• Von links: Isabelle Hollenstein, Christian Billau, Konrad Gerster, Cornelia Schnell und Martin Bachofner. · Bild: Gerti Binz

05.12.2016
Emmental

Neue Wege zum vernetzten Erfolg

Knapp 200 Personen liessen sich im Forum Sumiswald von Fachleuten über die sich ändernden Konzepte für eine effiziente Tourismusförderung informieren. Konrad Gerster, Geschäftsführer von Gastro Emmental-Oberaargau, zeigte sich erfreut über die vielen Anwesenden aus den Bereichen Tourismus, Wirtschaft, Handel, Kultur. «Offensichtlich entspricht das gemeinsame Bemühen für eine koordinierte Vermarktung des Emmentals einem echten Bedürfnis», lautete sein Fazit.

Sumiswald · Cornelia Schnell, Geschäftsführerin Forum Sumiswald, streifte in ihrem Rückblick auf die letzten Jahre die vielfältigen Bemühungen des Forums Sumiswald AG für Sport, Seminare und Events. Die Bemühungen durften nie nachlassen.
Die 300 vorhandenen Betten gilt es möglichst während des ganzen Jahres zu vermieten, attraktiv für Seminare zu bleiben und Grossanlässe für Firmen, Sport und Private zu organisieren. Ihre Erläuterungen schloss sie mit der Feststellung: «Das gelingt nur mit einem sackstarken Team.»
Dann warteten alle gespannt auf Gastredner Martin Bachofner, Direktor Gstaad Saanenland Tourismus, der zu den Themen «Positionierung einer kleineren Destination im Tourismus» und «Themenfokussierung als Chance und/oder Risiko» sprach.
Als Quereinsteiger brachte der Jurist und HSG- sowie MBA-Absolvent einen prall gefüllten Erfahrungsrucksack in den Sparten Medien, Finanzen und Bildung mit, die er in Gstaad erfolgreich einsetzt.

Keine Selbstläufer
«Ähnliche Positionierungsideen sind auch auf das Emmental anwendbar», erklärte Bachofner und warnte: «Tourismus im Alpengebiet oder im Emmental sind keine Selbstläufer mehr.» Er fordert von den Verantwortlichen – sei es in Hotels, Restaurants oder anderen Betrieben – «mehr Demut und weniger Präsenz auf dem Golfplatz statt in der Küche.»
Tourismus sei auf Grund der Digitalisierung transparenter geworden, erfahre mehr Wettbewerb und bedinge mehr Leistung: «Die Schweiz ist teuer, wird es auch bleiben, also müssen wir uns durch bessere Leistungen hervorheben und unsere Einzigartigkeiten deutlich benennen.»

Es braucht mehr
Nur mit intakter bzw. lieblicher Landschaft zu werben, Berggipfel im Abendrot zu zeigen und auf kulinarische Köstlichkeiten hinzuweisen reiche nicht mehr: «Das ist alles austauschbar und gilt für jede Bergregion. Hier drängt sich für Gstaad Einzigartigkeit auf wie Genuss, d. h. man kann (fast) alles, muss aber nicht. Die Eigenartigkeiten und Spezialitäten des Emmentals müssen mit Leidenschaft in passender Umgebung präsentiert werden, dann stimmt die Positionierung. Das bedeutet auch, neue Events zu lancieren und bestehende auf hohem Niveau zu erweitern. Die Kernaussagen müssen auf den Punkt gebracht werden, wenn man Erfolg erzielen will.»
Bachofner warnte davor, die Veränderungen in den Tourismusstrategien zu verschlafen und den Wandel im Tourismusmarketing mit neuen Rollenmodellen ausser Acht zu lassen. Als jahrzehntelanger Kenner des Emmentals dank seiner Velotouren wies er auf die heterogene Angebotslandschaft Emmental hin, wo beispielsweise alle Aktivitäten rund ums Velo, Bike oder Rennrad ideale Verhältnisse finden würden. «Zieht hier etwas auf, das hat Zukunft.» Abseits des Hauptverkehrs könne der ruhige Tourismus gefördert werden. Bezüglich Nachhaltigkeit bemängelte er, dass aus dem überaus erfolgreichen Schwing- und Älplerfest 2013 nicht mehr Nachhaltigkeit resultiert: «Da könnte man immer noch nachhaken.» Gerster dankte für den informativen Vortrag und fand, dass «weniger Themen, doch diese mit Leidenschaft bearbeitet, sicher Erfolg versprechend sind.»

Erlebnispotenziale
Christian Billau, Leiter Emmental Tourismus, informierte über den Workshop mit Vertretern aus Politik und anderen Sparten sowie Leistungsträgern, um zentrale Probleme wie u.a. mangelndes Tourismusbewusstsein und schlummernde Erlebnispotenziale zu definieren. Es gelte, Strategien, Strukturen und Methoden der Zusammenarbeiten klar zu benennen. Isabelle Hollenstein erläuterte den «anderen Weg», den Emmental Tourismus nun gehen wolle: «Mehr Zusammenarbeit, mehrmals jährlich regelmässige Netzwerk-Apéros an verschiedenen Orten, im persönlichen Gespräch Angebote vernetzen sowie Produkte ausarbeiten und Ideen diskutieren, die sonst keinen Raum finden in der Vision für die nächsten Jahre.»
Der Anlass wurde musikalisch umrahmt von der Sumiswiler Band «Hutab» unter Leitung von Martin Frutiger. Beim Apéro mit Produkten der Emmentaler Ruschtig wurde noch lange diskutiert.

Von Gerti Binz