• Noch ist offen, ob die Züge bei der Haltestelle Lindenholz weiterhin – auf Verlangen – halten. · Bild: Liselotte Jost-Zürcher

16.08.2019
Oberaargau

Rege Diskussion um den Bahnhof Lindenholz

Sachlich wurde am Donnerstagabend in Leimiswil über die Haltestelle Lindenholz orientiert. Vorgestellt wurden unter der Leitung von Gemeindepräsident Ueli Werren die Umfrageergebnisse. Ebenfalls wurde das weitere Vorgehen vom Gemeinderat erläutert. Die Diskussion umfasste insbesondere Pro und Contra um den Erhalt der Haltestelle Lindenholz.

Leimiswil · Gross war das Interesse der Bevölkerung, speziell aus dem Ortsteil Leimiswil. Gemeindepräsident Ueli Werren begrüsste die Anwesenden und dankte für die Teilnahme an der Umfrage. An die betroffene Bevölkerung waren 421 Fragebogen verschickt worden.
Auch zur Haltstelle Gutenburg konnten die dort Betroffenen Fragebogen ausfüllen (der «Unter-Emmentaler» berichtete).
Die Ergebnisse von Lindenholz wurden am Infoanlass ausführlich aufgezeigt, ebenso die dazu gelieferten Bemerkungen. Diese brachten Aussagen in den Raum wie beispielsweise «ohne ÖV-Anschluss ist der Ortsteil Leimiswil weniger attraktiv», «ein funktionierender Bahnhof zu schliessen ist unverhältnismässig», «den Bahnhof zu schliessen ist schade, aber die Kosten von 60 000 Franken sind wahnsinnig», «es ist nicht in Ordnung, dass die Landbevölkerung immer benachteiligt wird», «Bürger sind auf das Auto angewiesen, um den Bahnhof zu erreichen», oder «die Haltestelle Lindenholz soll gebührenfreie Parkplätze haben. So würden mehr Bürger bei dieser Haltestelle einsteigen».
Allerdings kamen 281 Fragebogen nicht zurück (67 %). Bei der Notwendigkeit der Haltestelle BLS Lindenholz wurde deutlich, dass nur 19 Personen diese täglich oder wöchtlich nutzen. Ziel des Infoanlasses war es, Argumente zu hören und diese auch ernst zu nehmen. Gemeindepräsident Ueli Werren zeigte den Anwesenden die Fakten auf und damit auch die nicht verhandelbaren Punkte mit der BLS. In der Gemeinde Madiswil sind auf einer Länge von 4,3 Kilometer vier Bahnhöfe. Zwischen Kleindietwil und Lindenholz sind es gerade mal 900 Meter, die zwischen den beiden Haltestellen liegen.

Wichtigkeit des Fragebogens wurde unterschätzt
Dass aber der Bahnhof Lindenholz für viele Menschen im Ortsteil Leimiswil von Bedeutung ist, zeigte sich bei der durchgeführten Unterschriftensammlung einer regionalen Gruppe mit der Petition «Rettet den Bahnhof Lindenholz». Fast fünfhundert Unterschriften übergab Marianne Mathys an den Gemeinderat. Sie betonte in ihrem Votum ebenfalls, dass der Fragebogen von zahlreichen Betroffen wohl unterschätzt und darum nicht ausgefüllt worden sei. In der sehr sachlich, aber engagiert geführten Diskussion wurden die Voten für oder gegen eine Schliessung klar aufgezeigt. Bei zahlreichen Votanten war die Meinung für ein Ja oder Nein bereits klar.
Dabei wurde auch deutlich, dass sich einige der Betroffenen intensiv mit dem öffentlichen Verkehr auseinandergesetzt haben. Beatrice Lüthi, Geschäftsleitung Lüthi Aufzüge, erläuterte die Fakten um ÖV-Punkte und deren Schwellenwert. Sie hielt fest, dass die Firma froh sei um den Bahnhof und erinnerte daran, dass Leute, die in Lindenholz aussteigen, im Fragebogen nicht berücksichtig sind. Dies unterstützten ebenfalls die Wirtsleute vom Restaurant Löwen.
In weiteren Voten wurde auch deutlich, dass sich die Mobilität in den nächsten Jahren massiv verändern werde und dass es für junge Menschen attraktiv werden sollte, im Oberaargau zu leben.

Schlussendlich entscheidet die Gemeindeversammlung
Der Gemeinderat Madiswil wird nun nach dem Infoanlass nochmals über den Erhalt oder Schliessungsantrag der BLS Haltstelle Lindenholz an die Regionale Verkehrskonferenz RVK (diese ist zurzeit für den Erhalt vom Bahnhof Lindenholz) gelangen. Mit Vertretern der Region Oberaargau und der RVK wird die Situation besprochen. Sollte es zu einem Schliessungsantrag kommen, würde dieser den Stimmberechtigten der Gemeinde Madiswil an der Gemeindeversammlung im Dezember 2019 unterbreitet. Weil die BLS plant, die Bahnhöfe auf der Strecke zu sanieren, ist es nötig, vor eventuellen Bauarbeiten einen Entscheid zu haben.

Von Barbara Heiniger