• Dem Ufhuser Marcel Guerrini gelang in Snowshoe das beste Weltcuprennen seiner Karriere.

  • Was für ein Bild: Beide regionalen Biker gemeinsam auf einem Weltcup-Podest (von links): Mathias Flückiger aus Leimiswil (4. Rang), der Bündner Nino Schurter (3. Rang), der siegreiche Franzose Jordan Sarrou, Marcel Guerrini aus Ufhusen (3. Rang) und Weltmeister Tom Pidcock aus Grossbritannien (5. Rang). · Bilder: Keystone

02.10.2023
Sport

Marcel Guerrini glänzender Dritter

Die besten 90 Mountainbike-Minuten der Saison lieferte das Sonntags-Männerrennen im Cross Country am Weltcup-

wochenende in Snowshoe in den USA. Der Ufhuser Marcel Guerrini schaffte mit Bronze seine erste Top-3- Weltcup-Klassierung seiner Karriere.

Radsport · Was für ein packendes und spannendes Rennen boten die Männer am Sonntag im amerikanischen Skigebiet Snowshoe in West Virgina. Während dem gesamten Rennen herrschte Hochspannung und Action. Es war zweifelsohne das fesselndste Weltcuprennen der Saison – und für die beiden regionalen Biker Mathias Flückiger (Leimiswil) und Marcel Guerrini (Ufhusen) ein äusserst erfolgreiches dazu.

Tolle Aufholjagd des regionalen Duos
Am Anfang sah es allerdings noch gar nicht danach aus. Doch mit Fortdauer des Rennens arbeitete sich das Duo Flückiger/Guerrini immer wie weiter nach vorne. Der Angriff von Marcel Guerrini gleich zu Beginn der dritten Runde lancierte das Rennen. Ab diesem Zeitpunkt war Spektakel garantiert. In der vierten Runde griff der Kronfavorit und an diesem Tag wohl stärkste Biker Tom Pidcock an. Der Weltmeister 2023 aus England setzte sich mit Viktor Koretzky und Jordan Sarrou (beide Frankreich) ab. Eine Vorentscheidung schien gefallen. Doch dann signalisierte Pidcock einen platten vorderen Reifen. Beim Stopp in der Techzone verlor der Olympiasieger 2021 eine halbe Minute. Vorne wurde die Möglichkeit verpasst, anzugreifen. Dadurch formierte sich zu Beginn der fünften Runde eine zwölfköpfige Spitzengruppe, der auch das Duo Flückiger/Guerrini, aber eben auch Pidcock wieder angehörte. Doch der Engländer war nicht vom Glück begünstigt. Wie in der Vorrunde fing er sich noch einmal einen Plattfuss ein. Wieder fiel er 30 Sekunden zurück. Und soviel vorneweg: Trotz erneut starker Aufholjagd schaffte es der Favorit nicht mehr ganz nach vorne (5. Rang mit nur 13 Sekunden Rückstand).

Aktivposten Marcel Guerrini
In der fünften Runde verabschiedeten sich Luca Schwarzbauer (Deutschland) und Jordan Sarrou vom Feld. Prompt ereilte auch den Deutschen das Pech eines platten Reifens und einer damit verbundenen Zwangspause in der Techzone. Zwei Runden vor Schluss führte Sarrou 17 Sekunden vor der Verfolgergruppe das Rennen an. Und hinten war vor allem der Ufhuser Marcel Guerrini ein Aktivposten. Er löste sich zusammen mit dem Bündner Nino Schurter und seinem Trainingskollegen und Freund Mathias Flückiger. In der letzten Runde schloss das Trio zum führenden Franzosen auf. In der Steigung musste Mathias Flückiger wegen den Wurzeln aus dem Klickpedal, was ihn zurück warf. Scheinbar schien «Math» geschlagen. Doch in der letzten Steigung war der Leimiswiler praktisch wieder dran, als Nino Schurter vorne gerade den Finish zündete. Nur Sarrou konnte folgen. Vor der letzten Kurve zog Sarrou am Rekord-Weltcupssieger vorbei und holte sich den ersten Cross-Country-Weltcupsieg seiner Karriere. Bloss drei Sekunden dahinter verteidigte Marcel Guerrini seine erste Top-3-Klassierung im Weltcup, wenige Sekunden vor seinem Freund Mathias Flückiger (4. Rang).
«Ich bin sehr happy», freute sich Marcel Guerrini über seine erste Klassierung in den Top-3, nachdem er in Les Gets im vorherigen Weltcuprennen bereits mit dem 4. Rang überzeugt hatte. «Ich fühlte mich vor allem in den Anstiegen gut. Leider hatte ich gegen Ende des Rennes etwas Krämpfe. Trotzdem konnte ich am Ende den
3. Rang sichern.» Der Ostschweizer, der seinen Wohnort im Sommer 2019 der Liebe wegen nach Ufhusen verlegte, sorgte am Sonntagabend mit seiner Effortleistung auch dafür, dass auch das Publikum des Schweizer Fernsehens den Namen der kleinen Hinterländer Gemeinde mehrmals hörte, denn mittlerweile hat es auch die SRF-Sportredaktion bemerkt, dass es sich bei Guerrini eben nicht mehr um einen Eschenbacher handelt. Schön mitanzusehen war die Szene, als Guerrinis Teamchef beim BiXS Performance Race Team, Lukas Flückiger (der ältere Bruder von Mathias Flückiger), in der Endphase des Rennens am Streckenrand mitrannte, um seinen Schützling ein letztes Mal zu pushen. Die letzten beiden Weltcuprennen am kommenden Wochenende in Mont-Sainte-Anne in Kanada nimmt der Bündner Nino Schurter mit einem Vorsprung von 89 Punkten auf Sarrou in Angriff, der neu Gesamtzweiter im Weltcup ist. Für Mathias Flückiger auf Rang 3 ist der Gesamtweltcup-Sieg mit 167 Punkten Rückstand wohl ausser Reichweite geraten.

Auszug aus der Rangliste: Short Track Männer (40 Klassierte): 1. Victor Koretzky, Frankreich, 20:54; 2. Jordan Sarrou, Frankreich, 20:56; 3. Luc Schwarzbauer, Deutschland, 20:58; 10. Marcel Guerrini, Schweiz/Ufhusen, 21:18; 27. Mathias Flückiger, Schweiz/Leimiswil, 21:47. – Cross Country Männer (87 Klassierte): 1. Jordan Sarrou, Frankreich, 1:18:38; 2. Nino Schurter, Schweiz/Chur, 1:18:39; 3. Marcel Guerrini, Schweiz/Ufhusen, 1:18:41; 4. Mathias Flückiger, Schweiz/Leimiswil, 1:18:48; 5. Thomas Pidcock, Grossbritannien, 1:18:51. – Gesamtweltcup (14/16): 1. Nino Schurter, Schweiz/Chur, 1433; 2. Jordan Sarrou, Frankreich, 1344; 3. Mathias Flückiger, Schweiz/Leimiswil, 1266; 4. Luca Schwarzbauer, Deutschland, 1213; 5. Thomas Griot, Frankreich, 1086; 14. Marcel Guerrini, Schweiz/Ufhusen, 707.

Von Stefan Leuenberger