• Kulturkommissions-Mitglied Cora Maurer gratuliert Rhaben Straumann und Matthias Kunz (rechts). · Bilder: Hans Mathys

  • Langenthaler Stadtpräsident Reto Müller verschenkt die «alte Mühle».

  • Strahlende Gesichter bei der Theatergruppe Shnawaria.

03.12.2019
Langenthal

Kulturpreis und alte Mühle an Strohmann-Kauz

Das Theaterkabarett-Duo Strohmann-Kauz ist im Stadttheater mit dem Kulturpreis der Stadt Langenthal, die Theatergruppe Shnawaria mit dem Anerkennungspreis ausgezeichnet worden. Es war ein ebenso feierlicher wie humorvoller Anlass.

Dass der mit 10 000 Franken dotierte 28. Kulturpreis der Stadt Langenthal an das professionelle Theater-Duo Strohmann-Kauz geht und der Anerkennungspreis (5000 Franken) ans Laientheater Shnawaria, ist seit Mitte September bekannt. Was aber den Besucherinnen und Besuchern der Kulturpreis-Verleihung 2019 auf der Bühne geboten wurde, war von höchstem Unterhaltungswert und strapazierte die Lachmuskeln – vor allem beim extra für diesen Anlass einstudierten Sketch von Strohmann (Rhaban Straumann) als lebensfrohem Senior Ruedi und Kauz (Matthias Kunz) als dessen griesgrämigem Pendant.

Vielseitigkeit als Markenzeichen
Für eine festliche Note sorgten Thomas Aeschbacher (verschiedene Schwyzerörgeli) und Jürg Nietlispach (Kontrabass), die wohltuende musikalische Akzente setzten. «Zürich, Olten, Sent, Leipzig, Breitenbach, Kerzers, Zug, Bern, Frauenfeld, Braunschweig, Magdeburg, Winterthur, Basel, Langenthal», nannte Kulturkommissions-Mitglied Cora Maurer bei ihrer Laudatio für das mit dem Kulturpreis geehrte Duo Strohmann-Kauz Auftrittsorte von Rhaban Straumann und Matthias Kunz. Diese sind seit 13 Jahren unterwegs und werden mittlerweile jährlich für 100 bis 150 Auftritte engagiert.

Mit Sprache und Satire arbeiten
Matthias Kunz hat seine Wurzeln in Roggwil und lebt in Bern, Rhaban Straumann kommt aus Olten. Die diesjährigen Preisträger sind ausgebildete Schauspieler. Ihr Schaffen – im Grenzbereich zwischen Schauspiel und Satire – bezeichnen sie selber als Theater-Kabarett. Die beiden betätigen sich auch als Regisseure, Autoren, Veranstalter, Moderatoren, Kolumnisten, Berichterstatter, satirische Stadtführer und Theaterpädagogen.
Vielseitigkeit ist eines ihrer Markenzeichen. Kennengerlernt hatten sich Matthias Kunz und Rhaban Straumann an der Schauspielschule in Zürich, wo ihnen schnell klar geworden ist, dass beide nicht nur gerne mit der Sprache arbeiten, sondern auch die Satire mögen. Anschliessend haben beide am Gymnasium in Langenthal gearbeitet. Seit 2006 treten sie gemeinsam professionell auf. In einer Balance zwischen Humor und Ernst befassen sie sich mit gesellschaftlich-politischen Themen und setzen sich mit einer immer grösser werdenden Gesellschaftsschicht auseinander – den Senioren. In ihrem aktuellen Programm «Sitzläder» brechen die rüstigen Senioren Ruedi und Heinz aus dem Altersheim aus.

Top-Regisseurin Nadine Wasem
Martina Moser, Mitglied der Kulturkommission Langenthal, hielt die Laudatio für die mit dem Anerkennungspreis ausgestattete, exakt zehn Jahre alte Theatergruppe Shnawaria. Diese setzt sich aus Mitgliedern verschiedensten Alters zusammen. Geburtsstunde der Gruppe war in Walliswil bei Wangen, wo Gründerin und Regisseurin Nadine Wasem aufgewachsen ist. Kurzzeitig wurde die Gruppe zwar einmal aufgelöst, doch ein harter Kern blieb bestehen. Nach dem Wechsel nach Langenthal begann die Gruppe kontinuierlich, mit ihren jährlichen Aufführungen im Kulturstall ein treues Stammpublikum aufzubauen.
Die Stücke würden, sagte Martina Moser, gemeinsam einstudiert. Dies geschehe sehr intensiv – vor allem an den Übungswochenenden, die jeweils rund zwei Monate vor der Premiere stattfinden. Die Laien-Truppe fühle sich als grosse Familie. Entsprechend respektvoll gehe man miteinander um. Shnawaria ist aus den Namen der beiden Gründerinnen entstanden.

Stapi Reto Müller überrascht
Die Übergabe der Kulturpreise bot gleich mehrmals Anlass zum Schmunzeln. Shnawaria-Regisseurin Nadine Wasem – mit ihren Sohn auf dem Arm – war ob der Ehre so überwältigt, rang strahlend um Worte. Bei Strohmann-Kauz war das Gegenteil der Fall. Die zwei Theater-Profis dankten witzig-hintergründig – im Duett. Das köstlich amüsierte Publikum erfuhr von Strohmann-Kauz exklusiv: «Stadtpräsident Reto Müller hört auf.» Nur ein Gerücht – oder ist da etwas dran? Der Stapi klärte das Ganze selber auf. Er dankte vorerst namens des Gemeinderats Theaterleiter Reto Lang und ganz speziell der Kulturbeauftragten Marianne Hauser Haupt, die Ende Jahr pensioniert wird und für ihr erfolgreiches Wirken einen riesigen Applaus einheimsen darf. «Kultur und Politik sprechen nicht immer die gleiche Sprache», hielt Reto Müller fest und brachte die alte Mühle ins Spiel. Diese sei immer noch zu haben. «Ich schenke euch die alte Mühle», sagte der Stapi zum verdutzten Duo Strohmann-Kauz und übergab diesem nicht den Schlüssel zur alten Mühle, sondern eine von Hand bedienbare alte Holzmühle von einem Bauernhof in Mättenbach. «So, jetzt höre ich auf», sagte Stapi Reto Müller und verschwand.
Dieses Aufhören bezog sich selbstverständlich ausschliesslich auf seine Schlussrede und nicht, wie Strohmann-Kauz zuvor absichtlich suggeriert hatten, aufs Stapi-Amt. Nicht nur diese Schlusspointe, nein, der ganze Abend war ein Volltreffer.

Von Hans Mathys

Huttwil: Strohmann-Kauz kommen im Februar 2020 nach Huttwil
Ihre Vielseitigkeit stellen Strohmann-Kauz immer wieder unter Beweis. Eine weitere Facette gibt es am 8. und 15. Februar 2020 im Städtlisaal in Huttwil zu sehen: Unter dem Motto «Zeitlos – Theaterkabarett trifft Blasorchester» tritt das Künstlerduo zusammen mit der Stadtmusik Huttwil auf. In ihren Rollen als Ruedi und Heinz führen Rhaban Straumann und Matthias Kunz durch das abwechslungsreiche Programm mit zeitlos guter Unterhaltungsmusik. Sowohl Fans von hochstehendem Theaterkabarett als auch von gepflegter Blasmusik werden auf ihre Kosten kommen. Tragen Sie sich die Konzerttermine in die Agenda ein. Tickets sind erhältlich ab 20. Januar 2020 bei der Bäckerei Birrer, Huttwil. www.stadtmusik-huttwil.ch; www.strohmann-kauz.ch/kalender. PR