• Das Team der ersten Stunde bei der Spitextra in Rohrbach blickt auf zehn erfolgreiche Jahre zurück und steht nun vor einem «Neuanfang»: Maja Mathys (rechts) und Ursula Heiniger gehen in Pension und haben ihre Anteile am Unternehmen Hans Peter Bieri verkauft. · Bild: Walter Ryser

23.12.2020
Oberaargau

Nahtloser Übergang beim Spitextra-Team

Das dreiköpfige Inhaber-Team der ersten Stunde bei der Spitextra in Rohrbach wird auf eine Person reduziert. Maja Mathys-Lanz und Ursula Heiniger-Schneeberger gehen in Pension und haben deshalb ihre Anteile am Unternehmen ihrem bisherigen Geschäftspartner Hans Peter Bieri verkauft.

Rohrbach · Die Bevölkerung wird älter und lebt länger in den eigenen vier Wänden. Das stellt unser Gesundheitswesen vor neue und grosse Herausforderungen. Betreuungs- und Pflegeangebote sind gefragt und bilden künftig einen immer wichtigeren Pfeiler in der Gesundheitsversorgung. Deshalb wurde 2009 in Rohrbach auch die Spitextra GmbH gegründet.
Seit den ersten Stunden befindet sich das kleine Unternehmen im Besitz dreier Personen: Maja Mathys-Lanz, Ursula Heiniger-Schneeberger und Hans Peter Bieri, drei erfahrene Pflegefachleute, haben die Spitextra in all den Jahren aufgebaut, weiterentwickelt und zu einer geschätzten, etablierten Institution im Bereich der Pflege und Betreuung von kranken und älteren Menschen gemacht.

Hans Peter Bieri wird Alleininhaber
Die 14 Mitarbeitenden sind vorwiegend in den Gemeinden Rohrbach, Rohrbachgraben, Auswil, Huttwil, Gondiswil und Madiswil tätig. Einsätze in andern Gemeinden werden auf Anfrage ebenfalls erledigt. War das Team anfänglich «nur» in der Pflege tätig, wurde im Verlaufe der Jahre das Angebot entsprechend den Klientenbedürfnissen erweitert. So kamen der Mahlzeitendienst und später auch hauswirtschaftliche Einsätze dazu.
Doch nach zehn Jahren endet ein erstes, erfolgreiches Kapitel, denn das Inhaber-Team der ersten Stunde wird auf Januar 2021 reduziert. Maja Mathys und Ursula Heiniger gehen vorzeitig in Pension. Sie haben deshalb ihre Anteile Hans Peter Bieri verkauft. Er wird künftig alleiniger Inhaber der Spitextra GmbH sein.
Ruth Rütschi und Ramona Stalder werden die austretenden Pflegefachfrauen in der Pflege ersetzen. Die beiden Frauen begründen ihre vorzeitige Pensionierung damit, dass sie sich zum jetzigen Zeitpunkt körperlich und geistig gesund fühlen und gerne ihren Lebensabend mit ihren ebenfalls pensionierten Ehemännern geniessen möchten. Der Entscheid, die Spitextra zu verlassen, sei ihnen aber schwergefallen, betonen die beiden, habe man doch zehn Jahre in einem sehr gut funktionierenden Team verbracht.

Nicht mit der Stoppuhr unterwegs
Und dieses Team hat auf eine ganze spezielle Weise funktioniert, wie Hans Peter Bieri bestätigt: «Der zwischenmenschliche Aspekt sowie die Nächstenliebe hat bei unserer Arbeit noch einen hohen Stellenwert», weist er auf die Spitextra-Philosophie hin.
So sei man nicht mit der Stoppuhr unterwegs, wie das bei vielen Gesundheitsdienstleistern mittlerweile üblich sei. «Wenn es die Zeit erlaubt, setzen wir uns beim Klienten hin, um bei Bedarf ein kurzes Gespräch zu führen», erwähnt Bieri. Das sei ein Betreuungsbestandteil, der dem gesamten Spitextra-Team immer wichtig gewesen sei und auch in Zukunft wichtig bleiben soll, auch wenn dies auf freiwilliger Ebene basiert. So gesehen verwundert es nicht gross, wenn Ursula Heiniger davon spricht, dass die Pflege für sie stets ein Traumjob gewesen sei, den sie mehr als 40 Jahre ausgeübt hat. Gerade die persönliche Beziehung zu den betreuten Menschen habe sie sehr geschätzt. «Ich empfand das stets als sehr wertvoll, wenn ich etwas von meiner Zeit pflegebedürftigen Menschen schenken konnte», sagt sie. Ähnlich tönt es von Maja Mathys, die von einem wunderbaren Job spricht, den sie mit Leib und Seele ausgeübt habe. «Ich habe schon als Kind gerne ‹dökterlet›», gibt sie lachend zu verstehen.

Küchenmonteur und Pfleger
Natürlich müsse die erbrachte Dienstleistung in erster Linie qualitativ hochstehend und finanzierbar, das heisst, korrekt abgerechnet sein, betont Hans Peter Bieri, «doch es steht jedem unserer Mitarbeiter offen, sich darüber hinaus im zwischenmenschlichen Bereich noch zusätzlich zu engagieren.» Er selber pflegt dies ebenfalls und sagt, dass man dabei viel Interessantes über die Lebensgeschichten der zu betreuenden Menschen erfahre. Überhaupt fühlt sich der gelernte Schreiner, der auf dem zweiten Bildungsweg im Gesundheitswesen landete, bei seinen Klienten wohl, «weil ich bei einigen von ihnen schon vor Jahren als Schreiner die Küche montiert habe und sie nun pflegen und betreuen darf.»

Die Grenzen des Lebens akzeptieren
Wenn man eine solch enge Beziehung zu einigen Klienten aufbaut, ist es jeweils nicht einfach, wenn man jemanden auf dem letzten Abschnitt begleitet. Das bestätigen alle drei und sagen, dass dies schmerze. Bei Sterbenden gehe man oft zu zweit vorbei, «dabei entsteht nicht selten ein gegenseitiges Tragen mit den Angehörigen, was ein schönes Gefühl ist und Dankbarkeit erzeugt», erwähnt Maja Mathys. Und Ursula Heiniger fügt hinzu, dass man in all den Jahren gelernt habe, mit dem Sterben und dem Tod umzugehen. «Das gehört bei diesem Job dazu und man muss lernen, Grenzen, die uns das Leben setzt, zu akzeptieren.» Vorerst keine Grenzen setzen möchten sich die beiden neuen Pensionärinnen. Während sich Ursula Heiniger vorstellen könnte, künftig in reduziertem Umfang in der Sterbebegleitung tätig zu sein, möchte Maja Mathys zusammen mit ihrem Mann vermehrt die Bergwelt erkunden.

Von Walter Ryser