• Vor bald einem Jahr hat Matthias Loosli die Loosli-Firmengruppe von seinem Vater Manfred Loosli übernommen. · Bild: Leroy Ryser

08.06.2023
Oberaargau

Matthias Loosli hat die Berufung gefunden

Mit Matthias Loosli führt seit bald einem Jahr ein «neuer Loosli» die bekannte Wyssacher Firmengruppe. Vater Manfred ist nur noch im Hintergrund, beispielsweise im Verwaltungsrat, tätig, zieht dort aber nicht etwa die Fäden. Auf seinen Rat greift der neue CEO der Loosli AG aber gerne zurück.

Wyssachen · Bald ist es ein Jahr her, seit Matthias Loosli die Loosli-Firmengruppe von seinem Vater Manfred Loosli übernommen hat. «Noch ist vieles neu und noch gibt es viel zu lernen», sagt Matthias Loosli. Vereinzelt habe er schon ein paar Änderungen eingebracht, teilweise seien die auch optisch sichtbar – in eine ganz andere Richtung wolle er die Unternehmung aber nicht führen. Mit den Veränderungen ist Vater Manfred indes einverstanden, «drischnore» sei kein Thema. «Er ist weiterhin im Verwaltungsrat und steht – was ich schätze – mit Rat und Tat zur Seite. Es ist aber nicht so, dass ich mich kontrolliert fühle und ihm per se Rechenschaft ablegen muss», sagt Sohn Matthias deutlich und hängt schmunzelnd an: «Auch die Mitarbeitenden haben festgestellt, dass er auch physisch deutlich weniger anwesend ist und er den Wechsel in den Ruhestand tatsächlich vollzogen hat.» Einen «Senior-Chef hinter dem Vorhang», gebe es also nicht. Klar sei aber auch, dass sein Vater viel Herzblut in die Firma investiert habe und dazu gelte es Sorge zu tragen. «Die Identifikation mit der Unternehmung ist für uns als Familie gross. Das ist auch logisch, hängt doch auch unser eigener Name daran. Ich versuche nun, genauso wie zuvor mein Vater, auf meine Art, diese Unternehmung weiter voranzubringen.»
Um erfolgreich zu sein, könne er sich zugleich aber auch auf zahlreiche Fachkräfte verlassen, betont der
Wyssacher doch, in sämtlichen Gremien «gute Leute» zu haben, die ihn tatkräftig unterstützen, die Firma zu lenken.
 
Familie weiter zusammengewachsen
Gerade zuletzt seien die Herausforderungen aber gross gewesen. Inmitten der aufkeimenden Krisen (Covid, Krieg und Energie) die Firma zu übergeben, habe aber vieles einfacher gemacht. «Es hat sich so oder so schon extrem viel von alleine geändert. Das hat auch dazu geführt, dass das Verständnis untereinander grösser wurde. Gerade als Familie wächst man in solchen Situationen noch näher zusammen», erinnert sich Matthias Loosli. Dennoch sei und bleibe eine Firmenübergabe innerhalb der Familie durchaus auch eine Herausforderung. «Familie und Arbeit auf diese Weise zu vereinen, ist nicht nur einfach», sagt er. Rückblickend sei er über den Ablauf und das Resultat aber äusserst zufrieden. Die Firmenübergabe wurde derweil mehrere Jahre vorbereitet, schon länger wusste auch Matthias Loosli, dass er in eine entsprechende Position gehen möchte. «Schon in jungen Jahren war mir klar, dass ich entscheiden möchte. Dass ich Verantwortung tragen möchte. Und deshalb habe ich durchaus das Gefühl, in dieser Position meine Berufung gefunden zu haben», sagt der 38-Jährige. Dass er nun 160 Mitarbeitende führt und für diese verantwortlich ist, bereite ihm indes keine Sorgen. «Davor muss man nicht Angst haben. Aber ein gewisser gesunder Respekt ist wichtig.» Letztlich sei auch für ihn noch vieles neu, weshalb er weiterhin viel lernen und entwickeln möchte. «Unser Ziel ist eindeutig: Wir wollen hier am Werkplatz Schweiz auch weiterhin unsere Kunden begeistern. Und selbstverständlich werden wir auch versuchen, Innovationen voranzutreiben.» Davon könnten bis zuletzt auch seine drei Kinder profitieren. Ob die dereinst aber das Ruder der Firma Loosli übernehmen werden, steht noch in den Sternen.

Nachwuchs hat noch viel Zeit
«Das ist aktuell noch weit weg. Letztlich ist es eine Herausforderung, eine Firma zu führen. Und das muss man auch wirklich wollen, damit es klappt.» Dafür dürfe sich die nächste Generation auch noch ein wenig Zeit nehmen, sagt Matthias Loosli. Zugleich gibt er aber auch gerne zu, dass er hofft, in ein paar Jahrzehnten eine weiterhin gesunde Firma in die Hände eines Familienmitgliedes weitergeben zu dürfen, so wie es im letzten Sommer sein Vater tun durfte.

Von Leroy Ryser