• Der EHC Brandis gewinnt auswärts in Thun mit 4:3 und feiert damit den ersten 1. Liga-Zentralmeistertitel in seiner Geschichte. · Bild: Leroy Ryser

20.03.2017
Sport

Nervosität, Routine und Erlösung

EHC Brandis – Der Meisterschütze war sprachlos, der Trainer nervös und der CEO verspürte Genugtuung – kurz nach dem Spiel inmitten des Freudentaumels standen die Akteure des Zentralgruppenmeisters EHC Brandis Red und Antwort. Torhüter Michael Kaufmann brachte es derweil auf den Punkt: «Die Anspannung ist weg. Das ist einfach nur schön.»

Eishockey · Er hat es erzielt, das Tor, das in die Geschichte des EHC Brandis eingehen wird: Renato Schütz hat nach dem 3:3-Ausgleich des EHC Thun das entscheidende 4:3 realisiert. «Sprachlos» sei er im ersten Moment gewesen, die Freude derweil war «riesig». Rückblickend habe dies den Ruck durch das Team gebracht, der Brandis den Sieg dann doch noch über die Zeit rettete.
Ausgerechnet Renato Schütz sagen derweil Brandis-CEO Heinz Krähenbühl und Trainer Andreas Beutler. Krähenbühl und Schütz verbindet schon eine längere Geschichte, zuletzt gewannen sie mit den Huttwil Falcons gemeinsam den Titel, auch deshalb war Heinz Krähenbühl noch etwas mehr begeistert.
Andreas Beutler freute sich für seinen Angreifer, weil er dessen Leidensweg kennt. Noch im letzten Jahr hatte der 28-jährige Wäseler eine schwierige Zeit, musste wegen einer Lebensmittelallergie die Ernährung umstellen und konnte nicht immer sein bestes Eishockey abrufen. Beutler aber vertraute auf seinen Schützling und gab ihm gerade auch im letzten Spiel in dieser Zentralgruppen-Saison viel Eiszeit. «Er spielte Powerplay, Boxplay und bei Fünf-gegen-Fünf. Und dann hat er ihn reingewürgt.» Thun konnte auf Schütz’ Willensleistung nicht mehr reagieren.

Routine hat geholfen
Letztlich war aber nicht nur das Tor von Renato Schütz entscheidend, sondern auch die Torhüterleistung. Gerade im vierten Spiel hatte Gregory Steiner im Tor von Thun einen schlechten Tag erwischt, Brandis-Torhüter Michael Kaufmann war besser. «Dass der Torhüter entscheidend war, glaube ich nicht», sagte Kaufmann selbst und lobt damit sein Team.
Dass er mit seiner Leistung in der Serie zufrieden sein konnte, sagte Kaufmann aber auch selbst. Die Routine habe ihm durchaus geholfen, schliesslich war er schon einmal in derselben Situation und konnte deshalb damit umgehen. «Die Anspannung ist jetzt weg. Das ist einfach nur schön», hängte er schliesslich an. So richtig zugeben wollte es derweil niemand, aber die Nervosität war in den Reihen des EHC Brandis am Samstagabend durchaus ein Thema. Renato Schütz meinte, der gute Start habe geholfen, diese zu verstecken, Kaufmann sagte, dass er «nur beim letzten Bully» wirklich nervös war. Einzig Trainer Andreas Beutler gab zu: «Das Team war schon am Donnerstag nervös und auch heute war das ein bisschen so. Und wäre das 2:2 gefallen, dann wäre es für uns im fünften Spiel wirklich schwer geworden.» Er selbst sei derweil schon länger nervös gewesen, durfte dies aber vor der Mannschaft nicht zeigen. Für Andreas Beutler war aber auch klar, dass die letzte Saison zum Erfolg verholfen hat. Man habe daraus gelernt und in dieser Partie erstmals auf drei Linien reduziert. «Im letzten Jahr hätten wir nach dem Out noch Power gehabt, deshalb haben wir dieses Mal zum Schluss die Kräfte konzentriert und somit alles rausgeholt», erklärt der Brandis-Trainer.

Nun gegen Sion und Frauenfeld
Für Brandis ist die Saison damit nicht zu Ende. Am kommenden Samstag startet die Poule um den Amateurschweizermeister. Die Hasle-Rüegsauer treten dort in einer Hin- und Rückrunde (jedes Team hat vier Spiele) gegen Sion (Meister Westschweiz) und Frauenfeld (Meister Ostschweiz) an. Frauenfeld gehört etwas überraschend zu dieser Gruppe, schalteten sie doch den Favoriten und Qualifikationssieger Dübendorf in vier Spielen aus. Zuerst dürfen die Hasle-Rüegsauer aber stolz auf ihren ersten Titel sein, der mit der Einführung der Swiss Regio League in der kommenden Saison letztmals vergeben wurde. «Ein paar Tage Freude haben, dann geht es weiter», kommentierte Torhüter Michael Kaufmann. Somit standen am Samstag die Feierlichkeiten im Zentrum. Mit den Worten von CEO Heinz Krähenbühl: «Es ist eine grosse Genugtuung und Erlösung nach der zwei Jahre dauernden harten Arbeit.»

Von Leroy Ryser