• Schöne Geste: Dominique Aegerter feiert seinen Sieg in Portimao gemeinsam mit seinem Vater und Förderer Ferdinand «Fere» Aegerter. · Bild: Servus TV

11.10.2022
Sport

Neuer Rekord und WM-Führung ausgebaut

Nach einem enttäuschenden 4. Rang am Samstag feierte Dominique Aegerter aus Rohrbach am Supersport-Weekend in Portugal am Sonntag seinen 13. Saisonsieg (Rekord) und baute damit seine WM-Führung aus.

Motorsport · Nach der Vertragsunterzeichnung für die Superbike-WM und demnach der Saisonsicherung 2023 konnte sich Dominique Aegerter wenige Tage nach seinem 32. Geburtstag mit freiem Kopf an das Rennwochenende nach Portugal aufmachen. In der Superpole sicherte sich der Rohrbacher mit einem neuen Streckenrekord souverän die Pole-Position. Die Freude wich vor dem Samstagsrennen auf dem «Autódromo Internacional do Algarve» allerdings auf einmal der Betroffenheit. Aufgrund eines schweren Unfalls im Supersport-300-Rennen zur Mittagszeit verzögerte sich der weitere Verlauf des Tages erheblich, da die Rückkehr des Rettungshubschraubers abgewartet werden musste. Der Niederländer Victor Steeman verunfallte schwer und schwebt seither in Lebensgefahr.

Viel Spektakel trotz Rennverkürzung
Das viel später als geplant gestartete Supersport-Rennen führte nur noch über 12 statt 18 Runden. Den Zuschauern wurde Spektakel geboten. Es waren immer sechs bis sieben Fahrer in der Spitzengruppe vertreten, welche sich packende Positionskämpfe lieferten. Die Nummer 77 war immer wieder an der Rennspitze anzutreffen. Auf den Geraden hatten die Piloten im Windschatten aber stets einen Vorteil. In der Schlussrunde musste sich der Rohrbacher weiteren Attacken erwehren. Dies gelang nur begrenzt. Drei Piloten konnten schliesslich vor Aegerter über die Ziellinie fahren, darunter Lorenzo Baldassarri (Italien). Aegerters Hauptkonkurrent um den WM-Titel wurde Zweiter und konnte damit den Rückstand in der WM-Wertung leicht verkürzen.

Was für eine Reaktion
Neues Rennen, neues Glück. Wer den «Domi-Fighter» kennt, weiss genau, dass er nach einem unbefriedigenden Resultat raschmöglichst eine Korrektur anstrebt. Und diese glückte im Sonntagsrennen über die vollen 18 Runden eindrücklich. Von der besten Startposition aus musste der Oberaargauer nur dem Italiener Federico Caricasulo den Vortritt lassen. Doch schon in der zweiten Runde preschte Aegerter an die Rennspitze. Doch dann zeigte sich, wie schnell es mit den Positionen gehen kann. Nach einem weiteren packenden Positionskampf fand sich Aegerter nur noch an vierter Position wieder. Die ersten Runden drehte die Nummer 77 ausserhalb der Podestränge. Elf Runden vor Schluss startete der Schweizer dann das packende Duell an der Rennspitze. Innerhalb einer Runde verbesserte er sich ganz nach vorne. Dort wechselte er sich in packenden Manövern an der Spitze mit Caricasulo ab. «In fast jeder Runde war ich in der ersten Kurve am absoluten Limit und habe versucht, Caricasulo dort zu überholen. Aber ich wurde immer ein bisschen weit hinaus getragen, womit er mit seiner Ducati einen leichten Vorteil in der Beschleunigung hatte», berichtet Aegerter. Der Italiener behauptete schliesslich während den meisten Runden die Spitzenposition. Dieses Schauspiel wiederholte sich etliche Male. «Deshalb habe ich für die letzte Runde meine Taktik ein wenig geändert und ihn an einer anderen Stelle überholt», erklärt Aegerter. Und diese Strategie zahlte sich auf den letzten 4592 Metern vollkommen aus. Abwartend ging Aegerter im Windschatten von Caricasulo in die Schlussrunde. Von der siebten in die achte Kurve hinein – kurz vor der Steigung – überraschte Aegerter den Italiener mit einem Innenangriff. Die bei dieser Aktion gewonnenen paar Meter Vorsprung hielt der Rohrbacher bis ins Ziel und feierte einen weiteren Sieg nach einem taktischen Meisterstreich. Es war Aegerters 13. Saisonsieg in der WM 2022, was Supersport-Rekord bedeutet (bisher Andrea Locatelli 2020 mit zwölf Siegen). «Es sind noch sechs Rennen zu fahren, alle in Übersee, in verschiedenen Ländern, auf verschiedenen Strecken und unter verschiedenen Bedingungen. Ich werde nichts anderes tun, als mich zu Hause so gut wie möglich vorzubereiten, damit ich den WM-Titel verteidigen kann.»

Gemeinsam mit dem Vater auf dem Podest
Rührend: Bei der Siegerehrung beorderte Dominique Aegerter seinen mitgereisten Vater mit auf das Podest. Strahlend nahm «Fere» den Siegerpokal in Empfang. Sportlich am wertvollsten war natürlich die Tatsache, dass der einzig verbliebene Wiedersacher um den WM-Titel in der Supersport-Kategorie, der Italiener Lorenzo Baldassarri, das Rennen nur auf dem 7. Rang beendete. Damit beträgt Aegerters WM-Vorsprung sechs Runden vor Schluss 45 Punkte (für einen Sieg werden 25 Punkte vergeben).
Resultate: Rennen Samstag (26 Klassierte): 1. Stefano Manzi, Italien, 21:02,400; 2. Lorenzo Baldassarri, Italien, 21:02,411; 3. Federico Caricasulo, Italien, 21:02,528; 4. Dominique Aegerter, Schweiz/Rohrbach, 21:02,709. – Rennen Sonntag (22): 1. Dominique Aegerter, Schweiz/Rohrbach, 29:46,428; 2. Raffaele de Rosa, Italien, 29:46,929; 3. Can Oncu, Türkei, 29:47,053; 7. Lorenzo Baldassarri, Italien, 29:52,389. – WM-Stand (18/24): 1. Dominique Aegerter, Schweiz/Rohrbach, 374; 2. Lorenzo Baldassarri, Italien 329; 3. Can Oncu, Türkei, 194; 4. Nicolo Bulega, Italien, 177.

Von Stefan Leuenberger