• Erbauer und Besitzer Patrick Näf mit dem Modell des Erdhauses. · Bild: Patrik Baumann

  • Blick ins offene Wohnzimmer und die Küche mit eingebautem Sitzofen. · Bilder: zvg

  • Die markante Form des Erdhauses fällt im Ortsbild von Melchnau auf.

20.07.2020
Oberaargau

Neue Bewohner für das Erdhaus gesucht

Es war keine gewöhnliche Baustelle am Höhenweg in Melchnau, als im Frühling 2010 der Spatenstich für das Erdhaus erfolgte. Hier hatte sich Patrick Näf seinen Kindheitstraum erfüllt und ein Erdhaus in den Hang gebaut. Wegen veränderter Lebensumstände sucht er jetzt einen Mieter – allenfalls auch eine Käuferschaft – für die sieben Zimmer grosse Immobilie.

 

Melchnau · «Ich lasse mich nicht gerne in ein vorgegebenes Raster einordnen und wollte auch kein rechtwinkliges, gewöhnliches Haus», erzählt Patrick Näf bei der Begehung des Hauses in Melch­nau, «sondern träumte seit Kindesbeinen an von einem Erdhaus». So seien seine Eltern nicht erstaunt gewesen, als er vor über zehn Jahren mit der Planung begann. Diese und ebenfalls der spätere Bau hatten es in sich: Das Haus, in dem es kaum rechte Winkel gibt und mit Spritzbeton gebaut wie aus einem Guss wirkt, ist einzigartig in der Region. Einen wichtigen Partner fand Näf in der Ostschweiz mit dem Architekten Rudolf Leuzinger aus dem St. Gallischen Masseltrangen.

Haus als Wärmespeicher
«Trotz ausführlicher Planung: Bei einem solchen Projekt muss man als Bauherr vor Ort sein», weiss Näf. Er sei fast täglich auf der Baustelle gewesen und habe auch selbst Hand angelegt, etwa beim Einbau der unzähligen Rohre in allen Wänden, Böden und Decken. Dieses unkonventionelle Heizungssystem dient dazu, dass im Spätherbst das ganze Haus schrittweise aufgeheizt werden kann. Die benötigte Wärme wird zum einen von einer thermischen Solaranlage produziert, zum andern mit einem Holzofen im Wohnzimmer des Hauses.
Für den Aushub wurde ein grosser Teil des Hangs abgetragen, und so konnten zwei Wärmeregister im Sandstein verbaut werden. Die mit Wasser gefüllten Rohre, welche nach der Vollendung wieder mit dem Aushub hinterfüllt wurden und mehrere Meter hinter beziehungsweise unter dem Haus liegen, speichern so grosse Mengen der benötigten Wärmeenergie bereits im Sommer und Herbst. Dank diesem System benötigte das Haus ursprünglich deutlich weniger Brennholz. Mittlerweile hat Näf allerdings eine Wärmepumpe einbauen lassen, damit die künftigen Bewohner an kalten Wintertagen nicht  den ganzen Tag heizen müssen.

Ferien im eigenen Heim
Das Haus erfüllt hohe Ansprüche an die Ausstattung, etwa mit dem «Hamam», ein türkisches Dampfbad, welches sich direkt hinter dem Ofen des Wohnzimmers befindet. «Beim Bau des Badezimmers stellte sich heraus, dass wir deutlich mehr Platz hatten als erwartet, so konnten wir eine Schneckendusche einbauen», erklärt Näf die spiralförmige Duschnische. Zwischen Bad und den Schlafzimmern ist ein begehbarer Kleiderschrank eingebaut, dank den Einbauschränken bietet sich hier viel Stauraum. Dieser ist auch nötig, denn die Zimmer können wegen den runden Formen nicht gewöhnlich möbliert werden, vieles bleibt freistehend. «Dank den runden, weiblichen Formen und den vielen Freiheiten war das Heimkommen für mich jeweils wie Ferien», rühmt Näf die gemütliche, warme Atmosphäre im Haus.

Verkauf nicht ausgeschlossen
Der künftigen Mieterin oder dem künftigen Mieter bietet das Haus mit mehreren Sitzplätzen sehr viel Platz. Im Erdgeschoss könnte man eine Praxis oder ein Büro einrichten. Näf beriet dort während zehn Jahren in seiner Coachingtätigkeit. Mittlerweile ist er Inhaber der «Näf Holding», der die Aarwangener Trikora AG und die IT-Unternehmen Keldano AG und Adiacom AG gehören, und hat seine Coachingtätigkeit eingestellt. Aus dem Haus, welches die Bezeichnung Lebenswerk verdient, ist Näf nach der Scheidung ausgezogen, um seinen Kindern näher zu sein. Ganz loslassen fällt schwer, weshalb der Fokus auf der Vermietung liegt. «Den Verkauf schlies­se ich aber nicht aus», so Näf. Um die Suche nach passenden Mietern macht sich die Immobilienverwalterin Maja Scheideg­ger aus Roggwil. «Eine solche Immobilie zu vermitteln, ist wohl eine einmalige Herausforderung», gibt Scheidegger stolz zu.

Von Patrik Baumann