• Die Wyssacher Konfirmationsklasse von Pfarrerin Barbara Stankowski. · Bild: Fotografica

18.05.2018
Oberaargau

«Lebensformeln» – individuell und veränderbar

Die Konfirmation in Wyssachen fand dieses Jahr am Muttertag statt. Martin Jufer eröffnete den Gottesdienst; unter seinem Eingangsspiel marschierten die drei Konfirmandinnen und acht Konfirmanden zur Bühne auf und nahmen für den eindrücklichen Anlass Platz in einem Halbkreis. Ihr engagiertes Mitwirken prägte den Konfirmationsgottesdienst nachhaltig.

Wyssachen · Frisch und keck begrüssten die beiden Konfirmanden Luca Schütz und Yves Staub die versammelte Gemeinde und führten ins Thema ein. Die Konfirmandenklasse hatte sich in der Vorbereitung mit den «Formeln des Lebens» auseinandergesetzt.
Ihre Erkenntnisse stellten die jungen Leute in einem humorvollen und ausgereiften Sketch dar: Eine Verwandtschaft feierte im Restaurant ein Treffen. Alle unterhielten sich fröhlich, ausser dem 15-jährigen Ben. Dieser brütete etwas abseits über seinen Hausaufgaben.

«Lebensformeln» verändern sich
Er sollte «Formeln des Lebens» aufschreiben. – Die Tischrunde kam ihm gerne zu Hilfe. Mit «Mann + Frau = ewige Liebe» und «Gamen + Energy-Drink = Spass» erhielt er sogleich zwei denkwürdige Vorschläge.
Bei der Formel «Blaue Augen + blonde Haare = Schönheit» gab es Opposition. «Charakter + Geist = Schönheit» fand die reifere Generation passender. Die Formel «Familie2 + Liebe2 = Glück» hörte sich sehr gut an, aber die Version des Kellners, dass «Feierabend + viel Trinkgeld = Glück» bedeutet, war logischer. Der Sketch ging in eine Diskussion über und die Konfirmanden
kamen zum Schluss, dass die «Formeln des Lebens» sehr individuell sind und sich im Verlaufe des Lebens verändern können.
Pfarrerin Barbara Stankowski nahm das Thema in ihre Predigt auf. Sie verwies auf das Formelheft in der Mathematik, welches ihr vor allem in den oberen Schuljahren oft sehr hilfreich war. Sie äusserte den Wunsch, den Konfirmanden eine vergleichbare Hilfe für den Glauben mitzugeben. Dabei erinnerte sie sich an die ersten KUW-Lektionen mit den Konfirmanden.
Die Drittklässler hatten damals eine einfache Formel für den Glauben: Er bestand aus einem kindlichen Ver-trauen. Durch schmerzhafte Erfahrungen des Lebens wird die kindliche Glaubensformel geprüft, und es ist eine Ergänzung mit einem Erwachsenenglauben nötig. Die Bibel ist ein reicher Schatz an Erfahrungen, der eine Formelsammlung des Glaubens darstellt. Doch wie das Formelheft in der Mathematik nur eine Hilfe ist, wenn man damit umgehen kann, so ist es auch mit der Bibel.
Es ist oft schwierig, die richtige Formel zu finden. Manchmal gelingt es auch nicht auf Anhieb, die biblischen Formeln zu verstehen und anzuwenden, und es ist Hilfe nötig. Die Pfarrerin ermutigte dazu, das Formelbuch des Glaubens zu benutzen, in dem viel Kraft und ein tiefes Glück stecke.
Christine Hess überbrachte die Glückwünsche des Kirchgemeinderates. Sie stützte sich auf eine bewährte Formel von Pestalozzi. Auf einem grossen Dreieck zeigte sie schematisch die Aspekte von Kopf, Hand und Herz bei der erfolgreichen Bewältigung des weiteren Lebenswegs.
Mit der Konfirmation treten die jungen Leute als Vollmitglied der christlichen Kirche bei. «Dies ist ein persönlicher Entscheid», betonte die Pfarrerin. Sie sprach den Konfirmanden einzeln den göttlichen Segen zu. Dabei legte sie ihnen die Hand über den Kopf oder auf die Schulter oder zeichnete mit Öl ein Kreuz in die Handfläche, so wie sie es sich gewünscht hatten. Dazu verlas sie den persönlich gewählten Vers, ein reicher Strauss an Verheis-sungen und Weisheiten. Mit einem Gebet schloss die Pfarrerin die feierliche Zeremonie ab.
Nina Leuenberger dankte Pfarrerin Barbara Stankowski herzlich für ihre Arbeit mit der Konfirmandenklasse. Beim Empfang des Blumenstrausses wandte die Pfarrerin ein, dass sie eine tolle Klasse gewesen seien und die Zusammenarbeit ihr viel Freude bereitet habe. Ebenso herzlich dankte Florian Geissbühler den Eltern; die Konfirmanden beschenkten sie muttertagswürdig mit einer sehr schönen roten Rose und einer edlen Süssigkeit.
Die Konfirmanden setzten im Gottesdienst mehrere musikalische Akzente. Fabienne Aeschlimann und Samuel Agypong sagten die Lieder «10 000
Reasons» und «Heaven» an. Beim Liedvortrag erhielten sie Unterstützung von Sängerinnen aus einer Huttwiler Konfirmandenklasse. Samuel Agyapong an den Drums, Florian Iseli am Schlagzeug und Florian Geissbühler am Piano und an der Gitarre übernahmen unter der Leitung von Martin Jufer die Begleitung.
Den Abschluss des Gottesdienstes gestalteten vorwiegend die Konfirmanden. Lukas Schüpbach und Martina Aeschlimann sprachen das Fürbittegebet und gedachten besonders auch der vielen Menschen, die weltweit in grosser Not sind. Florian Iff und Flo-rian Iseli dankten allen Gottesdiensthelfern und kündeten die Kollekte an. Raphael Schüpbach fiel es schliesslich zu, alle Anwesenden zum Apéro einzuladen. Nach dem Segensspruch der Pfarrerin setzte Florian Geissbühler am Piano mit dem Stück «Nuvole bianche» von Ludovico Einaudi den Schlusspunkt zum eindrücklichen Konfirmationsgottesdienst.

Von Hansruedi Schär