• Grosser Publikumsaufmarsch im ersten Derby zwischen Langenthal und Huttwil. Die Langenthaler Fans halten ihrem Team auch eine Liga tiefer die Treue. · Bilder: Leroy Ryser

  • Das Duell zwischen Langenthal und Huttwil war mit total 15 kleinen Strafen umkämpft.

  • Am Ende konnte Hockey Huttwil den ersten Derby-Sieg bejubeln.

21.09.2023
Sport

Langenthal fordert siegreiches Huttwil

Der SC Langenthal ist bis am Schluss ganz nahe dran, das favorisierte Huttwil zu stürzen – dennoch reicht es nicht. Mit 7:5-Toren siegt der Favorit aus Huttwil nach einem interessanten, unterhaltsamen ersten Duell.

Eishockey · Und plötzlich erleben 1389 Fans doch noch eine spannende Derby-Stimmung mit zittrigen Händen beim Favoriten: In der 51. Minute ist es Yann Stoeckli, der nach einem Bullygewinn (zu) viel Platz hat und die Scheibe gekonnt an Siro Wyss vorbei ins Huttwiler Tor schiesst. Es ist das 4:5 aus Langenthaler Sicht gegen den eigentlich stärker einzuschätzenden Gast aus dem benachbarten Huttwil. Nur vier Minuten vorher gelingt Langenthal ein Doppelschlag, der dem SCL überhaupt erst wieder Leben einhaucht. Zuerst nimmt Trainer Robert Othmann sein Time-out, weil es ebenso nach einem Huttwiler Doppelschlag 5:1 steht. Dann trifft Finn Naber zum 2:5, 32 Sekunden später lenkt Nicolas Jobin zum 3:5 ab. «Nach dem 5:1 waren wir etwas zu unkonzentriert», musste auch Huttwils Verteidiger Michael Minder nach der Partie zugeben. Die Details habe man zu wenig konsequent ausgeführt, was in einer ausgeglichenen Liga rasch dazu führen könne, eine Führung herzugeben. Und tatsächlich schien es auch mehrere Momente lang so, als könnte der SCL seinen Gegner doch noch vom Siegesthron stürzen.

Huttwil zuerst mit Vorteilen
Dabei schien das Derby zwischenzeitlich eine klare Sache. In einem zuerst mehrheitlich chaotischen Auftritt der beiden Teams, bei dem sich taktisch und auch technisch auf beiden Seiten Fehler einschlichen, hatte Huttwil das Chaos besser im Griff. In Überzahl legte Michael Minder nach etwas mehr als zwei Minuten zum 1:0 vor, nach einem vermeintlich guten, aber torlosen SCL-Start ins zweite Drittel sorgte Yannick Lerch direkt nach einem Bully für das 2:0, ehe Fabian Haldimann wiederum im Powerplay auf 3:0 stellte. Langenthal hatte dann sogar noch Glück: Eigentlich hatte Huttwil schon das nächste Tor geschossen, dieses wurde aber wahrscheinlich fälschlicherweise aberkannt, weil ein SCL-Spieler alleine das Tor kurz zuvor verschoben hatte. Ausserdem ging dem später erzielten 1:3 – ein flacher Weitschuss von Jeremy Rotke – sehr wahrscheinlich eine Offside-Position voraus, weshalb es wohl hätte 4:0 stehen müssen.

SCL mit Kampfgeist
Huttwil drohte dann seine Klasse an und stellte auf 5:1 – aber Langenthal schlug wahrlich kämpferisch zurück. Obwohl ein grober Fehler von Routinier Yves Müller das 6:4 Huttwils einleitete – der Ex-Langenthaler Robin Nyffeler war dafür besorgt – gab Gelb-Blau nicht auf. In der 58. Minute schoss Alain Boppart das 5:6 und liess ein letztes Mal Hoffnung bei den SCL-Fans aufkommen. «Nach dem 5:1 haben wir ausgeschaltet und wieder Freude am Spielen gehabt. Das war der Schlüssel für die Rückkehr», kommentierte Alain Boppart die Beinahe-Wende. Man habe gekämpft, viel getan – was zuletzt fehlte, müsse man nun analysieren. «Ich glaube nicht, dass sie cleverer waren. Wir waren nahe dran», so der SCL-Stürmer. Letztlich entschied dann ein Schuss aufs leere Tor von Fabian Haldimann zum 7:5 «und etwas Wettkampfglück», wie Michael Minder ergänzte. Bis zuletzt tat die Partie aber allen Beteiligten irgendwie gut. Die Fans waren begeistert vom Schlagabtausch, Michael Minder schwärmte von der Atmosphäre und einem Duell mit weit mehr Zuschauern als üblich und der SCL darf sich bewusst sein, erneut einen Schritt nach vorne gemacht zu haben. Gegen Bellinzona bleibt nun die Hoffnung, dass der nächste Schritt erstmals mit einem Punktgewinn oder gar einem Sieg belohnt wird. Hockey Huttwil hingegen blickt auf einen gelungenen Saisonstart zurück und rangiert hinter Leader Thun an der Tabellenspitze.

Matchtelegramm: 20. September. – Eisstadion Schoren, Langenthal. – 1389 Zuschauer. – SR: Jean-Mairet, Stryffeler/Fischer. – Tore: 3. Minder (Braus/Ausschlüsse Dixon, Nicolas Odermatt und T. Nyffeler) 0:1. 25. Lerch (J. Bieri) 0:2. 26. Haldimann (Hess, Braus/Ausschluss Wyniger) 0:3. 32. Rotke (Pfosi) 1:3. 44. Lanz (Lüdi, Braus) 1:4. 44. Lerch (J. Bieri) 1:5. 47. (46:17) Naber (Kiss, Stoeckli) 2:5. 47. (46:49) Jobin (Montanari, Balzer) 3:5. 51. Stoeckli 4:5. 54. Nyffeler (Lerch, Bruni) 4:6. 58. Boppart (Wyniger, Markus Odermatt) 5:6. 60. (59:45) Haldimann (Braus/auf das leere Tor) 5:7. – Strafen: Langenthal 10x 2 Minuten; Huttwil 5x 2 Minuten. – Langenthal: Kurt; Montanari, Stoeckli; Müller, Schmied; Maurer, Wyniger; Rotke, Pfosi; Sahli, Bütikofer, Boppart; Naber, Kiss, Markus Odermatt; Jobin, Kläy, Balzer; Dixon, Nicolas Odermatt, Thomas Odermatt. – Huttwil: Wyss; Minder, Bruni; Aebi, Vögeli; Gurtner, R. Bieri; Lanz, T. Nyffeler; Braus, Lüdi, Haldimann; Lerch, J. Bieri, R. Nyffeler; Ruch, Hess, Waber; Gredig, Hain, Meyer. – Bemerkungen: Langenthal ohne Graber, Brägger (beide überzählig) und Kellenberger (krank); 44. Time-out Langenthal; 47. Time-out Huttwil; 56:04–57:33 und 57:55–59:45 SCL ohne Torhüter Kurt zu Gunsten eines sechsten Feldspielers.

Von Leroy Ryser