• Im Gebiet Engelprächtigen Ufhusen soll für die nächsten 24 Jahre eine Bauschuttdeponie entstehen. · Archivbild: Marion Heiniger

26.04.2024
Luzerner Hinterland

Letzte Runde für Projekt Deponie Engelprächtigen

Die geplante Bauschuttdeponie im Gebiet Engelprächtigen, an der Hauptverkehrsachse zwischen Huttwil und Zell, würde der Gemeinde Ufhusen viel Geld in die Kassen spülen. Sie bringt aber auch Nachteile mit sich. An einer Orientierungsversammlung meldeten sich die Bürger zu Wort und brachten ihre Bedenken zum Ausdruck. Die öffentliche Auflage dauert noch bis zum 14. Mai.

Ufhusen · Wo gehobelt wird, fallen Späne und wo gebaut wird, fällt Bauschutt an. Dieser Bauschutt etwa aus Neu-, Aus- oder Umbauten muss fachgerecht entsorgt werden. Eine entsprechende Deponie ist im Gebiet Engelprächtigen Ufhusen an der Hauptverkehrsachse zwischen Huttwil und Zell, geplant. Ein Vorhaben, das nicht allen Ufhuserinnen und Ufhusern passt. An einer kürzlich veranstalteten Orientierungsversammlung wurde das Projekt vorgestellt.
Die Anwesenden erhielten die Möglichkeit, Fragen zu stellen oder Bedenken zu äussern. «Im Grossen und Ganzen waren es die gleichen Bedenken und Äusserungen, welche bereits vor zwei Jahren bei der öffentlichen Mitwirkung genannt wurden», erklärte Marcel Schmid am Schluss der Versammlung. Er ist innerhalb des Ufhuser Gemeinderates für Bau, Infrastruktur und Sicherheit zuständig. Doch der Reihe nach.

Material aus der Region
Die Engelprächtigen AG, sie geht aus den Unternehmen ARAG Bau AG Hasle, Pirol AG Kiesaggregate Ufhusen und Benerz AG Buttisholz hervor, möchte im Gebiet Engelprächtigen Ufhusen eine Deponie des Typs A und B errichten und betreiben. Sie verfolgen die Ziele, geeignetes Deponievolumen sicherzustellen, die landwirtschaftliche Bewirtschaftung zu verbessern und das ursprüngliche Landschaftsbild, wie es vor dem Kohleabbau war, wieder herzustellen (von 1917 bis 1929 wurde im Gebiet Engelprächtigen Schieferkohle und von 1940 bis 1946 Braunkohle abgebaut). Zudem möchte das eigens für die Deponie gegründete Unternehmen eine hohe Qualität an ökologischen Aufwertungsmassnahmen sicherstellen. Die Planung dazu begann vor rund sechs Jahren. Über das gesamte Areal wurde nur eine gemeinsame Deponiezone festgelegt, welche aber in Etappen beschickt wird. In einer ersten Phase wird Material aus der Region angeliefert. Erst in einer späteren Phase könnte Material aus grossen Infrastrukturprojekten wie beispielsweise dem Durchgangsbahnhof Luzern und Bypass ASTRA hinzukommen. Dabei würde der umweltfreundliche Transport über ein Bahngleis in Erwägung gezogen, erklärte Patrik Affentranger, diplomierter Natur- und Umweltfachmann bei der IPSO ECO AG, Rothenburg, an der Orientierungsversammlung.

19 Lastkraftwagen pro Tag
Gesamthaft sollen über einen Zeitrahmen von 24 Jahren 1,2 Millionen Kubikmeter Material über die geplante Fläche von rund 17 Hektaren abgelagert werden. Jährlich wird mit einem Deponievolumen von etwa 50 000 Kubikmeter gerechnet. Dabei sollen rund 950 000 Kubikmeter Material des Typs B und etwa 250 000 Kubikmeter des Typs A in der Deponie Engelprächtigen angeliefert werden. Beim Typ A handelt es sich um sauberes Aushub- und Ausbruchmaterial, beim Typ B um gesteinsähnliche, schadstoffarme Materialien. Pro Jahr würde an 230 Tagen gearbeitet werden, an jedem Arbeitstag sei mit 19 LKW-Transporten zu rechnen, erklärte Affentranger. Weiter hielt er fest, dass die geplanten 24 Jahre Betriebsdauer für Material aus der Region gerechnet wurden (20 Prozent dürften dabei vom Kanton Bern angeliefert werden). Würde hingegen Material auch aus grösseren Bauprojekten aus dem Kanton Luzern in der zweiten Phase mit der Bahn angeliefert werden, würde sich der Zeitrahmen je nach täglichem Volumen verkürzen. Der Bahnanschluss jedoch müsste noch bis zur Deponie gebaut werden. Als positiven Aspekt für die Landwirtschaft hielt Patrik Affentranger die neu entstehenden Fruchtfolgeflächen fest. «Heute beträgt die Fruchtfolgefläche 8,48 Hektaren, neu würde sich diese um 18 Prozent auf 10,02 Hektaren vergrössern.» Vergrössern würde sich auch die ökologische Ausgleichsfläche von heute 1,2 Hektaren auf später 4,6 Hektaren (plus 20 Prozent).
Finanziell lohnen würde sich die Deponie Engelprächtigen für die Gemeinde Ufhusen. Sie rechnet mit einem gesamtwirtschaftlichen Ertrag von 6,6 Millionen Franken, was pro Jahr rund 280 000 Franken bedeuten würde. Der Betrag setzt sich aus den Kubikmeterpreisen des Bauschutts, einer Wegrechtsentschädigung, der Entschädigung für den Deponiebetrieb und ein Steuermehrertrag durch die Engelprächtigen AG mit Sitz in
Ufhusen zusammen.

Besorgte Bürger
Besonders sorgten sich die Anwesenden an der Versammlung um das Landschaftsbild, das durch die Deponie in den nächsten 24 Jahren geprägt würde. Der Schutz der Landschaft sei höher zu gewichten als ein Wachstum um jeden Preis, sagte denn auch einer der Votanten. Ein anderer machte sich hingegen Sorgen um den Mehrverkehr durch die Lastwagen. Ein weiterer fürchtete um die Verkehrssicherheit, da es im Gebiet Engelprächtigen Schul-, Velo- und Wanderwege gäbe. Doch es gab auch positive Stimmen. «Sind wir doch froh, stellen die Landwirte das Land zur Verfügung, so dass die Gemeinde etwas verdienen kann. Schon fast jeder hat gebaut und war froh, dass der Bauschutt entsorgt werden konnte», vertrat ein Anwesender die Meinung.
Man sei weit weg von einer verkehrsintensiven Nutzung, beruhigte Patrik Affentranger und verwies auf den Verkehrsbericht, worin auch der Mehrverkehr ausgewiesen werde. «Betreffend Verkehrssicherheit», ergänzte Marcel Schmid, «gibt es zu den Wander- und Velowegen leider keine grossartigen Alternativen, beim Schulweg werden wir aber auf die Sicherheit achten.»
Die öffentliche Auflage dauert noch bis zum 14. Mai. Für die Einsprachen möchte sich der Gemeinderat danach genügend Zeit nehmen. Ob die Stimmberechtigten von Ufhusen der Deponie Engelprächtigen schlussendlich zustimmen werden, wird sich an der Gemeindeversammlung vom Dezember zeigen. Zumindest zeigte sich Gemeinderat Marcel Schmid an diesem Abend erfreut, dass sich die Ufhuser Bevölkerung gut mit dem Projekt auseinandergesetzt hat.

Von Marion Heiniger