• In einem Facebook-Video wandte sich Superstar Andreas Gabalier aus dem Krankenhaus an seine Huttwiler Fans.

  • Ganz viele Arbeitsstunden waren für diese Aufbauten notwendig.

  • Worst-Case-Szenario im Campus Perspektiven in Huttwil: Die gesamte Infrastruktur für das Konzert von Andreas Gabalier stand bereits, als die Absage erfolgte.

  • Ganz viele Arbeitsstunden waren für diese Aufbauten notwendig. · Bilder: Stefan Leuenberger

15.08.2019
Huttwil

Nun werden die Wunden geleckt

Es hätte das Huttwiler Konzertereignis des Jahres werden und den Namen Huttwil über die Landesgrenzen hinaus tragen sollen. Stattdessen wurde das abgesagte Konzert von Andreas Gabalier von gestern Abend zum Rohrkrepierer. Jetzt werden die Wunden geleckt. Und der Superstar aus Österreich? Der steht aller Voraussicht nach am Samstag in Kitzbühel bereits wieder auf der Bühne.

 

In Huttwil spielten bereits zahlreiche Musiklegenden. Mit Andreas Gabalier hätte gestern Mittwochabend der zusammen mit Helene Fischer und Andrea Berg angesagteste Künstler aus dem Volksmusik- und Schlagerbereich dazukommen sollen. Wochenlang wurde von verschiedensten Seiten viel Herzblut in die Organisation des Grossanlasses mit erwarteten 15 000 Besuchern gesteckt. Doch das einzige Schweizer Konzert des Jahres des Volks-Rock’n’Rollers musste abgesagt werden. Bereits am Sonntag stand eigentlich fest, dass es in Huttwil nicht zur grossen «Hulapalu-Sause» kommen wird. Der 34-jährige Superstar aus Graz meldete sich in einem Facebook-Video sichtlich geschwächt aus einem Krankenhaus in Österreich. «Es geht mir seit drei Tagen gar nicht gut und ich hoffe, dass es noch irgendein Zaubermittel gibt, das den Mountain Man wieder fliegen lassen kann, damit ich am Mittwoch in Huttwil und am Samstag in Kitzbühel dann vielleicht ja doch für euch einheizen kann. Das wollte ich euch sagen, als kleine Vorwarnung.» Der Mountain Man in Lederhose und mit Elvis-Tolle erkrankte an einer Lebensmittelvergiftung. Bereits am Montag war die Sache im Blumenstädtchen definitiv. Ein Blick vor Ort bewies es. Die gesamte Infrastruktur innerhalb der 400-m-Rundbahn des Campus Perspektiven im Weiler Schwarzenbach wurde statt fertig- wieder abgebaut. «Ich habe keine Ahnung, wo die Bühne als nächstes verwendet wird. Aber wir bauen sie ab», gab ein Bühnenarbeiter Auskunft.

Verständnisvolle Fangemeinde
«Es ist brutal. Wir hätten uns sehr über ein Konzert von Andreas in Huttwil gefreut», meinte die vor Ort das traurige Schauspiel verfolgende Barbara Blaser aus Rohrbach. Die offizielle Absage via Konzertveranstalter Stargarage Olten erfolgte erst später. Darin stand: «Eine starke Virusinfektion veranlasste die Ärzte zum Entschluss, Andreas absolute Bettruhe zu verordnen.» Die vielen enttäuschten Ga-
balier-Fans zeigten Verständnis für ihr grosses Idol. «Andi ist auch nur ein Mensch und seine Fans verstehen – trotz Enttäuschung – diese Entscheidung. Schliesslich wollen wir unseren Andi in Zukunft wieder fit und gesund auf der Bühne stehen haben. Gute Besserung», schrieb beispielsweise Marion Vitolo aus Wien auf der «UE»-Facebook-Seite. «Gesundheit ist das höchste Gut, was wir besitzen», meinte Inge Albert aus Storkow an der gleichen Stelle.

Die Hoffnung auf ein Ersatzkonzert
Während in Huttwil am Montag alle Rückbauten erledigt und überall die übergrossen Gabalier-Werbeplakate entfernt werden, orientierte der Konzertorganisator die verunsicherten Ticketbesitzer: «Veranstalter und Management bemühen sich um einen Ersatztermin. Bereits gekaufte Tickets behalten ihre Gültigkeit.»
Der «UE» hakte nach. «Wir sind zur Zeit mit Hochdruck an der Prüfung aller Varianten und Daten. Primär wollen wir möglichst ein ebenbürtiges Konzert bieten können. Aber es braucht noch ein paar Tage Zeit», antwortete Markus Zurlinden, Projektmanager bei Stargarage.
Im Campus Perspektiven hätte am Mittwoch das grosse Happening stattfinden sollen. Natürlich ist auch das Campus-Team geknickt. «Es ist sehr schade. Wir müssen nun die Wunden lecken. Wir werden uns in den nächsten Tagen mit dem Konzertorganisator zusammensetzen, um alles zu besprechen», informierte Lukas Zürcher vom Campus Perspektiven. «Es gibt viele Posten, die beglichen werden müssen. So wurden beispielsweise Unterkünfte gebucht und wegen der Absage nicht genutzt», nennt Zürcher ein Beispiel. Zürcher gibt aber zu verstehen, dass die Zusammenarbeit auf einer guten Basis verlaufe und er den Gesprächen positiv entgegenblicke.

Gabalier denkt schon an Kitzbühel
Und Andreas Gabalier? Dieser meldete sich am Montagabend um 20.15 Uhr via Facebook-Video aus dem Spital: «Einen guten Abend in die Schweiz, meine liebe Fangemeinde. Es tut mir unendlich leid, dass ich am Mittwoch nicht für euch spielen kann. Ich musste noch nie ein Konzert absagen, weil es mir nicht gut geht. Ich bitte euch aus tiefstem Herzen um Verständnis.» Die Fangemeinde hält zum Sänger der Hits wie «Hulapalu», «I sing a Liad für di», «Fesche Madln», «Steirerland» oder «Amoi seg’ma uns wieder». Dass diese aber in Huttwil am Mittwochabend nicht erklangen – und jetzt möglicherweise am Samstag beim Konzert in Kitzbühel bereits wieder zu hören sind, überrascht.
Gabalier am Dienstagmittag aus dem Krankenhaus zu seiner Fangemeinde: «So eine Lebensmittelvergiftung ist ja auch sehr flott wieder vorbei. Es wäre mir das grösste Anliegen, das legendäre Konzert in Kitzbühel am Samstag zu spielen, wenn auch – und ich hoffe ihr verzeiht mir das dann – nicht mit der gewohnten Vollpower, sondern vielleicht nur mit 110 Prozent.» In der Montagsausgabe der Tiroler Tageszeitung war im Hinblick auf das Konzert in der Gamsstadt zu lesen: «Andreas Gabalier hat seinen grossen Auftritt mit seiner Band traditionell zwar erst am Samstagabend, soll aber schon ab Donnerstag in Kitzbühel sein – und will auch nicht sofort abreisen. Andreas ist fast Tag und Nacht für seine Fans da. Kitzbühel zelebriert er einfach.» Darf diesen Aussagen Glaube geschenkt werden, dürfte Gabalier am Samstag bereits wieder auf der Bühne stehen. Für Huttwil ist dies ein schwacher Trost.
Das Huttwiler Konzertereignis des Jahres wurde statt zum Grosserfolg wegen der Absage zum Rohrkrepierer.

Von Stefan Leuenberger