• Karin Herzig (Präsidentin der Musikgesellschaft Obersteckholz und OK-Präsidentin des 125-Jahr-Jubiläums) freut sich mit Heiri Jörg, (Gemeindepräsident von Obersteckholz), der sich seit 30 Jahren in der MG Obersteckholz engagiert. · Bild: Hans Mathys

  • Die Musikgesellschaft Obersteckholz am Musiktag 2017 in Rumisberg. · Bild: zvg

25.04.2018
Oberaargau

Musikgesellschaft feiert den 125. Geburtstag

Morgen Freitag- und übermorgen Samstagabend feiert die Musikgesellschaft Obersteckholz ihr 125-Jahr-Jubiläum. Dies tut sie mit einem attraktiven Programm, mit illustren Gästen und zusammen mit der Bevölkerung.

Obersteckholz · Wer 125-jährig wird, hat Grund zum Feiern. Mit einem würdigen Fest will dies die 1893 gegründete Musikgesellschaft Obersteckholz tun. Sie wird diesen Freitag und Samstag, 27. und 28. April, zwar in Dankbarkeit zurückblicken, aber trotzdem für einen Moment innehaltenden, jubilieren und feiern. «Am Freitagabend pflegen wir mit musikalischen Freunden, einem kleinen Festakt und zwei Gastvereinen, dem Militärspiel Oberaargau und der Musikgesellschaft Madiswil, die musikalische Verbundenheit», sagt OK-Präsidentin Karin Herzig. Am Samstagabend heisst es für die 25 aktiven Musikantinnen und Musikanten der Dorfmusik beim Auftritt der Vorband, der Jugendmusik Obersteckholz-Melchnau, zurücklehnen und geniessen. Danach sorgt die für ihre böhmische und mährische Volksmusik bekannte «Bouelemusig Langnau» für Stimmung.

1893 gegründet – oder früher?
Offiziell gegründet wurde die Musikgesellschaft Obersteckholz im Sommer 1893. Aus einem Bericht des Lotzwiler Pfarrers Johann Ammann, datiert vom 25. Oktober 1879, geht allerdings hervor, dass es in Obersteckholz schon rund 14 Jahre zuvor eine Blechmusikgesellschaft gab. Im Pfarrbericht steht nämlich: «Gegenwärtig bestehen in unserer Kirchgemeinde folgende Vereine: 1. Musicalische Vereine, nämlich der Männerchor und der gemischte Chor zu Lotzwyl, der Männerchor zu Rütschelen und der gemischte Chor in Obersteckholz. Dazu kommen Blechmusikgesellschaften in Lotzwyl und Obersteckholz.» Es ist also anzunehmen, dass die jetzt ihren 125. Geburtstag feiernde Musikgesellschaft Obersteckholz bereits vor 1893 bestand.
Hingegen weiss man, dass nach der Auflösung des gemischten Chors Obersteckholz fünf Männer – zwei aus Obersteckholz, zwei aus Lotzwil, einer aus Untersteckholz – eine Blechmusik bildeten, die jeweils am Samstagabend oder am Sonntagnachmittag zur Freude der Zuhörer aufspielte. Weil zwei der Musiker wegzogen, reduzierte sich die Blasmusik-Formation auf drei Trompeter, weshalb einige Instrumente der Musikgesellschaft Melchnau verkauft und andere im Schulhaus in einem Archiv aufbewahrt wurden, wo das blanke Messing von der Steckholzer Jugend bewundert wurde.
 
Vier Gründungen im Oberaargau
Das Musizieren wurde gegen Ende des 19. Jahrhunderts zusehends beliebter. Dies führte gleich zu vier Gründungen im Oberaargau: 1873 in Langenthal, 1879 in Bannwil, 1887 in Aarwangen, 1891 in Lotzwil – was einige Obersteckholzer zur Gründung einer eigenen Dorfmusik animiert hat. Tatsächlich fand im Sommer 1893 in der Wirtschaft die Gründungsversammlung statt. Vater und Söhne Flückiger, Jakob Übersax und Fritz Lanz aus Obersteckholz sowie Hans Zingg aus Langenthal waren hier die treibenden Kräfte. Die zwölf an jener Gründungsversammlung Anwesenden waren Fritz Lanz, Johann Küffer, Arnold Herzig, Alfred Herzig, Jakob Übersax, Johann Siegenthaler, Jakob Wälchli, Jakob Althaus, Jakob Küffer, Jakob Ulli, Ernst Althaus und Fritz Zaugg. Auffallend: Fünf von zwölf trugen den damals sehr populären Vornamen Jakob.

Firma Hirsbrunner aus Sumiswald
Die noch junge Musikgesellschaft Obersteckholz hatte Glück, dass ihr die Firma Hirsbrunner aus Sumiswald leihweise Instrumente zur Verfügung stellte. 50 Rappen pro Monat und Instrument betrug die Entschädigung. Ein Dirigent war rasch gefunden. Auf dem Hübeli wohnte nämlich Jakob Flückiger, Harfenmacher/Handörgelimacher. Er stellte sich dem Verein als Leiter zur Verfügung. Seine Nachfolger: Arnold Gerber, Ernst Graber, Gottfried Lanz, Ernst Graber, Hans Witschi, Ernst Witschi (36 Jahre!), Ernst Uhlmann, Peter Jost, Rudolf Mathys, Christine Lacher, Pius Lacher, Fredy Erni, Rudolf Schenk, Martin Herzig, und seit 2016 Markus Moser. Der Vorstand 1893: Jakob Ulli (Präsident), Fritz Lanz (Sekretär), Jakob Althaus (Kassier). Als Mitgliederbeitrag – damals Unterhaltungsgeld genannt – wurden zwölf Franken erhoben. Zu jener Zeit war das ein ansehnlicher Batzen. Der Verein gab sich Statuten. Artikel 1: «Unter dem Namen Musikgesellschaft Obersteckholz besteht auf unbestimmte Zeitdauer mit Sitz in Obersteckholz ein Verein, der den Zweck hat, seine Mitglieder in der Instrumentalmusik auszubilden und bei aufrichtiger Kameradschaft unter derselben das gesellschaftliche Leben zu pflegen.»
 
