• Bundesrat Guy Parmelin (Departement für Wirtschaft, Bildung und Forschung) gratuliert Patrick Schär (links, Silber), Matthias Baumann (Gold und Schweizermeister) sowie Stefan Hadorn (Bronze). · Bild: zvg

  • Stolz zeigt Matthias Baumann seine Goldmedaille. · Bild: Irmgard Bayard

  • Die WG-Mitbewohner haben für Matthias Baumann ein Transparent aufgehängt. · Bild: Irmgard Bayard

16.09.2022
Oberaargau

Matthias Baumann lässt alle hinter sich

Der 23-Jährige Matthias Baumann aus ­Madiswil wird an den SwissSkills mit der Goldmedaille als bester Landwirt ausgezeichnet. Zudem gewinnt er den Schweizermeistertitel aller Beruf.

Madiswil · «Ein junger Landwirt auf Goldkurs» titelte der «Unter-Emmentaler» am 6. August, kurz nachdem sich Matthias Baumann mit seinem ersten Rang an den Bernischen Berufsmeisterschaften Landwirt/Landwirtin für die Swiss­Skills, das schweizerische Pendant, qualifiziert hatte. Über das vergangene Wochenende hat der 23-Jährige nun das Ziel erreicht und sich die Goldmedaille in seiner Berufssparte geholt. Und nicht nur das: Mit 87,17 Punkten holt er sich gleichzeitig den Schweizermeistertitel über alle Berufe. Zu den Gratulanten gehörte Bundesrat Guy Parmelin.
«Langsam kann ich es begreifen», sagt Matthias Baumann beim Interview am Montag. «Vor allem, weil mir viele Leute schreiben, gratulieren und einen Termin mit mir wollen.» Die Freude sei riesig. «Im Vorfeld habe ich nicht vielen Leuten erzählt, dass ich dort mitmache. Ich dachte, wenn es schief geht, wissen das nur wenige, und wenn es gut geht, ist die Überraschung umso grösser.»

Sechs Favoriten
Dass er die Vorausscheidung überstehe, habe er schon erwartet, gibt Matthias Baumann zu. «Für mich gab es jedoch sechs Favoriten auf den Titel.» Zu bewältigen waren sechs Posten, zwei mit Tieren, zwei mit Maschinen wie bei der Qualifikation. Neu mussten im Finale ein Düngerplan errechnet und Bodenproben bewertet werden. «Zudem galt es, einen Marktstand mit ausgesuchten Produkten und einer fundierten Preisgestaltung zu präsentieren», erzählt Matthias Baumann über die Herausforderungen. Für jede Disziplin konnten maximal 100 Punkte erreicht werden, von der Gesamtzahl wurde schliesslich der Durchschnitt errechnet, was bei ihm 87,17 Punkte ergab.
Rund 1000 junge Berufsleute aus 85 Berufen haben sich für die SwissSkills qualifiziert. «Die Vorausscheidung war fast familiär», so Matthias Baumann. «Zwischen den eigenen Wettkämpfen blieb sogar Zeit, bei anderen Berufen reinzuschauen.» Beim Finale habe er dann nur noch die vier Coaches – einer vom Bauernverband fürs Organisatorische, drei vom Verband angefragte Landwirte – gesehen, sowie kurz mit der Familie gesprochen. «Ich habe nicht einmal mehr die vielen Zuschauer wahrgenommen.» Eigene Fehler habe er zwar erkannt, «aber die Spannung blieb bis zum Schluss, da ich keine Ahnung hatte, wie die Konkurrenz gearbeitet hat.»

Kurzfristig viele Termine
Und wie geht es kurzfristig weiter? «In den nächsten Tagen stehen verschiedene Termine an», sagt Matthias Baumann und lacht. Mediengespräche gehören ebenso dazu wie Treffen mit Familie und Freunden sowie die Übergabe des Hybridautos, das er als Schweizermeister für ein Jahr fahren darf. Für diese Aufgaben kann er auf die Unterstützung seines Chefs Josef Erni zählen. «Dafür übernehme ich für ihn ab und zu an meinen freien Tagen das Melken, damit er an Schwingfesten teilnehmen kann.» Sein Chef sei unkompliziert. «Und ich habe vor allem im Bezug auf die Tierhaltung sehr viel von ihm gelernt, was mir sicher zugutegekommen ist», betont Matthias Baumann.
Wie es danach weitergeht, weiss er noch nicht. Die Besten der SwissSkills haben eigentlich die Möglichkeit, an den EuroSkills 2023 in Danzig und dann an den WorldSkills 2024 in Lyon teilzunehmen. «In meinem Beruf ist dies allerdings etwas schwierig, da ein Vergleich – mindestens weltweit – kaum möglich ist und wohl auch nicht geplant ist. In Amerika zum Beispiel, arbeiten sie fast ausschliesslich mit Maschinen, in ärmeren Länden nur von Hand und wir etwa halb-halb.» Zudem habe er sich bereits vor der Ausscheidung an der Betriebsmeisterschule angemeldet. Und dann ist da ja noch die Idee, in Holland eine Tulpenzucht kennenzulernen, bevor er zu einem späteren Zeitpunkt den elterlichen Hof in Melchnau übernehmen wird. 

Von Irmgard Bayard