• Sie erteilten Ratschläge, wie man in jedem Alter sein Geld am besten anlegen kann (von links): Stefan Wälchli, Petra Strüby und Andreas Zwygart.Bild: Walter Ryser

22.11.2019
Langenthal

Musik in den Ohren privater Anleger

Die Clientis Bank Oberaargau sorgte beim 12. Finanzanlass für Musik in den Ohren der privaten Anleger, die mit Aktien-Anlagetipps für jedes Alter sowie einem musikalischen Leckerbissen versorgt wurden.

 

20 Jahre ist es her, seit der Euro eingeführt wurde. Stefan Wälchli, CEO der Clientis Bank Oberaargau, nahm dieses Jubiläum zum Anlass, zum Auftakt des 12. Finanzanlass vor der Rekordteilnehmerzahl von 220 Personen auf dieses Ereignis zurückzublicken. Damals führten elf EU-Mitgliedstaaten die neue Währung ein. Heute entfallen bereits 39 Prozent des internationalen Zahlungsverkehrs auf den Euro. 340 Millionen Menschen nutzen die Währung täglich als Hauptzahlungsmittel. Dabei steht Bargeld weiter hoch im Kurs, wie Wälchli erläuterte. So wurden 2016 noch 79 Prozent der Zahlungen mit Bargeld abgewickelt und vor einem Jahr waren noch 21 Milliarden Euro-Banknoten im Umlauf.
Als der Euro vor 20 Jahren startete, lag der Kurs für einen Euro bei 1.60 Franken. Den Höchststand erreichte er 2008 mit 1.68 Franken. Danach setzte die Finanzkrise ein, die auch den Euro zu Fall brachte. Heute notiert er einen Drittel tiefer und für die exportorientierte Schweizer Marktwirtschaft bedeutet dies rund einen Drittel Margenverlust. Damit leitete Stefan Wälchli über zum Thema des Abends, «Die richtige Aktie für jedes Alter». Der Aktienmarkt habe sich dieses Jahr positiv entwickelt, man dürfe mit einem Rekordjahr rechnen, gab der Clientis-CEO zu verstehen und überliess das Feld den Referenten Andreas Zwygart (Leiter Private Banking) und Petra Strüby (Anlageberaterin/Finanzplanerin).

Jung und risikofreudig
Strüby wies gleich zu Beginn darauf hin, dass eine 60-jährige Frau ein anderes Anlageprofil habe als eine 30-jährige Frau. Dementsprechend unterschiedlich sollte auch die Aktienauswahl sein. So mache es beispielsweise Sinn, im Alter von 30 Jahren eher in riskantere Geschäftsmodelle mit höheren Renditechancen zu investieren. «Wer einen langen Anlagehorizont hat, bringt ideale Voraussetzungen mit für ein Aktieninvestment», betonte Strüby. Andreas Zwygart nannte für die junge Generation 30+ drei Titel als ideale Anlagestrategie. Er empfahl Aktien des Biotech-Start-up Idorsia Pharmaceuticals Ltd. Das Unternehmen ist spezialisiert auf die Entdeckung und Entwicklung von niedermolekularen Wirkstoffen zur Erschliessung neuer Behandlungsmöglichkeiten. Als Pluspunkte für diese Aktie sieht Zwygart, dass das Unternehmen diverse Produkte in der Pipeline habe, welche die Behandlungsmöglichkeiten massgeblich verändern könnten. Auch wies er darauf hin, dass Gründer und CEO Jean-Paul Clozel und dessen Ehefrau bereits das Vorgänger-Unternehmen Actelion zu grossem Erfolg geführt haben. Auch die Aktie der Crealogix Group, einem Softwareanbieter für die Finanzindustrie, empfahlen die beiden der jungen Anleger-Generation, weil diese Aktie über gute Langfrist-Perspektiven verfüge. Das Unternehmen profitiere von den Budgeterhöhungen der Banken für die Digitalisierung. Die dritte Aktie betrifft das Unternehmen Vestas Wind Systems, den weltgrössten Hersteller von Windkraftanlagen. Zwygart wies darauf hin, dass seit dem Jahr 2000 Vestas fast jedes Jahr Weltmarktführer bei der Zahl und Gesamtleistung neu installierter Windkraftanlagen ist.
Für die Generation 40+ stehe vorwiegend die finanzielle Sicherheit der Familie im Mittelpunkt. Deshalb sollte hier die Titelauswahl etwas zurückhaltender ausfallen, rät Petra Strüby. Ideal dafür seien beispielsweise Aktien der Cembar Money Bank AG, weil diese über eine Dividenden-Rendite von 3,63 Prozent verfüge. Auch Aktien der Bossard Holding, eines international tätigen Schraubenhandels- und Logistikunternehmens seien attraktiv, weil das seit 1831 existierende Unternehmen nach wie vor von der Gründerfamilie geprägt werde und Marktführer bei Verbindungstechnologien sei. Als dritte Aktie wird hier jene von u-Blox genannt, einem Unternehmen, das Chips und Module entwickelt und vertreibt, die globale Satelliten-Navigationssysteme unterstützt. Das Unternehmen sei ein Hoffnungsträger für die zunehmende Automatisierung.

Zurückhaltung ist angesagt
Gesundheit und Vorsorge würden ab dem 50. Altersjahr wichtiger, bemerkte Petra Strüby. Deshalb würden sich in diesem Alter Aktien aufdrängen, die unabhängig von wechselnden Trends und Konjunkturlagen Erträge abwerfen würden. Wie beispielsweise jene des weltgrössten Nahrungsmittelproduzenten Nestlé, weil es sich hier um einen konstanten und defensiven Wert handle. Aber auch Aktien der Sonova Holding AG empfahlen die beiden. Das Unternehmen produziert und vertreibt Hörsysteme sowie drahtlose Kommunikationssysteme.
«Im Zusammenhang mit der zunehmenden Alterung der Gesellschaft dürfte die Nachfrage nach Produkten von Sonova steigen», zeigte sich Andreas Zwygart zuversichtlich. Gleich verhalte es sich bei der Aktie der Straumann Holding AG, dem weltgrössten Hersteller von Zahnimplantaten, deren Nachfrage steigen dürfte.
«Wer im Alter flüssige Mittel benötigt, sollte sein Geld zurückhaltender anlegen», lautete der Ratschlag von Petra Strüby für die Generation 60+. Empfehlenswert seien hier Aktien des Schweizer Erstversicherers Zurich Insurance Group, der als Dividenden-Perle gilt. Zu diesen zählen auch die Aktien der Swisscom AG, und Aktien der Lindt & Sprüngli AG sollte man in erster Linie wegen den Enkelkindern kaufen, erwähnte Andreas Zwygart, weil es jährlich einen Koffer voller Schokolade als Naturaldividende gebe.
Abschliessend versuchte Zwygart den Anwesenden die Angst vor dem Aktienkauf zu nehmen, mit dem Hinweis auf ein Zitat des Soziologen und Publizisten Helmut Schoeck (1922–1993), der sagte: «Das grösste Risiko unserer Zeit liegt in der Angst vor dem Risiko.»
Den Abschluss des Anlasses bildete ein absolutes Highlight: Tenor Stefan Baumann und Pianist Matthias Heimlicher sorgten für entzückende Musik in den Ohren der anwesenden, privaten Anleger, die Hühnerhaut bekamen, noch bevor die ersten Dividenden-Erträge auf ihre Konten fliessen ...

Von Walter Ryser