21.02.2020
Sport

Mit dem Herzen, nicht mit dem Kopf

NLB, Playoff-Viertelfinal: EHC Olten – SC Langenthal 4:5 n. V. (2:1, 1:3, 1:0) – Der SC Langenthal überrascht den EHC Olten im ersten Playoff-Viertelfinal-Spiel und sorgt prompt für den ersten Sieg. Zwischenzeitlich mussten die Oberaargauer auf ärgerliche Art und Weise in die Verlängerung, letztlich aber jubelten sie über einen verdienten 5:4-Sieg.

Eishockey · Vor dem ersten Playoff-Spiel zwischen dem EHC Olten und dem SC Langenthal wurden dem SCL nicht viele Chancen zugestanden. Die Tabellensituation, Oltens wuchtige und kräftige Offensive, die Kaderbreite des Gegners und der durchzogene Abschluss der Qualifikation bei den Oberaargauern führten zu deutlichen Prognosen für die «Powermäuse». Nach 40 Minuten schien die potenzielle Sensation aber tatsächlich möglich: Langenthal ging mit einem 4:3-Vorsprung in die Kabine und es schien nicht, als müssten sich die Oberaargauer gegen übermächtige Oltner verstecken. Der Gastgeber schien eher verunsichert, nervös und griff offenbar mit angezogener Handbremse an, während Langenthal äusserst clever und routiniert spielte, die Chancen ausnutzte und – abgesehen von zu vielen Strafen – auch defensiv einen sehr soliden Auftritt hinlegte. Anders gesagt: Nach 40 Minuten hatte der SCL die zweifellos beste Chance, den EHC Olten zu schocken und ein erstes Mal in der Viertelfinal-Serie zu bezwingen.

Gute Ausgangslage erarbeitet
Dabei starteten die Langenthaler nicht gerade optimal in die Partie. Eine doppelte Unterzahl konnten sie zwar noch überstehen, dennoch führten die Oltner zwischenzeitlich 1:0 und 2:1, Joey Benik hatte nur mit etwas Glück das 1:1 erzielt, wobei nach seinem beinahe parierten Schuss die Scheibe gerade so über die Linie kullerte. Der Ein-Tore-Rückstand wendete sich im zweiten Drittel aber zu einer Ein-Tore-Führung, zuerst trafen Fabio Kläy (23.) und Dario Kummer (25.), nach einem von Gary Nunn verwertete Penalty traf dann Andrew Clark zum 4:3. Dieses entstand nur 30 Sekunden nach dem 3:3, weil Riccardo Sartori die Scheibe an Simon Sterchi verlor und die Scheibe via Tschannen zum SCL-Topskorer kam. Langenthal startete mit allen Vorteilen ins Schlussdrittel.

Shorthander zum Ausgleich
Durch einen äusserst haarsträubenden Fehler schenkte der SC Langenthal einem schwachen EHC Olten dann aber noch die Rückkehr ins Spiel. Serge Weber schoss im Powerplay die Scheibe an Dion Knelsens Füsse, der daraufhin alleine auf Wüthrich zuging und mit einem Backhandschuss unters Tordach ausglich. Erst um 22 Uhr war dann Tatsache, was aus SCL-Sicht nach zwei Dritteln nicht nötig gewesen wäre: Eine Verlängerung im ersten Spiel.

Kummer erzielt den Siegtreffer
Tatsächlich dauerte diese Zusatzschicht aber nur kurz: Nach 73 Sekunden war die Partie nämlich bereits entschieden und dies vor allem auch dank Vincenzo Küng. Hinter dem Tor erkämpfte er sich die Scheibe und lieferte beim Tor von Dario Kummer gleich seinen dritten ersten Assist an diesem Abend. «Heute war ich es, morgen wird es jemand anderes sein. Jeder ist gleich wichtig, vom Präsident, bis zu mir – gemeinsam wollen wir gewinnen», kommentierte Vincenzo Küng. Ähnliches sagte denn auch Serge Weber, der zugab, dass er sich beim Siegtorschützen persönlich bedankte: «Das 4:4 war sowas von gar nicht schön, aber das zeigt, dass wir als Team zusammenstehen und das gemeinsam verkraften und gemeinsam gewinnen.» Dazu passend sei vor allem etwas entscheidend gewesen. «Wir haben nicht mit dem Kopf gespielt, sondern mit dem Herzen», sagte Vincenzo Küng. Und dieses brachte dem SCL einen verdienten, wenn auch spannenden und teilweise haarsträubenden ersten Sieg. Bereits gestern (nach Redaktionsschluss) folgte Spiel Nummer 2 der Viertelfinal-Serie.

Matchtelegramm: 19. Februar. – Kleinholz, Olten. – 3115 Zuschauer. – SR: Weber/Eichmann, Huguet/Gurtner. – Tore: 4. Wyss (Lanz, Rudolf) 1:0. 6. Benik (Küng) 1:1. 8. Horansky (Rouiller, Knelsen/Ausschluss Bircher) 2:1. 23. Kläy (Derungs, Weber) 2:2. 25. Kummer (Küng, Benik) 2:3. 36. Nunn (Strafstoss) 3:3. 36. Clark (Tschannen, Sterchi) 3:4. 53. Knelsen (Ausschluss Salzgeber!) 4:4. 62. Kummer (Küng, Benik) 4:5. – Strafen: Olten 6x 2 Minuten; Langenthal 8x 2 Minuten. – Langenthal: Wüthrich; Weber, Christen; Bircher, Suleski; Henauer, Maret; Wieszinski; Tschannen, Clark, Sterchi; Benik, Kummer, Küng; Gerber, Kläy, Derungs; Nyffeler, Melnsalksnis, Rüegsegger; Gyger. – Bemerkungen: Langenthal ohne Müller, Walz (beide verletzt), Pienitz (krank), Dähler und Guggenheim (beide überzählig); 36. Weber verursacht Strafstoss (Puck blockieren im Torraum).

Von Leroy Ryser