Die verschiedenen Uniformen
Zur Zeit der Gründung war das Anschaffen einer Uniform noch kein Thema. Die Musikanten sollen damals einen grünen Wollhut getragen haben. Überliefert ist, dass 1907 jedem Aktiv- und Freimitglied beim Eintritt in den Verein eine komplette Uniform mit Rock, Hose, Mütze, Schnur und Musiktasche übergeben wurde. «Das Tragen der Kleidungsstücke ausser Dienst ist strengstens untersagt», ist im Artikel Nr. 51 der damaligen Statuten nachzulesen.
1925 wurde die erste komplette Uniform angeschafft – bei der Uniformfabrik Dick in Bern. Beim Fassen der Uniform hatte jedes Mitglied 15 Franken aus dem eigenen Sack zu berappen. 1957 wurde eine Neuuniformierung beschlossen. Kostenpunkt: 333 Franken pro Uniform – finanziert mit einer Sammlung, einem Basar in Langenthal sowie einem Unterhaltungsabend. Die am 30. Mai 1958 gelieferten Uniformen bestanden bereits anderntags ihre Feuertaufe. Während 25 Jahren begleitete diese Uniform mit aufgenähtem Steckholzer Wappen auf der Brust die Musikgesellschaft bei unzähligen Auftritten. Der Zahn der Zeit nagte dann aber so sehr an diesen Uniformen, dass eine neue Einheitskleidung angeschafft werden musste, wofür man die Firma Büttiker aus Pfaffnau berücksichtigte. Uniformweihe war vom 17. bis 19. August 1984. Aus Mangel an Uniformstoff und weil grössere Reparaturen oder Ergänzungen nötig waren, wurde 22 Jahre später bei der Uniformschneiderei Schuler aus Rothenthurm eine neue Uniform bestellt, die am 19. und 20. Mai 2007 eingeweiht wurde. Diese Uniform in der Farbe «Eisblue» ist aktuell in Gebrauch.

Fahnenweihen 1943 und 1974
Ein halbes Jahrhundert musste die Obersteckholzer Dorfmusik ohne Fahne ausrücken. Sie war damit eine der letzten Gesellschaften ohne Fahne. Weshalb nicht zum 50-Jahr-Jubiläum eine solche anschaffen? Dies realisierte man für 899 Franken bei der Firma Siegrist in Langenthal. Mitten in den Kriegswirren, am 22. August 1943, fand die Jubiläumsfeier mit Fahnenweihe statt. Die Patenschaft für die neue Fahne übernahm die Langenthaler Musikgesellschaft Harmonie, die zudem den Fahnenschrank stiftete. Seit bald 44 Jahren ist die Musikgesellschaft Obersteckholz mit der am 14. Juli 1974 eingeweihten Fahne mit Lyra, Gemeindewappen und Schriftzug Obersteckholz unterwegs. Rot, Grün und Silber sind die Hauptfarben. Als «Götti» der damaligen Fahnenweihe konnte die Musikgesellschaft Lotzwil gewonnen werden. Die jeweiligen Jahreskonzerte der Obersteckholzer Dorfmusik wurden zur Freude des Publikums durch Theateraufführungen bereichert – von Anfang der 1980er-Jahre bis 2014 mit Ernst Bösiger als Regisseur.

Jugendmusik nun mit Melchnau
Seit jeher schreibt sich die Musikgesellschaft Obersteckholz die Förderung des Nachwuchses auf ihre Fahne. Langjährige Lehrpersonen waren Walter Müller und Dieter Böninger. Heiri Jörg hat dann 1990 die Organisation der Nachwuchswerbung/Jugendarbeit überarbeitet. Dies mit dem Ziel, nachhaltig Jugendliche für die Musikgesellschaft Obersteckholz zu gewinnen und eine fundierte Grundausbildung sowie sinnvolle Jugendarbeit anzubieten. 15 Jahre formte er die Ausbildung und die Jugendmusik sehr erfolgreich. 2005 erfolgte die Stabübergabe an Martin Herzig, 2010 beschlossen die Musikgesellschaften Obersteckholz und Melchnau, die zwei bestehenden Jugendmusiken zusammenzulegen. So entstand die Jugendmusik Obersteckholz-Melchnau. Daraus sollen – wie bisher – aktive Musikerinnen und Musiker rekrutiert werden.
Die Musikgesellschaft Obersteckholz, die einmal wöchentlich probt, um Stücke fürs Jahreskonzert oder den Musiktag – wie jenen in Herzogenbuchsee vom 2. und 3. Juni – einzustudieren, ist Mitglied des Bernischen Kantonal-Musikverbandes sowie des Oberaargauischen Musikverbandes. Auch mit seinen 125 Jahren auf dem Buckel gehört die Obersteckholzer Dorfmusik längst nicht zum alten Eisen. Sie will jung und dynamisch bleiben – zur eigenen sowie zur Freude der treuen, dankbaren Musikfreunde. 

Von Hans Mathys