• Walter Schawalder präsentiert das neue Logo des Sanitätsvereins. Dieses wird das «Samariter-S» bald ersetzen. · Bild: Leroy Ryser

30.12.2020
Langenthal

Samariter wollen nicht mehr «Samariter» sein

Der Samariterverein Langenthal hat an der ausserordentlichen Mitgliederversammlung entschieden, dass er sich vom schweizerischen Samariterverband lösen will. Die Dienstleistungen sollen nun unter dem Dach eines neuen Namens angeboten werden. Der Verein wird aber nicht aufgelöst und geht dadurch einen neuen, eigenständigen Weg.

Seit mittlerweile 130 Jahren gibt es den Samariterverein Langenthal. Als dieser ist er dem schweizerischen Samariterverein angeschlossen und trägt dessen Vorgaben mit. Genau dies hätte den Langenthalern aber beinahe zum Verhängnis werden können. «Gemäss Vorgaben müssen wir eine Person haben, die den Posten als Ausbilder übernimmt. Diese Person wird vom Verband geschult und bildet danach unsere Vereinsmitglieder aus, damit sie unsere Dienstleistungen ausführen können.» Dazu gehört vor allem der Postendienst, der insbesondere bei Veranstaltern in der Region sehr geschätzt wird. In einem Notfall leisten die zwei Samariter vor Ort erste Hilfe – und ein solches Angebot ist oftmals für die Durchführung einer Veranstaltung eine Grundvoraussetzung. «Gäbe es unseren Verein nicht mehr, müsste diese Dienstleistung von Profis gemacht werden und das ist oftmals deutlich teurer», erklärt Walter Schawalder, Präsident des Samaritervereins Langenthal.
Jetzt konnten aber keine freiwilligen Mitglieder mehr gefunden werden, welche den Posten als Ausbildner übernehmen würden. Weil die Schulungen aber Pflicht sind, damit die Mitglieder die benötigte IRV2-Zertifizierung behalten dürfen, hätte dies den Verein in arge Schwierigkeiten gebracht. Und weil die Statuten des Verbandes eine externe Ausbildung nicht vorsehen, hätte der Langenthaler Verein seinen Zweck nicht mehr erfüllen können.

Auflösen oder austreten
Als der Vorstand dann beim Verband um Hilfe bat, kam laut Schawalder einzig eine Antwort zurück: «Wir erhielten Informationen, wie man unseren Verein korrekt auflösen könnte.» Dies sei aber nicht die Idee der Vereinsmitglieder oder des Vorstandes gewesen, der Verein habe schliesslich weiterhin willige und begeisterte Mitglieder, die sich für diesen auch künftig einsetzen würden. «Deshalb habe ich an der Versammlung im Frühling vorgeschlagen, dass wir aus dem Verband austreten», erinnert sich Schawalder an den Vorschlag, der grosse Zustimmung erhielt. Dabei sei dies aber nicht unbedingt als Kritik am Verband zu verstehen, betonte Schawalder, dieser Schritt sei einzig die letzte gangbare Lösung für den Verein gewesen.
An jener Versammlung im Frühling wurde Walter Schawalder dann auch gefragt, ob er die Veränderungen denn nicht gleich als Präsident anführen möchte. «Und da fand ich», so der sogleich bestätigte Präsident, «wer einen solchen Vorschlag bringt, muss auch helfen, ihn umzusetzen.» Und genau jenes wurde in den letzten Wochen nun erfolgreich vorbereitet. Zum Jahresende wird der Verein beim schweizerischen Verband austreten, ab Neujahr trägt er dann anstelle von «Samariterverein Langenthal» den Namen «Sanitätsverein Langenthal».

Hoffen auf neuen Schwung
In den nächsten Tagen soll nun die neue Website aufgeschaltet werden, der neu benannte «Sanitätsverein Langenthal» tritt im Internet dann unter der Domain «www.sanitaetsverein-langenthal.ch» auf. Ausserdem wurden die Statuten geändert und alles an der ausserordentlichen Mitgliederversammlung in diesem Herbst genehmigt. «Ich hoffe, dass dies neuen Schwung bringt. Denn letztlich brauchen auch wir neue Mitglieder in unserem Verein, um weiterhin bestehen zu können», sagt Schawalder. Auch wenn eine erste grosse Hürde für das Weiterbestehen genommen sei, so warten weiterhin viele Herausforderungen. Sobald die erste Hürde übersprungen ist, will man sich deshalb Gedanken machen, wie man den Verein in die Zukunft führen will.
Immerhin eines scheint bereits gut vorbereitet zu sein, sagt doch Walter Schawalder, dass er mit diversen Veranstaltern reden konnte und positive Reaktionen erhielt. «Viele hätten es bedauert, wenn es auf dem Platz Langenthal dieses Angebot nicht mehr gegeben hätte. Dass wir nun einen anderen Namen tragen verändert die Qualität oder die Art der Dienstleistung nicht, weshalb wir zuversichtlich sind, dass wir auch unter neuem Namen wie gewohnt unsere Aufträge erhalten.» Auch sei die rechtliche Lage bereits geklärt. Wer Sanitätspersonal für seinen Event stellen muss, braucht keinen zertifizierten Verein anzufragen, einzig die Personen, die letztlich vor Ort den Postendienst leisten, müssen zertifiziert sein. Und dafür wird künftig eine Schulung bei einer externen Firma besucht, damit die Mitglieder IRV2-zertifiziert bleiben.
Auch wenn der Sanitätsverein damit künftig nicht mehr der schweizerischen Samaritervereinigung angehört, glaubt Walter Schawalder nicht, dass die Reputation des Langenthaler Vereins sinkt. «Die Menschen, welche dieses Angebot ausführen, sind immer noch die gleichen», betont er erneut. Es scheint damit, dass vordergründig nur etwas ändert: Der Name.

Von Leroy Ryser