• In Langenthal wurde quasi als Erinnerung daran, dass die Fasnacht stattfinden sollte, das Choufhüsi beleuchtet. · Bilder: Leroy Ryser

  • Stefan Spahr wird in diesem Jahr den Stadtschlüssel nicht erhalten.

  • In Huttwil wird in diesem Jahr nicht gefeiert, im nächsten Jahr soll es aber mindestens wieder wie im vorletzten Jahr sein.

22.02.2021
Oberaargau

«Langsam nehme ich das persönlich ...»

Die Fasnachtsfans müssen in diesen Tagen besonders stark sein: Ausgerechnet bei schönstem Wetter findet in diesen Tagen – wie sonst auch überall – nichts statt. Das frustriert vor allem auch Jacqueline Flückiger, Präsidentin der Huttwiler Fasnachtsvereinigung, und Stefan Spahr, Fasnachtsober der Langenthaler Fasnachtsgesellschaft.

Langenthal / Huttwil · Langenthals Fasnachtsober Stefan Spahr richtiggehend in Rage bringt: Was macht ein Fasnächtler in diesen Tagen? «Trübsal blasen. Und das bei schönstem Wetter. So schön war es die letzten 20 Jahre nie. Da könnte ich durchdrehen», so die ersten Worte des Ober-Fasnächtlers. Frustrierend sei es, ja, er habe gar den «totalen Frust», sagt er. «Alleine dass die Fasnacht nicht stattfindet, macht mich traurig. Und das schöne Wetter umso mehr.» Aber bleibt denn eine andere Möglichkeit? Nein, sagt Spahr. Man habe versucht, Ideen umzusetzen, um zumindest ein bisschen Fasnachtsfeeling aufkommen zu lassen. Das sei aber nicht möglich gewesen. «Egal ob es darum geht den Kreisel oder die Fenster des Choufhüsis zu schmücken: Zu fünft geht das einfach nicht.» Entsprechend habe man fast alles absagen müssen, selbst eine leicht veränderte Version des «Pängs», der Langenthaler Fasnachtszeitung, habe man nicht zustandebringen können. «Wir Fasnächtler sind vor allem gemeinsam kreativ. Online über Zoom-Meetings hat das nicht funktioniert.»
Immerhin für ein bisschen Fasnacht, sorgen einzelne Fasnächtler und die Firma X-Light. «In einzelnen Gärten und Schaufenstern haben wir ein bisschen dekoriert», sagt Spahr, zudem wurde während den vergangenen Abenden das Langenthaler Choufhüsi von der Langenthaler Firma X-Light speziell beleuchtet, damit immerhin etwas an die abgesagte Fasnacht erinnert. «Zwei Monate Vorlaufzeit hätten gereicht und wir hätten eine Fasnacht durchgeführt. Deshalb haben wir trotz der Absage im Oktober immer noch ein bisschen gehofft», sagt Spahr weiter. Die letzten Bundesrats-Entscheide liessen aber keinen Spielraum.

Wer ist Schuld? Vielleicht der Ober ...
Deshalb habe man bereits jetzt die Planung für die Fasnacht im nächsten Jahr begonnen, so der Fasnachtsober weiter. «Unser Motto lautet ‹Üs chasch nid lösche›. Und dann hoffen wir einfach, dass wir bis dahin Voraussetzungen haben, um eine möglichst normale Fasnacht abzuhalten. Am besten mit dem gleichen Wetter.» Weil man nun vielleicht etwas die längere Vorlaufzeit habe und die Motivation nach der Nicht-Fasnacht umso grösser ist, werde man versuchen, neue Pläne fürs 2022 zu schmieden. «Vielleicht können wir den Fasnachtsfreitag noch etwas puschen. Die Fasnacht im Oberaargau stärken», sagt Spahr. Im 2022 gebe es dann aber kein Zurück mehr, hofft er, dann heisst es Vollgas. Abgesehen davon beschäftigen ihn die letzten Jahre, sagt er scherzend. «Ich bin seit vier Jahren Ober. Die ersten beiden Fasnachtsjahre hats geregnet und nun wurden die letzten zwei sogar abgesagt. Ich nehme das langsam persönlich.» Eigentlich könne er da nur den Kopf schütteln. Aber nun habe er seine Konsequenzen gezogen: «Vielleicht bin ja ich schuld. Dennoch habe ich schon immer gesagt: Ich gebe erst ab, wenn wir eine wetterlich schöne Fasnacht unter meinem Kommando hatten. Hoffentlich wird das bald der Fall sein», schmunzelt er. Die LFG und auch er selbst hätten das schliesslich verdient. Die Bestellung an Petrus ist für die Woche vom 4. bis 8. März bereits aufgegeben.

Keine Guerilla-Fasnacht
«Umehocke und Duume dräie» ist derweil in Huttwil angesagt, erzählt Jacqueline Flückiger, Präsidentin der Fasnachtsvereinigung. Immer wieder werde sie in diesen Tagen auf die nicht stattfindende Fasnacht angesprochen, einzelne Nachrichten seien indes sogar sehr herzlich. «Wir trauern gemeinsam der abgesagten Fasnacht hinterher», sagt sie und ergänzt, dass die Fasnacht vielen besonders fehle. «Allgemein findet ja nichts statt. Und gerade wir Fasnächtler vermissen diese Tage extremst.» Eine Guerillafasnacht wie etwa in Einsiedeln sei in Huttwil aber keine Option gewesen, obwohl die Fasnachtsvereinigung in diesem Jahr das 25-Jahr-Jubiläum hätte feiern wollen. «Wir haben das besprochen und waren uns einig, dass wir uns mehr geschadet hätten. Zwar ist die Fasnacht in den letzten Jahren stetig gewachsen, noch ist es aber nicht jedermanns Sache, weshalb sich eine solche Aktion wohl eher negativ ausgewirkt hätte.»
Die Lösung des Problems nach zwei stillgelegten Jahren? Die Antwort wird von einem Lachen begleitet: «Im nächsten Jahr feiern wir dreifach. Ich weiss nur noch nicht, ob wir drei Mal so lange oder drei Mal so intensiv feiern.» In diesem Jahr aber ruhen die Fasnachtsaktivitäten gänzlich, unter den aktuellen Voraussetzungen wollte man sich den Aufwand indes sparen. Tatsächlich sei es aber ein Thema, vielleicht im nächsten Jahr ausnahmsweise etwas mehr zu machen als sonst. «Das ist im Vorstand zwar noch nicht besprochen, aber vielleicht gibt es die Möglichkeit, für einmal die Huttwiler Fasnacht mit ein paar Zusatz-Highlights noch etwas auszubauen.»
Was den Fasnächtlern in Huttwil und Langenthal deshalb bleibt, ist einzig und alleine die Vorfreude auf das nächste Jahr. Diese ist ohne Zweifel umso mehr gewachsen, genauso wie die Hoffnung, dass auch hier bald wieder Normalität einkehrt. «Abwarten und Tee trinken», heisse es vorerst weiterhin, sagt Jacqueline Flückiger.
Damit stellt sich nur noch eine Frage: Gibt es abgesehen von Anti-Fasnächtlern noch andere Personen, die von der Absage profitieren? Wir haben die Antwort und machen mit diesem Fasnachtsspass dem nicht erschienenen «Päng» alle Ehre: Langenthals Politik und folglich deren Stadtpräsident dürfen sich freuen. Reto Müller, selbst nicht ungern an der Fasnacht, darf den Schlüssel zur Stadt in diesem Jahr behalten. Erstmals seit Jahren wird Langenthal nämlich keine fünf Tage von den Narren der LFG regiert.

Von Leroy Ryser