• Carmen Messerli aus Buttisholz ist mit ihrem Freibergerwallach regelmässig im Wald am Holzrücken.

  • Auch der Isländer von Eveline Bosshard aus Rohrbach ist mit von der Partie und macht einen super Job.

  • Trittsicher und ruhig bewältigt Burgdorferstute Fleur die Aufgaben im Wald, sicher geführt von ihrem Besitzer Reto Zürcher. · Bilder: Karin Rohrer

  • Katleen Krieger aus Huttwil bildet mit ihrem Ardenner Wallach ein eingespieltes Team.

  • Für Stefan Flückiger aus Huttwil ist das Holzrücken mit seiner argentinischen Stute eine Passion.

14.02.2023
Huttwil

Mensch und Pferd im Arbeitsteam

Was mit einer Idee des Hufschmiedes Reto Zürcher aus Huttwil begann, ist gewachsen und nun wirkt die Holzrücke-Truppe bereits in der dritten Saison im Wald. Ob Freiberger, Ardenner, Polopferd oder Isländer, mit der entsprechenden Ausbildung leisten sie wertvolle Dienste bei der Pflege des Waldes.

Ein bunt zusammengewürfeltes Team mit einem festen Kern und gelegentlichen Helfern trifft sich zu den Wald-Arbeiten. Pascal Bühler und Eveline Bosshard aus Rohrbach sind regelmässig mit Freiberger und Isländer mit dabei. Oder Carmen Messerli aus Buttisholz mit ihrem Freiberger. Nicht zu vergessen ein fünfjährige Ardenner mit seiner Besitzerin Katleen Krieger aus Huttwil. «Zudem werden wir auch von David, Daniela und Mino Feuz aus Rüedisbach beim Poltern unterstützt, damit die Bäume nicht auf dem Weg liegen bleiben. Und mit Patrick Geissbühler und Silvia Lindner haben wir ein Paar aus Huttwil, dass uns mit dem Husky die kleinen Äste rausholt, beim Poltern hilft und das Feuer entfacht für das Mittagessen», freut sich Reto Zürcher über die grosse Hilfsbereitschaft. Das Ganze ist klar aufgegleist, mit Förster und Herdgemeinde abgesprochen und hat für alle Beteiligten nur Vorteile. Für die Pferdebesitzer ist es Hobby und Wintertraining. Sie erledigen die Arbeiten im Wald unentgeltlich, gehen dafür aber auch keine Verpflichtung ein.
Vereinzelt werden grosse Baumstämme pferdegerecht zerkleinert. Aber das meiste ist sogenanntes Schwachholz, Stämme mit kleinem Querschnitt: «Wir müssen keine bestimmten Masse einhalten, denn es ist für den Einsatz als Brennholz vorgesehen.»

Mit Ruhe und Gelassenheit
Die Gruppe hat ein System, fängt in einem Waldecken an und arbeitet sich Stück für Stück weiter, aber die Holzrücker können individuell arbeiten. «Das Mensch-Pferd Team lernt bei konstanter Vertiefung, wie man seinem Partner helfen kann. Meine siebenjährige Burgdorfer Stute Fleur geht zwei Schritte retour, wenn sie mir etwas mitteilen will und ich schaue nach, ob vielleicht noch Äste im Boden feststecken oder ein Stamm nicht gut von ihr angezogen werden kann. Danach zieht Fleur selbständig wieder an. Diese schönen Erlebnisse bereichern extrem und man wächst richtig mit seinem Partner zusammen», sinniert Reto Zürcher. Ihm imponiert die Gelassenheit der Pferde, welche sich weder durch den Betrieb der Motorsäge noch das Hantieren mit Beil beeindrucken lassen. Es ist teils lärmig und die Späne fliegen, aber die Pferde erledigen gelassen ihren Job: «Die Tiere spüren, dass sie eine sinnvolle Arbeit erledigen und haben Spass daran. Ein Arbeitspferd muss arbeiten, denn sonst ist es ja nur ein Pferd», betont der 46-Jährige.

Mit Pferden kann bodenschonend gearbeitet werden
Oft bleiben Spaziergänger stehen und bewundern die Arbeit, sehen darin eine idyllische Nostalgie, erinnern sich vielleicht an früher. «Gerade im steilen Gebiet, auf feuchtem Boden oder in einem Naturschutzgebiet ist das Pferd die erste Wahl und wettbewerbsfähig», erklärt Reto Zürcher. Dem pflichtet der 32-jährige Huttwiler Förster Alois Dober bei: «Für die Herdgemeinde zeigen sich nur Vorteile auf, wenn die Holzrücker mit ihren Pferden in den Wald kommen. Sie können in schwachen Durchforstungen Holz rausnehmen, welches wir sonst liegen lassen würden.
Nebst der Wirtschaftlichkeit ist es natürlich das bodenschonende Arbeiten, denn die Gefahr von Schäden wäre immens, wenn wir das maschinell erledigen würden. Und wir haben in unseren Wäldern viel Moos am Boden. Durch das Rücken mit den Pferden gibt es kleine Furchen in den Boden, welche wiederum eine ideale Struktur bilden zum Keimen der Samen. Gerade Waldföhren, Lerchen und Weymouthsföhren haben dadurch bessere Chancen.»

Horsemanship beim Holzrücken
Der gelernte Forstwart Stefan Flückiger wohnt in Schwarzenbach. Den 37-Jährigen fasziniert am Holzrücken die Zusammenarbeit mit dem Pferd: «Das ist der Ursprung, wie der Mensch das Pferd einsetzte. Eine wunderschöne und befriedigende Arbeit. Zudem ist es ein ideales Training, denn ich sehe im Holzrücken eine gute Vorbereitung für so vieles. Das ruhige Stehenbleiben und Ruhebewahren, genau auf Kommandos hören, ein Gespür entwickeln für die Teamarbeit, das sind wertvolle Sachen.»
Dass die Pferde-Rasse keine grosse Rolle spielt, beweist seine Stute Chavita eindrücklich. Das 16-jährige argentinische Polopferd wird für Westernreiten und Fahren eingesetzt, «aber das Holzrücken mit ihr macht mir mittlerweile am meisten Spass. Die Pferde hinterlassen, im Vergleich zum Traktor, nur minimale Spuren, können sehr mobil agieren und wenden, suchen im Slalom zwischen den Bäumen den besten Weg.» Die Pferde werden sachte auf ihren Job im Wald vorbereitet, zuerst wird nur ein Pneu angehängt. Eine stabile Basis mit einem individuellen Training ist unumgänglich.

Von Karin Rohrer