• Nach der Pandemie-Pause soll es in Langenthal wieder Open-Air-Kino-Nächte geben. · Bild: zvg

  • Das Langenthaler Sommerkino wird künftig wohl nicht mehr von Rita Soom und Marcel Marti durchgeführt. · Bild: zvg

25.04.2022
Langenthal

Mit dem Ende einer Ära, soll eine neue beginnen

Die Stadt Langenthal hat dem neu gegründeten Verein «Langenthaler Kinonächte» die Bewilligung zur Durchführung des Sommerkinos erteilt. Rita Soom und Marcel «Masi» Marti, welche das Sommerkino 20 Jahre lang durchgeführt haben, sind bestürzt, genauso reagiert deren Fangemeinde. Derweil freut sich der mit dem Frontalangriff erfolgreiche Verein darauf, dass es nach der Pandemie-Pause endlich wieder Open-Air-Kino-Nächte in Langenthal geben wird.

Langenthal · Die Würfel sind gefallen – eine Redewendung, welche in den letzten Tagen in Langenthal immer mal wieder kursierte, unter anderem auf Social Media. Gemeint ist damit der Entscheid der Stadt, dem Verein «Langenthaler Kinonächte» die Bewilligung zu erteilen, ein Sommerkino vom 4. bis zum 17. August 2022 durchzuführen. Diese Meldung ist an sich keine bahnbrechende Meldung, tatsächlich hat der Verein, der von Jürg Schenk präsidiert wird, aber eine Bewilligung für die genau gleiche Zeitspanne beantragt, in der eigentlich Rita Soom und Marcel «Masi» Marti ihr langjährig bekanntes Sommerkino durchführen wollten. Damit war also klar, dass der neu gegründete Verein die langjährigen Sommerkino-Betreiber ersetzen oder gar vertreiben wollte – dass viele des Vereins auch noch als Lieferanten, Sponsoren und Helfer bei den letzten Austragungen der Gegenpartei mithalfen, beispielsweise bei der Lieferung der Tontechnik oder der Leinwand, stiess bei Soom und Marti sauer auf.

Ein Bedürfnis der Bevölkerung
Jetzt aber scheint es, als wäre der neue Verein mit dem frontalen Angriff erfolgreich gewesen. Auf seiner Website, www.kinonacht.ch, lässt er verlauten, dass man sich sehr über die von der Stadt erteilte Bewilligung freue. «Die Durchführung einer Kinoveranstaltung in der Lagenthaler Marktgasse war uns immer wichtig, deshalb haben sich viele von uns seit manchem Jahr mit viel Zeit und Engagement in das Projekt «Sommerkino» eingebracht», schreibt der Verein in der Mitteilung. Gerade deshalb habe man es sehr bedauert, dass die Austragungen in den Jahren 2020 und 2021 abgesagt wurden, ohne den Kontakt zu ebenjenen Personen zu suchen.
«Zudem wurden wir von der Bevölkerung vermehrt aufgefordert, dafür zu sorgen, dass im 2022 das Open-Air Kino stattfindet», begründet der Verein Langenthaler Kinonächte weiter. In diesem Prozess habe man auch versucht, die bisherigen Organisatoren einzubinden, diese hätten aber die Vereinsmitglieder ständig auf einen späteren Termin vertröstet, weshalb letztlich entschieden wurde, selbst ein Gesuch einzureichen.

«Können es nicht glauben»
Rita Soom und Marcel Marti haben ebenfalls bereits Stellung bezogen. «Wir können es nicht glauben. Nach über 20 Jahren erfolgreichem Veranstalten und Etablieren von diesen schönen und gemütlich-geselligen Sommerkinonächten ist jetzt einfach Schluss», schreibt Rita Soom in einer über Whatsapp verbreiteten Mitteilung.
Sie hätten das Sommerkino stets mit Herzblut und Freude veranstaltet, nun sei man einfach nur traurig und enttäuscht über die städtische Entscheidung, jemand anderem diese Bewilligung zu erteilen. «Wir wurden einfach ausgetauscht und unsere Idee wird nun munter kopiert», bemängelt die bisherige Veranstalterin, schweren Herzens würden sie nun informieren, absagen und die Termine stornieren. Eine andere Wahl bleibe ihnen nicht. Zuletzt dankt Rita Soom laut der Mitteilung «mit etwas Tränen in den Augen» ihren Unterstützern in den letzten Jahren, sie und Marcel Marti hätten die Momente sehr genossen, und diese habe es in den langen 20 Jahren zahlreiche gegeben.

Das Leben in Langenthal bereichern
Eine Versöhnung der beiden Parteien scheint in dieser verzwickten Situation vorerst kaum möglich, obwohl letztlich beide ein gleiches Ziel mit einem sehr ähnlichen Produkt verfolgen. So will denn auch der Verein laut Mitteilung in erster Linie ein jährliches Open-Air-Kino durchführen, bei welchem das lokale Gewerbe einbezogen und mit welchem das kulturelle und gesellschaftliche Leben der Stadt Langenthal bereichert werden soll. Im weiteren steht übrigens geschrieben, dass der Verein nicht gewinnorientiert agieren wolle und im Falle eines Überschusses vorhabe, diesen als Sponsoring für andere Events auszugeben, um weitere kulturelle Veranstaltungen in der Region zu unterstützen. Sowieso sei man für die erste Durchführung aber auf Sponsoren angewiesen, die fortgeschrittene Planung werde man nun aber weiter vorantreiben, da man die Bewilligung der Stadt nun erhalten habe.
Die Würfel also sind gefallen – oder doch nicht ganz? Die Stadt Langenthal will zu ihrem Entscheid nämlich noch keine Aussage machen. Stadtpräsident Reto Müller verweist darauf, dass für die Rechtskräftigkeit des Entscheides vom zuständigen Amt zuerst eine 30-tägige Frist ablaufen müsse, in welcher gegen dieses Urteil vorgegangen werden kann.
Ob dies passiert, ist schwer abzuschätzen. Letztlich scheinen sich nicht nur die beiden Streitparteien uneinig, sondern auch die Social-Media-User. Während einige bestürzt sind über die Ausbootung von Soom und Marti nach 20 Jahren, freuen sich andere darauf, dass «endlich wieder» ein Sommerkino stattfinden wird.

Von Leroy Ryser