• Die Mitglieder des Regionalen Führungsorgans Region Langenthal während ihrer jüngsten Stabsübung. · Bilder: Walter Ryser

  • Rolf Baer leitet als Chef RFO Region Langenthal die Stabsübung, ...

  • ... während die Mitglieder mit der Bewältigung der gestellten Aufgabe beschäftigt sind.

  • Angehörige des Zivilschutzes leisten während der Stabsübung entsprechende Führungsunterstützung zugunsten des RFO Region Langenthal.

22.03.2021
Oberaargau

Krisenstab ist für den Ernstfall gerüstet

Seit einem Jahr grassiert die Corona-Pandemie auch in unserer Region. Seither ist auch das Regionale Führungsorgan Region Langenthal (RFO) im Einsatz und hat in dieser Zeit eine wichtige Rolle als Koordinator und Dienstleister für die Gemeinden wahrgenommen. Aber wer steht eigentlich hinter diesem RFO und was sind seine Aufgaben? Die beiden Langenthaler Rolf Baer (Chef RFO) und Luis Gomez (Stabschef RFO) geben Einblicke in die Institution.

Region Langenthal · Eine Naturkatastrophe grösseren Ausmasses, eine Pandemie oder ein anderes, unvorhergesehenes Ereignis kann eine Gemeinde bei der Bewältigung eines Katastrophenfalles rasch an ihre Kapazitätsgrenzen bringen. In diesem Fall ist man auf auswärtige Hilfe angewiesen. An diesem Punkt kommt das Regionale Führungsorgan ins Spiel. Seit 2009 besteht in der Region Langenthal eine solche Organisation, die den Gemeinden in Notsituationen zur Verfügung steht.
Dem Regionalen Führungsorgan Region Langenthal (RFO) sind gesamthaft 16 Gemeinden angeschlossen, von Bannwil bis Oeschenbach. Dieses ­Gebiet entspricht der Zivilschutzregion Langenthal.
Die rechtliche Grundlage des RFO ­basiert auf dem kantonalen Bevölkerungs- und Zivilschutzgesetz sowie der kantonalen Verordnung über den Bevölkerungsschutz. Als Einsatzmittel stehen dem RFO der Zivilschutz zur Verfügung, zum Teil auch private ­Firmen, wenn es darum geht, entsprechende Materialien oder Gerätschaften zur Bewältigung einer Notfallsituation anzumieten und einzusetzen. «Das RFO ist ein Mittel, das den ­Gemeinden zur Verfügung steht, um ausserordentliche Ereignisse oder ­Naturkatastrophen besser koordinieren und meistern zu können», präzisiert Rolf Baer, Chef RFO Region ­Langenthal, den Zweck und die Aufgabe seiner ­Organisation.

Einsätze für das Spital SRO
Seit dem Ausbruch der Corona-Pandemie in unserem Land befindet sich auch das RFO Region Langenthal im Einsatz. Über die ganze Zeit trifft sich ein Teilstab des RFO regelmässig zu Rapporten. So leistete im Zusammenhang mit der Pandemie in unserer ­Region der Zivilschutz verschiedentlich Hilfeleistungen im Spital SRO in Langenthal. Die jeweiligen Einsätze wurden durch das RFO koordiniert. Daneben hatte und hat das RFO die Aufgabe, während der Pandemie den Kanton Bern beziehungsweise den kantonalen Führungsstab mit regelmässigen Lageberichten aus seinen Gemeinden zu versorgen.
«Es ist auch für uns wichtig, zu erfahren, was in den einzelnen Gemeinden während der Pandemie läuft und welche Bedürfnisse bestehen», erwähnt Luis Gomez, Stabschef RFO Region Langenthal. Rolf Baer ergänzt: «Das RFO kann in dieser Phase eine wichtige Rolle als Koordinator und Dienstleister für die Gemeinden wahrnehmen.» Daneben bot das RFO auch beim Aufbau des Impfzentrums Oberaargau in der Alten Mühle in Langenthal gewisse Dienstleistungen an. Am 5. März beispielsweise absolvierte das RFO mit allen beteiligten Gremien und Institutionen bereits den 25. Corona-Rapport seit Ausbruch der Pandemie vor einem Jahr.

