• Jessica Bärtschi (von links), Jasmine Grundbacher, Nora Krähenbühl, Jessica Segessenmann und Anja Vogt haben sich in ihrer Arbeit mit den Firstrespondern beschäftigt. · Bild: Leroy Ryser

09.03.2018
Langenthal

Mit dem Leben-Retten beschäftigt

«Firstresponder» ist ein Verein, der mit Freiwilligen für die erste Versorgung von Patienten mit Herzkreislaufstillstand sorgen will. Weil das Projekt noch unbekannt ist, haben fünf Schülerinnen der Berufsmaturität Langenthal eine Arbeit darüber verfasst.

Bei einem Herzstillstand sind die ersten Sekunden entscheidend. Jede Minute, die ohne Herzmassage vergeht, nimmt die Chance um 10 Prozent ab, dass die Person ins Leben zurückgeholt werden kann. Weil die Ambulanz im Kanton Bern im Schnitt 13 Minuten braucht, bis sie beim Unfallort eintrifft, ist jede Hilfe die vorher vor Ort geleistet wird, besonders wertvoll.
Im Jahr 2016 wurde auch deshalb der Verein «Firstresponder BE» gegründet. Eine Gruppe von 1400 Freiwilligen verteilt im ganzen Kanton, kann dabei mit einer App alarmiert werden, um vor der Ambulanz die erste Hilfe zu leisten. Statistiken zur Folge war die Überlebenschance bei drei bis fünf Prozent, bevor es die «Firstresponder» gab. Mittlerweile haben zumindest im Emmental 37 bis 45 Prozent der Patienten einen Puls, wenn sie im Spital ankommen.

6000 bis 7000 Wörter
Als sie davon hörten, fanden auch fünf Schülerinnen von der Langenthaler Berufsmaturitätsschule, dass das eine gute Sache ist. Sie haben den Verein zum Thema ihrer Interdisziplinären Projektarbeit (IDPA) gemacht und diese Arbeit letzte Woche vorgestellt.
Innerhalb von einem halben Jahr haben Jessica Bärtschi (21, Sumiswald), Jasmine Grundbacher (20, Wasen), Nora Krähenbühl (21, Rohrbachgraben), Jessica Segessenmann (22, Orpund) und Anja Vogt (21, Huttwil) 6000 bis 7000 Wörter zu diesem Thema produziert und sich näher mit dem Verein befasst. «Ich glaube, es ist uns ziemlich gut gelungen», sagt Nora Krähenbühl, Meinungsverschiedenheiten habe es zwar ab und zu gegeben, hängt Jessica Segessenmann an, «wir sind aber noch heute gute Kolleginnen», schmunzelt Jasmine Grundbacher.
Entstanden ist in dieser Phase eine kleine Werbebroschüre und eine mehrseitige Arbeit, welche die «Firstresponder» vorstellt und erforscht, wie bekannt sie in den Regionen Emmental und Oberaargau sind. «Im Emmental sind sie bekannter. Das hat damit zu tun, dass dort mehr ‹Firstresponder› in den Einsatz gelangen.» Angeboten wird der Dienst noch gar nicht im ganzen Kanton. Notfälle die in der Zentrale Solothurn abgewickelt werden, profitieren noch nicht von diesem Angebot, weil die Anbindung ans App vorerst nur in der Berner Zentrale funktioniert. Mit einem Ausbau des noch jungen Angebotes darf aber gerechnet werden.
Auf das Thema ist die Gruppe indes nur zufällig gestossen. Jessica Bärtschi ist seit einem Jahr eine «Firstresponderin», hat aber erst ihre Kollegin Jasmine Grundbacher während Erzählungen auf dieses Thema gebracht. «Wir haben uns daraufhin alle über den Verein informiert und ich und Jasmine haben sogar den kostenfreien Grundkurs zum ‹Firstresponder› besucht», verrät Nora Krähenbühl.
Während dem Befassen mit dem Verein wurde immer deutlicher, dass dieses Projekt durchaus Unterstützung verdient hat, dass es vor allem aber Mut braucht um dabei zu sein. «Ich bin jemand, der nahe am Wasser gebaut ist», sagt Jasmine Grundbacher. «Ich glaube, ich könnte es nicht verarbeiten, wenn mir dann jemand unter der Hand stirbt.» In der Arbeit hat sich die Gruppe deshalb in einem kleinen Teil gerade mit dieser Verantwortung auseinandergesetzt. Auch dank einem Fragebogen wurde klar, dass nicht wenige Betroffene sich aus diesem Grund zieren, Hilfe zu leisten. «Dabei kann ich nichts falsch machen. Wenn ich ankomme ist eine Person tot, ich kann einfach nur mein Bestes versuchen, ihr doch noch zu helfen», sagt Jessica Bärtschi, die in ihrer einjährigen Zeit als «Firstresponderin» noch keinen Einsatz hatte.
Nach dem Verfassen ihrer Arbeit ist den fünf Maturandinnen klar, dass für die Weiterentwicklung von «Firstresponder BE» noch Potenzial besteht. Von den im Oberaargau befragten Personen kannte nur jede zweite die Organisation, im Emmental waren es immerhin zwei Drittel. «Es ist eine gute Sache», sind sich die Frauen einig. «Wir hoffen deshalb, dass wir mit unserer Arbeit auch ein bisschen Werbung machen konnten.» Denn letztlich geht es darum, Leben zu retten.

Infos:www.firstresponder.be

Von Leroy Ryser