• Marco Mathis (rechts) wird von SCL-Spieler Luca Christen geprüft. In dieser Saison hat er erst acht Spiele bestritten. · Bild: Leroy Ryser

04.01.2021
Sport

Nicht enden wollende Corona-Geschichte

Marco Mathis, EHC Winterthur – Der dreifache Langenthaler Meistertorhüter Marco Mathis kommt seit seinem Abschied aus Langenthal nicht in Schwung. Nachdem er sich langwierig von einer Gehirnerschütterung erholen musste, wollte er beim EHC Winterthur diese Saison neu durchstarten. Doch dann kam Corona.

Eishockey · Nach dem Meistertitel im Jahr 2019 hat Marco Mathis beim SC Langenthal keinen neuen Vertrag erhalten und zum Feiern war dem Torhüter damals sowieso nur bedingt zumute. Mathis zog sich nämlich eine Gehirnerschütterung zu, von der er sich nicht erholte. Auch deshalb dachte der heute 31-Jährige darüber nach, seine aktive Karriere zu beenden und sich als Torhütertrainer zu engagieren.
In der zweiten Hälfte der Saison 2019/2020 kam es dann aber anders: In La Chaux-de-Fonds herrschte wegen Verletzungspech ein Mangel an Torhütern, während Mathis sich wieder fit fühlte. Immerhin 15 Spiele hat er in der Folge für den HCC bestritten, zwei kamen in den Playoffs noch dazu. Auf diese Saison hin wollte Mathis beim EHC Winterthur neuen Schwung holen und seine Karriere frisch beleben. Und der Start war dann tatsächlich verheissungsvoll: Beim Saisonauftakt gegen den SC Langenthal verlor Winterthur zwar 2:6, Mathis aber überzeugte und begeisterte. Auch in der Folge trug er viel zu den oft starken Auftritten des EHCW bei, auch er selbst zeigt sich noch heute mit dem Saisonstart sehr zufrieden. Gut einen Monat nach dem ersten Spiel, am 6. November, war Mathis aber ein vorerst letztes Mal im Aufgebot. Seither fehlt er offiziell krankheitsbedingt.

Gleich zweimal krank
Ein paar Winterthurer hatten sich damals mit dem Coronavirus angesteckt, weshalb die ganze Mannschaft Ende Oktober in Quarantäne gehen musste. Mathis wurde zwar negativ getestet, war aber dennoch krank. «Ich hatte gut drei Kilogramm verloren», erinnert er sich an acht mühsame Tage. Noch geschwächt nahm er daraufhin das Training gleich nach der Quarantänezeit wieder auf. Für das Coronavirus bot er damit die genau richtige Angriffsfläche und prompt erwischte es auch ihn. Vom einen auf den anderen Tag stiegen die Kopfschmerzen ins unerträgliche, Mathis hatte erst Migräne im Verdacht, später bestätigte sich die dumpfe Vermutung nach einer Coronavirusinfektion. Auch dort erlebte er einen eher starken Verlauf der Krankheit, zumeist sei er müde und schlapp gewesen, «total elend» habe er sich oft gefühlt.
Erneut hatte der Torhüter sich mehrere Tage isoliert, ehe er ein Comeback aufs Eis wagte, welches kläglich scheiterte. «Auch die Ärzte waren zuerst der Meinung, dass ich es wieder versuchen sollte, mit jedem Tag ging es mir aber schlechter.» Besonders mühsam an der ganzen Geschichte ist, dass sich Mathis von den Belastungen kaum erholen kann. «Wenn ich mich kurze Zeit anstrenge, dann dauert es zwei Stunden, bis mein Ruhepuls unter 90 Schläge fällt», sagt er. Immerhin: Dem Herz geht es gut, dieses wurde im Zuge der Untersuchungen durchgetestet.

Keine Besserung in Sicht
Mittlerweile sind rund zwei Monate vergangen und Besserung ist für Langenthals dreifachen Meistertorhüter überhaupt nicht in Sicht. Zurzeit nimmt er gleich mehrere Medikamente, darunter auch Antibiotika, zudem inhaliert er laufend Sauerstoff. Seine Nebenhöhlen verstopfen sich ständig mit Eiter, seine Lunge fühlt sich auch nicht «normal» an. «Als wäre ein Film drauf, oder ein Filter. Es ist schwer zu erklären, aber offensichtlich, dass etwas nicht gut ist.» Auch jetzt noch hat er oft das Gefühl, dass es nicht besser wird, sondern ständig schlechter.
Das drückt auf die Stimmung, nach dem guten Saisonstart habe er sich einen anderen Saisonverlauf vorgestellt. Sowieso, weil er in den letzten Jahren ständig mit Verletzungen, zumeist Hirnerschütterungen, zu kämpfen hatte. «Wir sind mitten im Winter und an spielen ist nicht zu denken», fasst er seinen Frust in wenigen Worten zusammen. Und auch seiner neu gewonnenen Leidenschaft, dem Trainieren der Torhüter im gesamten EHCW-Nachwuchs, kann er derzeit nicht nachgehen. Nicht wegen dem Teil-Lockdown, vielmehr, weil es die Corona-Folgen unmöglich machen.
In der Altjahrswoche hat sich der im Bündnerland aufgewachsene Familienvater ein paar freie Tage in Davos gegönnt, um zur Ruhe zu kommen. Aber auch beim Schlitteln mit der Tochter schnellt der Puls beim als besonders trainingsfleissig bekannten Torhüter sofort in die Höhe und bis er sich erholt, dauerts auch hier lange. Mit Blick auf seine letzten Jahre als Eishockey-Halbprofi sagt Marco Mathis heute frustriert: «Irgendwie ist es eine Never-Ending-Story.» Ein Treffen mit einem Lungenspezialisten soll Klarheit schaffen. Das weitere Vorgehensoll besprochen werden. Die Zukunft des Winterthur-Torhüters steht in den Sternen.

Von Leroy Ryser