• Im Gebiet Untersteckholz, Unteri Sängi, soll unter anderem für die Gelbbauchunke eine Tümpellandschaft entstehen. · Bild: Leroy Ryser

04.02.2019
Langenthal

Neuer Lebensraum für die Gelbbauchunke

Die Koordinationsstelle für Amphibien- und Reptilienschutz und der BKW-Ökofonds haben in Langenthal ein Baugesuch eingegeben. Mit dem Anlegen einer Tümpellandschaft wollen sie für bedrohte Tiere neuen Lebensraum schaffen.

Die Gelbbauchunke hat im letzten Vierteljahrhundert einen starken Bestandesrückgang erlitten. Das kaum fünf Zentimeter grosse Tier leidet insbesondere unter der Trockenlegung von Feuchtgebieten, der Verbauung von Flüssen, der Technisierung der Landwirtschaft und der Bauindustrie sowie der Ausräumung von Randstrukturen und Brachland. In Langenthal, im Gebiet Untersteckholz, Unteri Sängi, soll deshalb neuer Lebensraum für die «Bombina variegata» entstehen. Auslöser für das Projekt war der Grundeigentümer der örtlichen Parzelle, der etwas für die Natur tun will und sich bei der Koordinationsstelle für Amphibien- und Reptilienschutz in der Schweiz (karch) gemeldet hat. «In einer Voruntersuchung haben wir festgestellt, dass der Standort für die Gelbbauchunke ideal ist», erklärt Beatrice Lüscher von der «karch» Region Bern. «Die Gelbbauchunke braucht die Tümpellandschaft als Wasserlebensraum und ein angrenzender Wald als Landlebensraum.
Ausserdem gibt es in der Nähe, bei der rund 600 Meter entfernten Roggwiler Ziegelei, bereits eine Population, weshalb sich die Tiere selbstständig ansiedeln können.» Bei Voruntersuchungen hat sich gezeigt, dass auch die Beschaffenheit des Bodens ideal ist und das Wasser vor Ort nicht versickert, weshalb das geplante Bauvorhaben naturnah umgesetzt werden kann.Entstehen soll eine Tümpellandschaft im Offenland und im angrenzenden Wald, kombiniert mit einem Kleinweiher und einer überschwemmten Wiese. Der Bau und der Unterhalt der Lebensräume werden darauf ausgerichtet, dass sich eine grosse Population der Gelbbauchunke ausbilden und halten kann. Darüber hinaus werden Lebensräume für die ebenfalls stark gefährdeten Kreuzkröten und den dunklen Moorbläuling sowie die gefährdeten Sumpfschrecke und Wasserspitzmaus geschaffen. Beatrice Lüscher ist überzeugt, dass die Voraussetzungen in diesem Gebiet aussergewöhnlich gut sind, der Erfolg sei daher praktisch vorprogrammiert.

Unterstützung durch die BKW
Damit das Projekt realisiert werden kann, hat die «karch» bei der BKW um Unterstützung gebeten. Das Energie- und Infrastrukturunternehmen unterhält seit dem Jahr 2000 einen Ökofonds, der im Zuge der Zertifizierung des Wasserkraftwerks Aarberg geäufnet wurde. Seither geht ein Rappen pro Kilowattstunde Strom aus diesem Wasserkraftwerk in den Ökofonds, mit welchem Lebensräume aufgewertet und ein Mehrwert für die Tier- und Pflanzenwelt sowie für die Menschen generiert werden. Sabrina Schellenberg, Stellvertretende Leiterin der Media Relations bei der BKW, bestätigt, dass das Projekt in Untersteckholz ebenfalls durch den Ökofonds unterstützt wird. «Die Massnahmen kosten insgesamt rund 128 000 Franken, die BKW unterstützt das Projekt seit Beginn und übernimmt Kosten von 63 000 Franken», so die Medienverantwortliche. Mittlerweile wurden bereits neun Millionen Franken in die heimische Natur aus diesem Fonds investiert, dabei entscheidet jeweils ein Gremium, ob ein Antrag angenommen wird oder nicht. Bis zum 18. Februar liegt das Baugesuch noch auf der Langenthaler Stadtverwaltung auf. Das Bauvorhaben erstreckt sich auf rund 200 Quadratmeter, die Bauzeit dürfte weniger als ein Monat dauern. Beatrice Lüscher hofft, dass noch in diesem Jahr gebaut wird, der Baustart ist aber noch nicht datiert.

Von Leroy Ryser