• Pia Gerqina führte schon einmal das «James», von 2015 bis 2017. Nun ist sie als alleinige Pächterin zurückgekehrt. · Bild: zvg

15.12.2023
Langenthal

Neuer Wind im alten «James»

Pia Gerqina – sie führt seit 18 Jahren die Bar 55 an der Langenthaler Bahnhofstrasse – ist nun auch die alleinige Pächterin der Spanischen Weinhalle unter demselben Dach. Der oder das «James» – so wird das Restaurant im Volksmund meist genannt – ist wahrscheinlich die älteste Spanische Weinhalle der Schweiz.

Geprägt wird die jüngere Geschichte des «James» von zahlreichen Pächterwechseln. Mehrmals schon befürchteten die Stammgäste, hier könnten zukünftig ebenfalls Jeans verkauft oder Haare geschnitten werden. In Solothurn musste die Spanische Weinhalle an bester Lage vor Jahren gar einem beliebigen Shop für Unterwäsche und Pyjamas weichen. In Burgdorf wurde die Spanische Weinhalle eben erst mit einem Preis für historische Restaurants ausgezeichnet.
Das ursprüngliche Konzept, dass eine spanische Familie vor allem Weine aus ihrer Heimat verkauft und gleichzeitig ein kleines Restaurant mit Tapas betreibt, das wurde zwar auch in Langenthal schon vor rund 50 Jahren über Bord geworfen. Trotzdem versuchten einzelne Pächter immer wieder, soweit möglich, an dieser Philosophie anzuknüpfen. So wurden vor einigen Jahren sogar die verschwundenen alten Wandgemälde mit spanischen Landschaften vom damaligen Pächter wieder aufgespürt und vorübergehend montiert.

Geschichtenträchtig
Der letzte echte Spanier auf der «Spanischen» war der katalanische Ehemann der Wirtin Hedwig Romagosa. Sie führte das Lokal von 1940 bis 1974. Er war bekannt und beliebt als grosser Fussballfan und hiess «James» – in der Verkleinerungsform oft auch «Jaime» oder «Jamie» genannt. Daher der heute eigentlich fälschlicherweise englisch ausgesprochene Name «James». Als «Maison» spielt das Lokal ausserdem eine zentrale Rolle im erfolgreich verfilmten Buch von Pedro Lenz «Der Goalie bin ig». Alles in allem also durchaus ein ordentliches Stück Kultur mitten in Langenthal.

Rückkehr in Spanische Weinhalle
Corona veränderte allerdings das Ausgehverhalten der Gäste – vor allem der Jungen – massiv. Schon einmal führte Pia Gerqina beide Lokale gleichzeitig. Das war von 2015 bis 2017. Dann musste sie aus gesundheitlichen Gründen die Reissleine ziehen. Die Belastung war zu gross geworden. Heute sieht vieles anders aus im Gastgewerbe. Die Zahl der Gäste ist fast überall rückläufig. Die Wirte suchen nach Synergien und Sparmöglichkeiten. Pia Gerqina öffnet die Spanische Weinhalle von Dienstag bis Donnerstag ab 16 Uhr bis Feierabend, am Freitag und Samstag ab 10 Uhr bis 3 Uhr, je nach Gästen. Tapas und Kleinigkeiten aus der Küche gibts immer, auch Fondue und natürlich spanische Weine. Bei Bedarf und Voranmeldung – beispielsweise für Geburtstagsfeiern oder Firmenessen – steht ein Koch in der Küche. Und im Sommer wird wieder die Gartenterrasse im Hof auf die
Gäste warten.

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