• Das Pfingst-Fussballfest auf dem Huttwiler Dornacker: Sowohl der gastgebende SC Huttwil (in blau) wie der Gruppensieger SV Sumiswald (in rot) steigen in die 3. Liga auf. · Bilder: Leroy Ryser

  • Die beiden Teamcaptains Florian Mathys (SC Huttwil, links) und Dario Grundbacher (SV Sumiswald) im Zweikampf.

11.06.2019
Sport

Punkteteilung der Aufsteiger zum Saisonschluss

4. Liga, Gruppe 5: SC Huttwil – SV Sumiswald 2:2 (1:1) – Der SV Sumiswald «gewinnt» gegen den SC Huttwil mit 2:2. Mit dem Unentschieden klassiert sich das Team von Ernst Jäiser vor der Mannschaft von Adrian Brenzikofer, die gleich viele Punkte gesammelt hat. Sieger sind aber beide Vereine: Beide Teams haben in dieser Saison den Aufstieg in die dritte Liga geschafft.

 

Fussball · Besser und schöner hätte dieser Fussballnachmittag auf dem Huttwiler Dornacker kaum sein können. Das Wetter spielte mit, die Zuschauer waren zu Hunderten anwesend, und auf dem Programm stand ein Derby zwischen Huttwil und Sumiswald. Für beide Teams war schon vor dieser letzten Partie klar, dass das Ziel Aufstieg erreicht war, im Direktduell ging es nur noch um den ersten Rang. Just vor dem Anpfiff um 18 Uhr sicherte sich im Vorspiel auch noch die zweite Huttwiler Mannschaft den Ligaerhalt mit einem 3:1-Sieg gegen Aarwangen, Sumiswalds zweite Mannschaft war nach dem letztjährigen Aufstieg schon länger auf sicherem Terrain in derselben Viertliga-Gruppe unterwegs. Bereits vor dem Spiel konnten sich deshalb beide Präsidenten hocherfreut über die vergangene Saison äussern.

Zufriedene Präsidenten
Im Interview mit dem «Unter-Emmentaler» zeigten sich Philip Marti vom SC Huttwil und Alain Geering vom SV Sumiswald begeistert. «Das tut dem ganzen Verein enorm gut», sagte Marti, «gerade auch für die Junioren, die eine Perspektive in der Drittliga haben wollen, ist dieser Erfolg enorm wichtig», hängte Geering an. Trotzdem war für beide Seiten klar: Das Derby zum Saisonabschluss ist keine «Uslumpete». Bei bester Ambiance, in gelöster und dennoch energischer Stimmung ging es in diesem letzten Duell noch einmal um alles. Ein Derby will man letztlich in jeder Situation gewinnen.

Erfolge tun den Vereinen gut
Und trotzdem: Die Stimmung an diesem Nachmittag war gelöst und freundlich. Beide Teams hatten die Ziele erreicht, auch weil es in die Drittliga zahlreiche «Quotenaufsteiger» gibt, denen selbst der zweite Rang genügt. «Wir können auf eine wirklich erfolgreiche Saison zurückblicken», sagte Philip Marti, der sichtlich erleichtert war, dass die zweite Mannschaft den Ligaerhalt noch schaffte. «Diese Erfolge tun dem Verein aktuell sehr gut. Natürlich war Druck vorhanden. Weil wir die Ziele mit beiden Equipen geschafft haben, ist die Erlösung gross», so der SCH-Präsident. Der Vereinszusammenhalt sei in diesen Tagen gross gewesen, alle hätten am Karren gezogen, bis die Erfolge Tatsache waren. Gerade die Leistung der ersten Mannschaft streicht Marti als sehr überzeugend hervor, war diese doch von Beginn der Saison bis fast zum Schluss auf dem ersten Rang klassiert.
Ähnlich zufrieden ist derweil auch Alain Geering, konnte der SVS doch immerhin den direkten Wiederaufstieg mit Ernst Jäiser als neuem Trainer realisieren. «Der SVS gehört in die dritte Liga. Und dennoch war es kein Spaziergang, deshalb ist die Freude gross.» Noch schöner mache den Erfolg, gemäss Geering, die Tatsache, dass auch Huttwil aufsteigen konnte. «Insbesondere bei den Junioren pflegen wir eine sehr gute Partnerschaft. Ich mag es Huttwil enorm gönnen. Ich freue mich eigentlich noch viel mehr über die Tatsache, weil wir es beide geschafft haben.» Auf dem Platz im letzten Spiel hat man von dieser Freundschaft aber nichts gesehen. Geschenkt haben sich die beiden Aufsteiger bis zum Schluss nichts, hart umkämpft waren die Zweikämpfe, gross die Jubelschreie bei den insgesamt vier Toren. Hätte Referee Jove Manolev nicht eine derart schwache Leistung gezeigt, wäre der Nachmittag mit dieser intensiven, interessanten Partie kaum mehr zu übertrumpfen gewesen.

