auftaucht und behauptet, ihr Enkel zu sein. Dabei ist dem unbedarften Jüngling anzumerken, dass er zwar gerne vom Reichtum seiner angeblichen Grossmutter profitieren würde. Mit ihrem Geld könnte er sich aus seiner miesen finanziellen Lage retten. Doch fühlt er sich als Erbschleicher alles andere als wohl in seiner Haut.
Die ganze Situation eskaliert, als der arglistige Versicherungshengst und der falsche Enkel des Nachts in die Villa einbrechen und dort von der kampflustigen Helene erwartet werden. Als dann auch noch die Nachbarin und die Enkelin mit Pistolen bewaffnet auftauchen, ist das Chaos perfekt. Nur die Oma nimmts gelassen. Ein kleines «Cognäcli» reicht ihr zur Beruhigung. Denn so ein feines Schlückchen war ihr schon immer lieber als alle Pillen und Tabletten, die ihr Marie von Vigier stets unterjubeln wollte.

Umwerfende Mimik und Gestik
Das gesamte Theater, das mit flapsigen Sprüchen und Situationskomik gespickt war, wies trotzdem einen ernsten und zugleich aktuellen Hintergrund hinsichtlich der heutigen Enkeltrickbetrüger auf. Und Toni Knupp hat es als Regisseur verstanden, die unterschiedlichen Rollen ausgezeichnet zu besetzten. So zeigten sich durchwegs alle Spielerinnen und Spieler ihrem jeweiligen Part gewachsen. Dabei agierten sie locker und flüssig auf der Bühne, während sie gleichzeitig mit umwerfender Mimik und Gestik aufwarteten. Das ungezwungene und natürlich wirkende Spiel der Darstellenden honorierte das Publikum mit einem langanhaltenden Applaus, womit es seinem Vergnügen und seiner Begeisterung über das eben Gesehene und Gehörte Ausdruck gab. Als Präsident der Theatergruppe Grossdietwil freute sich Mathias Müller über die gelungene Premiere des Theaters sowie über den Publikumsaufmarsch, den er mit kurzen Worten zu verdanken wusste.

Weitere Aufführungen
Theater «Gauner haben kurze Beine»: Am kommenden Freitag, 11. Januar, und Samstag, 12. Januar, jeweils um 20 Uhr in der MZH Hiltbrunnen in Altbüron.

Von Hilda Rösch