• Dominique Aegerter hat bei den Tests bemerkt, dass mit einer Elektro-Maschine ein anderes Fahrgefühl herrscht als in der Moto2. · Bild: zvg

16.07.2020
Sport

Mit einer gesunden Nervosität am Start

MotoE: Dominique Aegerter – Am heutigen Freitag kehrt Dominique Aegerter im spanischen Jerez auf die Rennstrecke zurück. Nach zwei offiziellen Trainings findet morgen Nachmittag das Qualifying statt, am Sonntag folgt dann um 10.05 Uhr sein erstes Rennen in der MotoE-Weltmeisterschaft.

Motorsport · Am Ende findet der MotoE-Weltcup doch, oder immerhin fast, wie geplant statt. Vor Dominique Aegerter liegen derzeit sechs Rennen in drei verschiedenen Städten Europas, seit Montag befindet sich der Rohrbacher deshalb im spanischen Jerez. «Die Vorschriften sind immens, damit ein Moto-GP-Rennen stattfinden kann. Ich musste einen 30-seitigen Vertrag unterschreiben und vor dem Flug zwei Tests – einen Bluttest und einen Abstrich – bestehen», erzählt Dominique Aegerter. Auch habe er eine Tracking-App installiert, damit die Organisatoren die Bewegungen der Athleten verfolgen können.
Das alles schmälert die Vorfreude auf das erste Rennen des Jahres im neuen Team namens «IntactGP» aber nicht. «Ich habe seit November kein Rennen mehr bestritten», sagt Aegerter und hängt an: «Jetzt freue ich mich riesig, dass es wieder so weit kommt.» Seit gut einem Monat wisse er nun, dass die Meisterschaft aus wie zuvor geplant sechs Rennen bestehen wird, diese wurden aber auf drei europäische Standorte konzentriert. Die Elektro-Meisterschaft beginnt dieses Wochenende in Jerez und geht gleich am nächsten Wochenende am gleichen Ort weiter, ehe in Misano (Italien) und Le Mans (Frankreich) je zwei Mal gefahren wird. «Ich habe sehr viel dafür trainiert und bin sehr froh, dass ich mich nun wieder mit Kontrahenten messen kann.» Er sei sehr gespannt, endgültig zu wissen, wie er im Vergleich mit den anderen Fahrern dastehe. Immerhin die ersten Tests im März in Jerez verliefen gut, damals belegte Aegerter den starken dritten Rang.

Unterschiedliches Fahrerlebnis
Dennoch ist für ihn heute vieles ungewiss und vieles anders. «Ein bisschen nervös bin ich schon. Bei den Tests habe ich bemerkt, dass es ein ganz anderes Fahren ist, verglichen mit den Töffs der Moto2», weiss der 29-Jährige. Vor allem auch das Kontrollieren vom Gasgriff sei ganz anders, auch die Rennen selbst seien komplett anders aufgebaut. «Wir können etwa 30 Minuten und somit sechs bis acht Runden fahren. Danach ist der Akku leer», sagt Aegerter. Das Qualifying dauert auch deshalb nur eine Runde, im Rennen werden sieben gefahren. Selbst wenn an einem Wochenende zwei Rennen sind – und das ist teilweise geplant – sei das für ihn deshalb immerhin konditionell kein Problem. «Ich hatte noch gar nie eine so lange Pause und fühle mich konditionell und körperlich in einer sehr guten Verfassung», sagt der Rohrbacher weiter. Auch die Schulter, die zuletzt immer wieder ein Problemherd war, konnte er ausgezeichnet auf die Saison vorbereiten. Ganz allgemein fühle er sich überaus gut auf die Saison vorbereitet.

Aegerter will den Titel
Trotzdem sei es aber schwierig, einzuschätzen, wie er im Vergleich mit Konkurrenten abschneiden wird. «Vor allem die Spanier und Italiener konnten etwas besser trainieren, weil sie bessere Bedingungen, vor allem Rennstrecken, in der Nähe haben. Ich habe nur einzelne Fahrten in Deutschland und Frankreich absolviert», erklärt Aegerter. Trotzdem hoffe er aber, dass er ganz vorne mitfahren kann. «Ich denke, dass mir meine Erfahrung hilft. Ich bin in den letzten Jahren auf verschiedenen Marken gefahren, was nun ein Vorteil sein könnte.» Allgemein werde aber das Fahrgefühl – ohne Sound, mit einer schwereren Maschine und ohne Schaltgetriebe – anders sein, weshalb er sich erst an alles gewöhnen müsse. «Ich möchte auch weiterhin auf die nächste Saison in die Moto2-Klasse zurückkehren. Auch deshalb habe ich es mir zum Ziel gesetzt, in dieser Kategorie den Titel zu gewinnen.» Immerhin mit guten Resultaten will er sich für die Rückkehr empfehlen.
Vorerst steht Dominique Aegerter aber im Ungewissen. «Es ist aktuell sehr schwierig, einzuschätzen, wie es sein wird und wie gut ich fahren werde. Aber ich hoffe, dass alles auf Anhieb gut klappt.» Ein erstes Mal zeigt sich dies heute während zwei offiziellen Trainings, morgen findet dann die einrundige Qualifikation namens «EPole» statt, ehe am Sonntag um 10.05 Uhr das Rennen ansteht. «Es kribbelt bereits», sagte Dominique Aegerter noch vor dem Abflug nach Jerez. «Ohne Corona hätte es das wahrscheinlich aber auch im Mai getan», meint er mit einem Lachen. Nach der nun etwas mehr als zwei Monate verlängerten Vorfreude, trumpft ab heute wieder vermehrt Adrenalin und Spannung.

Von Leroy Ryser