• Das erfolgreiche Rohrbacher Familien-Töff-Unternehmen Aegerter (von links): Vater Fere, Domi (2022 Supersport-Weltmeister und MotoE-Weltcupsieger), Mutter Béatrice und Bruder sowie Manager Kevin. · Bilder: Stefan Leuenberger

  • Rohrbachs Gemeindepräsident Hubert Kölliker überreicht dem bekanntesten Rohrbacher Dominique Aegerter den «Schlüssel zum Erfolg».

06.12.2022
Sport

Rohrbach feiert den zweifachen Champion

Die Gemeinde Rohrbach ehrte am Freitag den bekanntesten Einwohner Dominique Aegerter mit einer Feier in der Turnhalle. Der 32-jährige Töffpilot holte sich 2022 den Weltmeistertitel in der Supersport-Klasse und den Gesamtweltcup in der MotoE-Klasse.

Motorsport · Die Gemeinde Rohrbach zollte am vergangenen Freitagabend seinem bekanntesten und sportlich erfolgreichsten Einwohner Ehre. Der Gemeinderat Rohrbach lud seine Dorfbevölkerung zur «Domi Aegerter Feier» in die Rohrbacher Turnhalle. Weil es eine Überraschungsfeier für den 32-jährigen Töffpiloten sein sollte, wurde auf jegliche Werbung für diese Feier verzichtet. Dies – und vor allem die unglückliche Tatsache, dass zeitgleich die Fussball-WM-Partie zwischen der Schweiz und Serbien lief – sorgten für einen eher überschaubaren Aufmarsch der Dorfbevölkerung (Auswärtige waren nicht geladen).

Ein warmer Empfang
Wer aber von der Ehrung wusste und auf den Fussball in der warmen Stube verzichten konnte, liess den heimischen Doppel-Töffchampion mittels Zurufen und Applaus spüren, wie stolz die Rohrbacher auf ihren Einwohner von der (mittlerweile vermieteten) Auto- und Motorrad-Garage an der Hauptstrasse sind. Und dieser gab die Lorbeeren gleich an die Anwesenden zurück: «Ich bin stolz darauf, ein Rohrbacher zu sein. Obwohl ich wegen meinem Sport oft weg und in der ganzen Welt unterwegs bin, freue ich mich immer wieder, nach Rohrbach zurück zu kommen», meinte der Sportler mit der auffällig leuchtgelben Nummer 77, seinem Markenzeichen. «In Rohrbach ist meine Familie, in Rohrbach fühle ich mich wohl.» Gleichzeitig entschuldigte sich Aegerter bei den Rohrbachern. «Einige von euch habe ich früher durch den Lärm meiner Motorräder verärgert», schmunzelte er, «aber meine unbändige Freude am Töffsport schon zu frühen Kindsjahren war mitentscheidend dafür, dass ich eine Sportkarriere im Töffzirkus erleben durfte.»

Während 16 Jahren auf Weltniveau
Seit seinem Debüt auf Weltniveau im Herbst 2006 in Portugal fährt der Rohrbacher auf Weltklasse-Niveau Motorrad. 52 WM-Rennen in der 125 ccm-Klasse, 168 WM-Rennen in der Moto2-Klasse, 26 Weltcuprennen im MotoE-Weltcup und 44 WM-Rennen in der Supersport-Klasse hat der stets gutgelaunte und ehrgeizige Dominique Aegerter in dieser Zeit absolviert. Seit 16 Jahren trägt der bekannteste Rohrbacher den Namen seiner 1559 Einwohnerinnen und Einwohner zählenden Gemeinde in die Welt hinaus. «Wir sind stolz darauf, einen im Dorf zu haben, der Weltklasse Töfffahren kann», lobte Edith Minder, welche durch den Abend führte. Sofort brandete in der spärlich gefüllten Turnhalle tosender Applaus auf. Wer da war, liess den Dorfkönig hochleben. Verdankt wurden auch die beiden Rohrbacher Hauptsponsoren, welche es Dominique Aegerter besonders in den schwierigen Momenten überhaupt ermöglicht haben, die Töffkarriere fortzusetzen. Die Lanz-Anliker AG (Spezialist bei der Entwicklung technischer Textilien) unterstützt «Domi» bereits seit 2004, die Fankhauser AG (Fahrzeugbau) seit 2007.