Sumiswald legt vor, Huttwil zieht nach
Interessant war die Partie nicht zuletzt auch wegen ihrem fulminanten Start. Schon in der zweiten Minute schoss SVS-Topskorer Martin Siegenthaler seine Farben in Führung, nachdem er den Ball nach einen Eckstoss von Captain Dario Grundbacher mit dem Fuss direkt abnahm und in die Maschen drosch. Chancen gab es in der Folge hüben wie drüben. In der 19. Minute hätte Claudio Flückiger beinahe SVS-Keeper Ramon Ruch überköpfelt, nach 26 Minuten stand Lukas Müller plötzlich vor dem leeren Tor, als er den Ball aber nicht traf. Nach 38 Minuten schoss Ronny Sommer nach einem Querpass von Claudio Flückiger den 1:1-Ausgleich, womit die Teams in die Pause gingen.
In der zweiten Hälfte startete Sumiswald abermals energischer. Erneut nach einem Eckball und dieses Mal in der vierten Minute nach der Pause traf der eingewechselte Lorenz Lüthi zum 1:2, welchem Huttwil in der Folge sehr lange hinterherrennen musste. Beim Gast aus Sumiswald fehlte in dieser Phase Siegenthaler aber merklich. Weil dieser das Spiel nach 30 MInuten für seine Diplomfeier verlassen musste, waren die Chancen zur Entscheidung rar, ebenso die offensive Entlastung. Huttwil drückte vehement auf den Ausgleich, der letztlich kaum hätte schöner fallen können. Drei Minuten vor Schluss schoss Pascal Minder den Ball aus gut 35 Metern in die Maschen. Der Kampfgeist, der vor allem auch in den ruppigen Zweikämpfen ersichtlich war, hatte sich damit gelohnt. Dennoch half die Punkteteilung dem SVS tabellarisch mehr als dem SCH.

Am wenigsten Gegentore
Das führte aber gerade bei Adrian Brenzikofer, Trainer des Gastgebers, keineswegs zu Enttäuschung. «Natürlich hätten wir den Gruppensieg gerne erreicht. Aber wir sind aufgestiegen, das zählt, das feiern wir.» Das habe sich seine Mannschaft auch redlich verdient, immerhin habe die Equipe immer wieder Rückschläge in Form von Verletzungen erleiden müssen, ausserdem war ein Ausruhen gar nie möglich. «Sumiswald und Kirchberg waren uns immer auf den Fersen. Wir konnten uns keinen Ausrutscher erlauben. Dass wir gerade gegen Kirchberg in den beiden Direktduellen sechs Punkte gewonnen haben, war letztlich entscheidend», so Brenzikofer. Wichtig sei auch ein Schuss vor den Bug im ersten Spiel gegen den
«1. Fussballclub 15» gewesen, als nur ein Unentschieden resultierte und für alle klar war: «Die Leistung muss besser werden.» Nach dem letzten Spiel war klar, dass die Mannschaft und der Verein den Moment geniessen darf. «Das haben wir uns auch verdient», betonte Brenzikofer. Der Aufstieg sei wahrlich eine grosse Errungenschaft.

SVS feiert den Gruppensieg
Für Sumiswald war der Abend vielleicht sogar noch ein bisschen schöner, konnte mit dem Unentschieden neben dem Aufstieg auch noch der Gruppensieg gefeiert werden. Das bestätigte der hocherfreute Ernst Jäiser. «Das sind Derbys. Die will man immer gewinnen. Dass wir nun Gruppensieger werden konnten, freut uns natürlich doppelt.» Das Resultat sei hart erkämpft worden, denn eigentlich habe seine Mannschaft auf viele sonst bekannte Prinzipien verzichten müssen. «Der enge Dornacker verunmöglichte uns ein gepflegtes Spiel. Gerade dieses hat uns in den letzten Matches stark gemacht», so Jäiser. Diese neue Spielart unter dem neuen Trainer hat sich auch auf die Tabelle und vor allem die Defensive ausgewirkt. Keine andere Mannschaft kassierte so wenig Gegentore wie Sumiswald, in den letzten fünf Spielen der Vorrunde ging der SVS sogar stets ohne Gegentor vom Feld. «Während wir in der Offensive Verbesserungspotenzial haben, hat uns die Defensive stark gemacht.» Zweifellos war Sumiswald zudem spielerisch die am besten agierende Mannschaft der Liga, das Potenzial für Drittliga-Fussball kann der Mannschaft sicherlich niemand absprechen.

Besonders schwierige Ausgangslage
So oder so wird es für die beiden Equipen in der nächsten Saison enorm schwierig. Aufgrund einer Umstrukturierung werden mehr Mannschaften absteigen als sonst, höchstwahrscheinlich werden es drei Teams sein. Sumiswald, das nach der letzten Saison den direkten Wiederabstieg verkraften musste, will nun endlich wieder den Ligaerhalt in der Drittliga schaffen, Huttwil, das nach sehr langer Drittliga-Zeit zwei Saisons eine Stufe tiefer agieren musste, will gleiches ebenfalls schaffen. Die beiden freundschaftlichen und erfolgreichen Kontrahenten um den Aufstieg werden damit in der nächsten Saison höchstwahrscheinlich Gegner im Kampf um den Ligaerhalt werden. Zuerst aber steht der Genuss des Aufstieges im Zentrum. Und dann die Sommerpause. Über alles weitere werden sich die beiden Trainer dann Gedanken machen, wenn der Saisonstart im August näher rückt.

Von Leroy Ryser