• Der Studentenalltag aus der Sicht des Studenten Gian Widli. · Cartoon: Gian Widli

  • Gian Widli wird in einer Testphase einmal pro Monat mit einem Cartoon auf das lokale Geschehen in der näheren und weiteren Region zurückblicken. · Bild: Leroy Ryser

  • «Ue»-li des Monats

27.02.2020
Langenthal

Mit Zeichnungen Menschen erreichen

In dieser Ausgabe wird der «Unter-Emmentaler» erstmals einen Cartoon veröffentlichen. Jeweils einmal monatlich soll in der Folge ein gezeichneter Rückblick auf das Geschehen der Region seinen Platz finden. In diesem Artikel stellen wir den Zeichner dieser Beiträge vor: Den 19-jährigen Langenthaler Gian Widli.

Langenthal. · «Aber nur wenn es wirklich langweilig ist», sagt Gian Widli und schmunzelt. Soeben wurde ihm die Frage gestellt, ob er denn auch in Schulstunden gerne zeichne, worauf er erst verneint, dann aber präzisiert. «Zeichnen war schon immer ein ständiger Begleiter. Es entspannt, sorgt für Ruhe», sagt Gian Widli weiter. Auch deshalb zeichne er hin und wieder gerne in den Pausen, weil er doch während der Schulstunde nur selten Zeit dazu finde. Mittlerweile ist das Zeichnen aber nicht nur ein ständiger Begleiter, sondern auch ein Berufswunsch geworden, sagt der 19-Jährige. «Illustrator» zu werden sei sein Traum, oder zumindest in Richtung Kunst soll es gehen. Aktuell peile er entsprechend auch ein Studium in diesem Bereich an, vorerst besucht Gian Widli noch einen weiterführenden Schulgang an der Rudolf Steiner Schule in Langenthal.

Faszinierendes Schulprojekt
Gebildet hat sich sein Berufswunsch aber erst vor etwa drei Jahren, als er für ein Schulprojekt einen Comic zeichnete. Die Arbeit habe ihn fasziniert und motiviert. Seither nutze er sogar noch mehr Zeit abseits der Schule, um seinem Hobby zu frönen. «Manchmal zeichne ich als Genuss, ab und zu übe ich aber auch, um besser zu werden.» Gerade Bewegungen auf Bildern sauber darzustellen sei schwierig, hier werde man mit der Zeit aber besser. «Ich denke durchaus, dass ich Fortschritte gemacht habe. Aktuell beispielsweise zeichne ich viele Menschen und habe das Gefühl, dass ich die Mimik besser rüberbringen kann.» Ganz allgemein sei er überzeugt, dass seine Zeichnungen mittlerweile besser strukturiert sind, zudem gelinge es ihm auch eher, die ursprünglichen Gedanken verständlich zu Blatt zu bringen. Dafür schaut er auch gerne die Resultate anderer Künstler an oder sucht Tipps und Informationen in Interviews mit grossen Künstlern.

Inspiration beim Wandern
Inspiration holt sich der Langenthaler aber nicht nur bei anderen Künstlern sondern vor allem beim Wandern. Unterwegs lasse er sich von Landschaften begeistern, hin und wieder höre er sich aber auch die Dialoge anderer Menschen an und setze sich danach hinters Zeichenpult. Dieses ist indes neben Papier und Schreibstiften vor allem auch mit einem Zeichnungscomputer ausgestattet, auf diesem kann er seine Zeichnungen direkt digital erfassen.

Cartoon als Monatsrückblick
Das wird vor allem auch für sein neustes Projekt nötig sein: Gian Widli soll nämlich in den nächsten Monaten im Sinne einer Testphase jeweils Cartoons für den «Unter-Emmentaler» produzieren, danach wird eruiert, ob die Leser am neuen Inhalt Gefallen finden. «Mir kam diese Idee, weil ich auf der Suche nach einem Publikum war. In der Folge habe ich dann regionale Zeitungsmedien angeschaut und mich bei einzelnen gemeldet», erklärt Widli. Der «Unter-Emmentaler» sei ihm aufgefallen, weil diese Zeitung bisher noch keine Cartoons oder Karikaturen veröffentlichte. Nun ist geplant, seine Zeichnungen jeweils am letzten Donnerstag des Monats im Sinne eines Rückblickes auf spezielle Geschehnisse zu publizieren. «Nervös bin ich nicht. Dass ich nun aber für die Öffentlichkeit produziere, erhöht den Druck schon ein bisschen», sagt Gian Widli mit einem Lachen. Zugleich freue er sich sehr auf die Erscheinung seiner ersten Arbeit, auch die Familie sei stolz und erfreut über die neue Plattform.

Erster Schritt in die Arbeitswelt
Für Gian Widli ist es vor allem auch ein erster Schritt in die Arbeitswelt. Letztlich lerne er durch die Zusammenarbeit auch, mit Aufträgen zu gewissen Themen umzugehen. Zudem sei es eine weitere Möglichkeit, seine Leidenschaft zu vertiefen und neues kennenzulernen. «Meist zeichne ich sehr frei, teilweise auch surreale Dinge. Ich versuche generell möglichst viele unterschiedliche Sachen zu zeichnen, so kann ich mich denn auch weiterentwickeln.» Bereits angefangen habe er zudem einen eigenen Comic-Streifen, ob daraus aber einmal ein Buch entstehen wird, wisse er noch nicht. «Aktuell ist das Zeichnen für mich auch ein Abtasten und Lernen. Dass ich nun damit auch Leute erreichen kann und vielleicht auch Reaktionen erhalte, freut mich besonders.»

Von Leroy Ryser