• Der Modus will es so: In der verkürzten Frühjahrsrunde werden Huttwil und Sumiswald (auf dem Bild Sumiswalds Lorenz Lüthi im Zweikampf gegen Huttwils Filip Kovac) in der gleichen Sechsergruppe gegen den Abstieg in die 4. Liga spielen. Ein pickelharter Überlebenskampf steht bevor. · Bild: Leroy Ryser

08.03.2021
Sport

Pickelharte sportliche Entscheidungen

Regionalfussball – Jetzt steht fest, wie es im Regionalfussball weitergehen soll. Und die Entscheide im Fussballverband Bern/Jura sorgen für Gesprächsstoff. Die Gruppen werden halbiert. Es stehen in der Frühjahrsrunde nur noch wenige Spiele an. Den meisten regionalen Teams droht dadurch ein Abstieg in die nächsttiefere Liga.

Fussball · Im Gegensatz zu den Hallensportlern hatten die Fussballer ziemlich Glück. Die Vorrunde der regionalen Fussballmeisterschaft 2020/21 konnte planmässig stattfinden. Nur ein paar wenige Spiele vom Herbst mussten in den Frühling verschoben werden. Als der coronabedingte Stopp des Breitensports erfolgte, ging die Fussballmeisterschaft in die gewohnte Winterpause.

Erst Zeit zum Training
Nun steht die Rückrunde bevor. Die 3. Liga-Teams von Sumiswald und Huttwil hätten am 27. März 2021 ihre ersten Partien spielen sollen (die verschobene elfte Runde vom Herbst). Mittlerweile steht auf der Homepage des Fussballverbandes Bern/Jura FVBJ ein «V» (Verschoben) hinter dieser Runde. Gemäss dem Homepage-Spielplan sollte es am 4. April 2021 mit der ersten Runde im Frühling losgehen. «Es handelt sich um alte Daten, die bereits im vergangenen Jahr festgelegt wurden», entgegnet Marco Prack, FVBJ-Geschäftsführer. «Aufgrund der aktuell geltenden Coronaregeln im Breitensport ist eine so frühe Rückkehr nicht umsetzbar.»
Die genannten Spieldaten sind also überholt. Fakt ist, dass die Hobbyfussballer nach einem so langen Sportverbot nicht einfach direkt zu den Meisterschaftspartien zurückkehren können. Die Verletzungsgefahr wäre viel zu gross. «Die Vereine benötigen mindestens drei Wochen Vorlaufzeit, um zu trainieren», sagt Prack. Ende April soll es dann mit den Nachhol-Partien losgehen. «Diese Planung hängt aber stark von den weiteren Lockerungsschritten ab», fügt der Geschäftsführer an. Betroffen von diesen Lockerungen ist auch der FC Langenthal. Allerdings nicht unbedingt im erhofften Sinn. Die 1. Liga führt gemäss Covid-19-Expertengruppe nämlich keinen professionellen oder semiprofessionellen Wettkampf-Betrieb – und wird darum wie der Breitensport behandelt. Eine rasche Wiederkehr zum Spielbetrieb ist damit selbst in der 1. Liga undenkbar.

Gruppen werden halbiert
Während der genaue Spielbetrieb und vor allem die Meisterschaftsrückkehr in der 1. Liga noch nicht bekannt ist, steht der Spielbetrieb der 2. bis 5. Liga im FVBJ fest. Wie erwähnt geht es Ende April mit den Nachtragsspielen der Herbstrunde los. Erst wenn alle Teams gleich viele Partien haben, kann die Saison fortgesetzt werden. Und diese erfährt gravierende Änderungen. Statt einer gewohnten kompletten Rückrunde kommt es zu einem coronaangepassten verkürzten Spielbetrieb. Bei sämtlichen Aktiven und Frauen werden die Gruppen halbiert. Die obere Hälfte der Rangliste spielt um den Aufstieg, die untere Hälfte der Rangliste gegen den Abstieg.

