• Seyfi Karayapi, Geschäftsführer «Majmoon»: Mit seinem Fastfood-Restaurant setzt er ebenfalls auf Take-away. · Bild: Yanick Kurth

28.04.2020
Oberaargau

Restaurants setzen auf Take-away

n der Corona-Krise versuchen sich viele Schweizer Restaurants mit Essenslieferungen über Wasser zu halten. Doch die Einnahmen mit dem Take-away sind verschwindend klein. Der «UE» hat mit einigen Wirtsleuten aus der Region gesprochen.

Oberaargau/Emmental · Obwohl der Bundesrat Mitte April erste Lockerungen seiner Massnahmen angekündigt hat, bleibt für Restaurants weiterhin ungewiss, wann sie wieder öffnen dürfen. Zahlreiche Restaurants setzen momentan auf Take-away-Angebote oder Lieferdienste. So auch im Verbreitungsgebiet des «UE». Die Gastrobranche wird besonders hart von den Massnahmen gegen das Coronavirus getroffen und kämpft nun mit vielen Problemen.
Die Betriebe setzen vielfach auf eine naheliegende Massnahme: Wenn die Kunden nicht zum Essen kommen dürfen, so geht das Essen zu den Kunden. Für Restaurants, die nicht sowieso auf dieses Modell ausgerichtet sind, ist das Liefergeschäft jedoch in vielen Fällen eine schlechte Alternative zum normalen Betrieb. Die hohen Mieten und die Personalkosten lassen sich damit niemals decken.

Die Einnahmen sind eingebrochen
«Wir mussten als Erste schliessen und werden wohl auch am längsten zu leiden haben», sagt Fatma Ozan Merdan, Wirtin im Restaurant «Stadthaus» in Huttwil. Deshalb würden viele Wirte eine verantwortungsvolle Öffnung von Restaurants fordern, um baldmöglichst wieder mehr Einnahmen zu generieren. Denn die Einnahmen mit dem Take-away seien verschwindend klein, sagt Merdan auf Anfrage. Gerade bei schönem Wetter sei die Terrasse im «Stadthaus» jeweils gut besucht, und diese Einnahmen würden nun weitgehend fehlen.
Mit dem Take-away hat die Huttwilerin erst Ende März angefangen. Die meisten Kunden holen ihr Essen direkt ab und bezahlen vor Ort. Doch kann das Menu auch an eine beliebige Adresse bestellt werden. Das ist im Stadthaus neu und wird laut Fatma Ozan Merdan auch nach der Corona-Krise so bleiben. Weiter merkt die Gastronomin, dass die Menschen vermehrt Zeit haben, zuhause selbst zu kochen. Alles in allem hofft die Huttwilerin aber, ihre Gäste bald wieder im Restaurant bedienen zu können.

Gasthof «Engel» kämpft mit strengem Ladenschlussgesetz
Der Gasthof «Engel» in Hüswil ist ein beliebter Treffpunkt für Gäste aus nah und fern. Gerade das indonesische Essen ist hoch im Kurs. Dieses gibt es zwar weiterhin – aber eben nur zum Abholen oder als Lieferung direkt an die Wunschadresse. «Wir haben bereits Mitte März auf Take-away umgestellt», sagt der Besitzer und Gastronom Daniel Bisten. Doch auch bei ihm sind die Einnahmen aus dem Take-away verschwindend klein.
«Pro Tag generieren wir im Schnitt nur etwa 10 Prozent vom normalen Tagesumsatz», stellt Bisten fest. Trotzdem hält er am Take-away fest, um wenigstens etwas zu verdienen. Auch er liefert das Essen nach Wunsch an die Adresse des Bestellers. Daniel Bisten kann nicht verstehen, dass die Restaurantbetriebe nicht vor dem Juni ihren Betrieb aufnehmen dürfen.
«Genauso wie andere Geschäfte können auch wir die Hygiene- und Abstandsregeln mit Konzepten einhalten», sagt er. Weiter hat der Wirt mit den strengen Regeln, die im Kanton Luzern unter anderem für die Restaurantbetriebe gelten, zu kämpfen. Sämtliche Restaurantbetriebe sind in der Corona-Krise als Verkaufsgeschäfte eingestuft worden. Diese müssen sich an das strenge Ladenschlussgesetz des Kantons Luzern halten. Um 18.30 Uhr ist also Schluss – auch im Gasthof «Engel» in Hüswil. Das erschwert die Situation zusätzlich.

Irgendwie über die Runden kommen
Auf Take-away setzt ebenfalls das Fast-Food-Restaurant «Majmoon» an der Huttwiler Bahnhofstrasse. Gleich wie viele andere Restaurantbetriebe muss auch «Majmoon» mit weniger Einnahmen auskommen. Ein Teil des Personals bleibt zuhause – es fällt schlichtweg zu wenig Arbeit an. «Wir haben bereits Mitte März mit dem Take-away begonnen und hatten einen schwierigen Start», erinnert sich der Geschäftsführer Seyfi Karayapi zurück. Während das Angebot am Abend relativ gut lief, blieben die Bestellungen für das Mittagessen grösstenteils aus. Kurz vor dem Einstellen der Mittagessen fing dieses Geschäft doch langsam Fahrt aufzunehmen. Seyfi Karayapi hofft nun auf eine baldige Normalisierung der Situation. «Irgendwie werden wir aber über die Runden kommen», sagt er.

«Die Gäste haben Freude»
Der Gasthof zum Kreuz in Sumiswald bietet von Montag bis Freitag jeweils ein Mittagsmenü an. «Take-away gehört normalerweise nicht zu unserem Geschäftsmodell, trotzdem haben wir Mitte März damit angefangen», erzählt der Wirt Arthur Nyffeler gegenüber dem «Unter-Emmentaler». Das Mittagsmenü wird von den Lernenden zubereitet und kann direkt vor Ort abgeholt werden. «Unsere Gäste haben Freude an diesem Angebot», stellt Nyffeler fest. Trotzdem muss das Restaurant mit weniger Einnahmen zurechtkommen.

Sicherheitsmassnahmen verstärkt
Auch der Fastfood-Gigant McDonald’s will in der gesamten Schweiz ab dem 27. April den Liefer- und Take-away-Betrieb wieder aufnehmen. Alle Services von McDonald’s waren am 21. März nach dem Entscheid des Bundesrates über die Massnahmen zur Bekämpfung des Coronavirus’ vorübergehend eingestellt worden. Die letzten fünf Wochen habe das Unternehmen genutzt, um die Sicherheitsmassnahmen für das Personal und die Kunden zu verstärken, heisst es in der Mitteilung weiter. Die Restaurantfilialen selbst bleiben aber weiterhin geschlossen.

Von Yanick Kurth