Gespickt mit ­Fachwissen und Erfahrung
Dem RFO Region Langenthal gehören insgesamt 14 Personen an. Dabei sind alle wichtigen und relevanten Fachbereiche vertreten, die bei einem ausserordentlichen Ereignis involviert sein könnten. So nehmen Vertreter des Spitals SRO, der Industriellen Betriebe, der Stadt Langenthal, der Kantonspolizei, der Feuerwehr, des Zivilschutzes, aber auch ein Tiefbau-, ein Kommunikations- sowie ein Logistik-Fachmann und ein Experte für Naturgefahren Einsitz im RFO. «Damit verfügt das RFO über eine erstklassige Vernetzung, die in Krisensituationen sehr wertvoll ist. Zudem verfügt unser Gremium mit diesen Leuten über ein enormes Fachwissen und eine immense Erfahrung», bemerkt Rolf Baer.
Der 68-jährige ehemalige Schulleiter und Langenthaler Gemeinderat lobt das Engagement seiner Truppe, der er seit 2016 als Chef RFO vorsteht. «Ich bin beeindruckt von der Motivation und Leistungsbereitschaft aller Beteiligten im Stab und Zivilschutz», sagt Baer. Er selber könne in diesem Gremium seine ganze Führungserfahrung aus seinen früheren Tätigkeiten als Schulleiter, Gemeinderat oder als Oberst in der Armee einbringen. Baer ist von der Institution RFO überzeugt: «Wir leben in einem grossartigen Land und da ist es wichtig, dass es Leute gibt, die bereit sind, sich in speziellen Situationen unentgeltlich für das Gemeinwohl einzusetzen», weist er darauf hin, dass sämtliche Mitglieder des RFO ihren Einsatz freiwillig und ohne Entschädigung leisten.

RFO-Mitglieder werden regelmässig geschult
Dieser Einsatz besteht nicht bloss darin, bei einem allfälligen Ereignis aktiv zu werden. Nein, damit das RFO bei einer Notsituation in einer Gemeinde seinen Dienst auch effizient und zuverlässig verrichten kann, werden die Mitglieder regelmässig geschult und weitergebildet. Aber auch die Einsatztauglichkeit des gesamten RFO wird laufend überprüft. So wurde beispielsweise in den letzten Tagen eine grössere Stabsübung durchgeführt, bei der ein mutmasslicher Anschlag auf die Trinkwasserversorgung in den Gemeinden Roggwil, Melchnau und Schwarzhäusern simuliert wurde, mit entsprechenden Auswirkungen auf Bevölkerung, Tiere und Umwelt. Eine knifflige Aufgabe, die jedoch exakt auf die Fähigkeiten eines RFO zugeschnitten war, gilt es doch bei einem solchen Ereignis, Hilfeleistungen und Unterstützungsangebote in verschiedensten Bereichen zu koordinieren und zu organisieren.

RFO nimmt wichtige Aufgabe wahr
Nicht zuletzt die letzte Übung veranlasst Luis Gomez zur Feststellung, dass es sich beim RFO Region Langenthal um eine Institution handelt, die gerade in der heutigen Zeit eine wichtige Aufgabe wahrnimmt, wie etliche grössere Ereignisse in den vergangenen Jahren in unserem Land gezeigt haben (Unwetter Schangnau oder Erdrutsch in Gondo), bei denen man über die Unterstützung durch Regionale Führungsorgane froh war. Der 50-jährige Vorsteher des Amtes für öffentliche Sicherheit der Stadt Langenthal ist erst seit etwas mehr als einem Jahr Mitglied des RFO, aber bereits voll des Lobes über diese Organisation. «Ich habe hier ein für mich völlig neues Themen-Gebiet kennengelernt. Ich kann aber bereits nach kurzer Zeit sagen, dass ich gerne in diesem Gremium arbeite und ich mich voll und ganz mit dieser Institution identifiziere.» Das sind zweifellos beruhigende Aussagen, die den Gemeinden in der Region Langenthal die Gewissheit vermitteln, dass in Krisensituationen entsprechende Unterstützung zur Verfügung steht.

Von Walter Ryser