• Pfarrer Cédric Rothacher (links) unterstützt Adrian Schüpbach bei der Organisation des Festes. · Bilder: Irmgard Bayard

  • Gefährliche Schwelle für Menschen mit Behinderung beim Wuhrplatz.

24.11.2022
Langenthal

Raum und Zeit für Begegnungen

Ein Fest zum Internationalen Tag der Menschen mit Behinderungen (3. Dezember) will in Langenthal Begegnungen fördern. Der Anlass mit Konzert findet ab 18 Uhr im Zwinglihaus statt.

Die Möglichkeit, dass sich Menschen mit und ohne Behinderungen auf Augenhöhe begegnen, ist das Ziel von «Hand-i-capiert». Dieser lose Zusammenschluss ist es, der das Fest vom 3. Dezember ins Leben gerufen hat. Unterstützt wird er von der reformierten Kirche, dem Verein Choreo und Pro Senectute.
Mit einer Bilder-Ausstellung mit kleiner Präsentation wollen die Organisatoren unter anderem auf die Lebensrealitäten von Menschen mit einer körperlichen Beeinträchtigung in Langenthal aufmerksam machen. Dazu wurden Betroffene angefragt, ob sie Probleme im Alltag mit der Kamera dokumentieren könnten. «Ein Rollstuhlfahrer hat uns gezeigt, wo er auf dem Wuhrplatz beinahe in die Langete gefallen ist», nennt der Langenthaler Pfarrer Cédric Rothacher, einer der Mitorganisatoren, ein Beispiel. «Oder welche Probleme fehlende ‹Bsetzisteine› einer Rollstuhlfahrerin machen können», ergänzt Adrian Schüpbach. Er, selbst geistig leicht beeinträchtigt, kennt dies von seiner Lebenspartnerin im Rollstuhl. Die Bilder sollen nach Wunsch der Organisatoren Anknüpfungspunkte für Diskussionen sein und werden als «Endlosschlaufe» während des ganzen Anlasses auf eine Leinwand projiziert. Aber auch gute Beispiele wie schrankenlose Zugänge zu Gebäuden sollen in der Ausstellung dokumentiert werden. «Denn wir wollen nicht nur klönen», betont Cédric Rothacher.

Zusammen ins Gespräch kommen
Das Hauptanliegen ist es jedoch, Raum und Zeit für Begegnungen zu schaffen. Die Gäste sollen sich kennenlernen und miteinander ins Gespräch kommen. Für die musikalische Unterhaltung konnte der Mundartsänger «henä» gewonnen werden. Die Organisatoren sind überzeugt, dass «seine feinen Töne mit den humorvollen und tiefgründigen Texten, das
ihre zu einem gemeinschaftlich-begeisternden Moment beitragen, bei dem die Frage nach ‹Handicap oder nicht› keine Rolle mehr spielen wird», wie sie in ihrem Informationstext schreiben.
«Hand-i-capiert» sei am Tag des Lichts entstanden, erklärt Adrian Schüpbach. «Ich wollte schon länger etwas in dieser Form auf die Beine stellen», sagt er weiter. Da er dies allein nicht hätte bewerkstelligen können, wandte er sich an die Kirche, die ihn dabei unterstützte. Wie bei vielen anderen Projekten kam dann Corona dazwischen und die Gruppe konnte sich nicht mehr treffen. «Aktuell sind wir etwa fünf bis sechs Personen aus der Region», sagt Adrian Schüpbach, der hofft, dass künftig noch weitere Menschen mit und ohne Behinderung an diesen wieder aktiven Treffen teilnehmen werden.

Niederschwellige Angebote
Am niederschwelligen Fest zum Tag der Menschen mit Behinderungen sollen alle mitmachen können. Im besten Fall erhoffen sich die Organisatoren, Berührungsängste abzubauen und gegenseitiges Verständnis zu erreichen. Genau das also, was sich auch «Hand-i-capiert» auf die Fahne geschrieben hat.

Von Irmgard Bayard