Aegerters Schlüssel zum Erfolg
«Wie lautet dein Schlüssel zum Erfolg?», wollte Gemeinde- und Gemeinderatspräsident Hubert Kölliker vom erfolgreichen Rohrbacher wissen. «Die Familie ist ein wichtiger Punkt. Meine Eltern und mein Bruder unterstützen mich seit ich den Gedanken Töffprofi äusserte. Ohne meine treuen Sponsoren, bei welchen ich mich ganz herzlich bedanke, hätte ich auch keine solche Karriere haben dürfen», erklärte der Sonnyboy des Töffsports. «Dass ich aktuell meine besten Töffjahre erleben darf, wo ich sogar Geld verdiene statt draufzulegen, hängt aber vor allem auch mit meinem eisernen Willen zusammen. Aufgeben kam für mich nie in Frage.» Passend dazu überreichte Kölliker dem Zweifach-Champion dieser Saison einen «Schlüssel zum Erfolg» aus Züpfenteig, verbunden mit einem leistungsanerkennenden Geldbetrag. Für die musikalische Umrahmung der Ehrung sorgte die Musikgesellschaft Rohrbach und die Band «Take All Jazz» aus Ligerz mit dem Rohrbacher Bruno Flückiger am Schlagzeug.

Zwei Titel in einer Saison
Im Interviewteil des Ehrungsabends wurden die zwei Gross-Triumphe der Saison 2022 mit Videoeinspielungen noch einmal zum Leben erweckt und besprochen. Im MotoE-Weltcup schaffte Aegerter zehn Podestplätze (davon drei Siege) und schaffte nach Bronze 2020 und Silber 2021 endlich den Gesamtweltcup-Sieg, womit das Thema «batterielose Töffkategorie» für den Rohrbacher auch erledigt ist. In der Supersport-WM toppte der 32-Jährige seinen bereits überragenden Vorjahreswert (16 Podestplätze, davon 10 Siege). 2022 trat Aegerter in 23 Rennen noch erfolgreicher auf. Er holte 19 Podestplätze (davon gewaltige 17 Siege), brach fast alle bestehenden Rekorde. «Es war eine fantastische Saison.» Mitunter wegen seiner Erfolge erhält Aegerter nun die Chance, 2023 in der Superbike-WM mitzufahren. Im italienischen GYRT GRT Yamaha Team, für welches der Oberaargauer noch vor Weihnachten im spanischen Jerez die ersten Tests fährt, will er aber nicht hinterherfahren. «Ich bin topmotiviert. Natürlich werde ich etwas Zeit benötigen, um mich an die neue Maschine und das neue Umfeld zu gewöhnen. Danach will ich aber auch in der Superbike-WM für Furore sorgen», so Dominique Aegerter.  Im Gespräch in der Rohrbacher Turnhalle gab der Töffprofi aber auch über den Menschen Aegerter Auskunft. Er liess Einblicke in seinen Alltag ausserhalb des Töffsports gewähren. Gebannt hörten die Anwesenden zu, als der «Domi-Fighter» bei den Themen Erfolge auf den Social Media-Kanälen, «Schriss» bei den Frauen, Haushalt-Arbeiten oder Weihnachten etwas aus dem Nähkästchen plauderte.

Die vielen Ehrungen geniessen
Bevor der Rohrbacher Topsportler wieder voll ran muss, um auch in der Saison 2023, in welcher er ausschliesslich die Superbike-WM-Rennen bestreitet, zu glänzen, kann er etwas die vielen Ehrungen geniessen. Am Donnerstag wurde er in Langenthal mit dem Oberaargauer Sportpreis ausgezeichnet, am Freitag erfolgte die Gemeindeehrung in Rohrbach und am Samstag stand er bereits in Rimini auf der ganz grossen Showbühne. Anlässlich der Awards Ceremony der Fédération Internationale de Motocyclisme FIM wurde er mit allen anderen Töff-Weltmeistern gefeiert. Apropos Ehrungen: Am 13. Juli 2014 wurde Dominique Aegerter vor einer übervollen Rohrbacher Turnhalle für seinen Moto2-Sieg auf dem Sachsenring am GP von Deutschland geehrt. Am 2. Dezember 2022 wurde Dominique Aegerter für seine zwei Titelgewinne geehrt. Es könnte durchaus sein, dass dies nicht die letzte Ehrung durch die Gemeinde Rohrbach für ihren bekanntesten Rohrbacher Sportler war.

Von Stefan Leuenberger