SC Huttwil in grossen Nöten
Diese Frühjahrsrunde hat Zunder, weil «die Punkte der Herbstrunde komplett übernommen werden», wie Marco Prack auf Anfrage bestätigt. Damit steht bereits vor den Nachtragsspielen aus dem Herbst beispielsweise in der Gruppe 4 der 3. Liga fest, dass sowohl der SV Sumiswald (9. Rang) wie auch der SC Huttwil (12. Rang) in einer Sechsergruppe gegen den Abstieg spielen werden. Und die Aussicht auf den Ligaerhalt ist – vor allem für Huttwil – beinahe aussichtslos. Jedes Team wird nur noch fünf Partien austragen (statt wie gewohnt in einer Rückrunde deren elf). Es sind also nur noch 15 Punkte zu vergeben. Huttwil liegt bereits jetzt sechs Punkte hinter einem rettenden Rang. Tatsache ist, dass nicht nur – wie vorgesehen – drei Teams pro Gruppe in die 4. Liga absteigen werden. Grund dafür: Am Ende der Saison 2020/2021 erfolgt im Hinblick auf die Saison 2021/2022 die Reorganisation der Liga-Struktur 2. bis 5. Liga.
Die 2. Liga regional wird auf zwei Gruppen zu je 14 Teams aufgestockt und die 3. Liga um zwei Gruppen auf sechs Gruppen reduziert. Diese Reorganisation hat zur Folge, dass zusätzliche, über dem Strich rangierte Teams absteigen müssen. Im Falle der 3. Liga bedeutet dies, dass nicht nur drei Teams pro Gruppe tauchen. Es werden pro Gruppe mindestens vier Teams absteigen. «Es wird auch noch Achtplatzierte treffen», sagt Prack. Dies
bedeutet, dass sich beispielsweise in der Gruppe mit Sumiswald und Hutt­wil von sechs Teams höchstens ein, wenn es gut geht zwei Teams vor dem Abstieg retten können.
Eine pickelharte sportliche Aus­gangslage. «Dies stimmt. Doch jene Teams, die sich im Herbst heikle Tabellenlagen eingehandelt haben, sind selber schuld», meint Marco Prack trocken. Für die Sechsergruppen wird die kurze Frühjahrsrunde am 29./30. Mai beginnen. Das letzte Spielwochenende ist für das Wochenende vom 19./20. Juni geplant.

Viele ungemütliche Lagen
Was bedeutet diese sportliche Neuausrichtung für die regionalen 4. Liga-Teams im Berner Verband? Der FC Hasle-Rüegsau wird in der Gruppe 4 der 4. Liga gegen den Abstieg kämpfen. Mit aktuell nur drei Punkten auf dem Konto wird auch dies in bloss fünf Partien praktisch eine «Mission Impossible». Etwas besser sieht es für den YF United Huttwil aus, der in der Gruppe 5 der 4. Liga in der Sechsergruppe um den Aufstieg in die 3. Liga spielen kann. In der gleichen Gruppe sieht es für Sumiswald II, Lotzwil-Madiswil und Huttwil II in der Sechsergruppe gegen den Abstieg sehr düster aus. Die beiden regionalen 5. Liga-Teams (Lotzwil-Madiswil II und Huttwil III) sind in ihren Gruppen auf hinteren Rängen klassiert und werden deshalb in der Frühjahrsrunde lediglich um die Rangierungen spielen (ein Abstieg aus der 5. Liga ist nicht möglich). Das derzeit zweitklassierte kombinierte Frauenteam von Huttwil und Sumiswald – es startet als Team Unter-Emmental – wird in der 3. Liga der Frauen um den Aufstieg spielen können. Der Rückstand auf den noch verlustpunktfreien Leader Bethlehem beträgt aber schon sechs Zähler.
Wie es für die Luzerner Hinterländer 3. Liga-Teams Altbüron-Grossdietwil und Zell aussieht, steht noch nicht fest, weil der Innerschweizer Fussballverband IFV noch keinen Spielmodus für die Frühjahrsrunde bekannt gegeben hat. Aktuell ist ein Restart bereits am 17./18. April geplant. Allerdings dürften die weiteren Bundesratsbeschlüsse sowie die noch nicht erfolgte Rückrunden-Moduswahl in der Innerschweiz diese (zu frühe) Einstiegsplanung wieder stürzen.  

Nachwuchs beginnt früher
Für Jugendliche bis 20 Jahre hingegen sind Trainings und Spiele bereits uneingeschränkt wieder erlaubt. Daher wird die Meisterschaft in den Nachwuchskategorien die Frühjahrsrunde deutlich vor den Erwachsenen in Angriff nehmen. Der Re-Start soll im IFV am Wochenende vom 17./18. April erfolgen. Die einzige Auflage, welche beim Nachwuchsfussball gilt: Die Partien müssen ohne Publikum stattfinden.

Das Coronavirus bestimmt
Für alle Regionalverbände gilt: Wegen Covid-19 können sämtliche Planungen wieder über den Haufen geworfen werden. «Entscheidend wird sein, welche Lockerungsmassnahmen der Bundesrat als nächstes bekannt gibt. Die behördlichen Anordnungen sind in jedem Fall massgebend und einzuhalten. Je nach Änderung der aktuellen Situation kann es auch zu Anpassungen im Spielbetrieb kommen», sagt Marco Prack diesbezüglich.

Von Stefan Leuenberger