• Im Jahre 2003 wagten Regula Maag und Max Flückiger den Schritt: Die ersten beiden Hochlandrinder wurden angeschafft. Inzwischen sind 22 Tiere auf dem Betrieb in Heimiswil. · Bilder: Patrick Bachmann

  • «Es sind sehr umgängliche Tiere», versichert Max Flü­cki­ger, der die Hochlandrinder schmunzelnd als «Anti-Burn-out-Kühe» bezeichnet.

07.03.2024
Oberaargau

Sanfte Riesen mit Charakter und Jöö-Effekt

Seit vielen Jahren züchten Regula Maag und Max Flückiger schottische Hochland­rinder. Vom 22. bis 24. März kommt es in Leimiswil zu einem sehenswerten Stelldichein mit Züchtern aus der ganzen Schweiz, die ihre gutmütigen und zotteligen Highlander mit den ausladenden Hörnern präsen­tieren. Regula Maag und Max Flückiger freuen sich auf die grosse «Highland Cattle Show».

Leimiswil · In Leimiswil steht ein besonderes Spektakel bevor – vom 22. bis 24. März wird das beschauliche Dorf zum Schauplatz der Highland Cattle Show. Dieses jährliche Ereignis feiert sein 25-jähriges Bestehen und verspricht nicht nur die Vorführung der prächtigsten schottischen Hochlandrinder aus der ganzen Schweiz, sondern auch ein buntes Rahmenprogramm mit Festwirtschaft und einem mitreissenden Konzert.
Die treibenden Kräfte, dass dieses aussergewöhnliche Happening ausgerechnet in Leimiswil über die Bühne geht, sind Regula Maag und Max Flückiger. Als leidenschaftliche Züchter sind sie nicht nur für ihre eigene Herde verantwortlich, sondern engagieren sich auch im Zuchtverein High­land Cattle Society Switzerland. Regula Maag ist sogar im Vorstand des Vereins. Dieser setzt klare Zuchtziele, fördert den Austausch zwischen Züchtern, organisiert die jährliche Show und hütet die geschützte Marke «Original Highland Beef of Switzerland». Dieses Label garantiert eine natürliche Aufzucht in der Schweiz, kurze Transportwege zum Schlachthof und dass die Tiere kein Kraftfutter erhalten.
Natursprung ist Pflicht und die Kunden dürfen sich jederzeit ein Bild von der Haltung auf dem Betrieb machen.

Die Attraktion mit den prächtigen Hörnern
Die beeindruckenden Hochlandrinder mit ihrem zottigen Fell und den majestätischen Hörnern sorgen nicht nur bei Schauen für grosses Interesse. Regula Maag freut sich auf den Anlass: «Wir erwarten je nach Wetter über 2000 Personen, die unsere Schottenrinder bestaunen und vielleicht sogar streicheln möchten.» Neben den imposanten Rindern versprechen die Celtic-Folk-Band Bogroad, Dudelsackklänge und eine Whiskybar eine authentische schottische Atmosphäre. Zwei fachkundige Richter aus Deutschland beurteilen die rund 60 anwesenden Tiere. «Dank eines kleinen, aber höchst engagierten Teams können wir dieses Ereignis gemeinsam auf die Beine stellen», betont die 57-Jährige nicht ohne Stolz. Viele Einheimische erinnern sich womöglich noch an ihre Zeit, als Regula Maag Lehrerin an der Schule in Leimiswil war, bevor sie nach der Schulschliessung 2011 eine heilpädagogische Ausbildung absolvierte und heute an der Schule in Niederönz für integrative Förderung verantwortlich ist. Seit 2001 leben Regula Maag und Max Flückiger gemeinsam auf dem Steinhaufen in Leimiswil. Als Max Flückiger zufällig einen Artikel über schottische Hochlandrinder las, war er sofort fasziniert. «Ich dachte, das will ich auch», erzählt er. Das Aussehen und der Charakter der Tiere überzeugten ihn von Anfang an.

«Anti-Burn-out-Kühe»
Im Jahr 2003 wagten sie den Schritt: Die ersten beiden Hochlandrinder. «Man darf keine Angst vor den grossen Hörnern haben. Solange man ihnen mit Respekt begegnet, sind es sehr umgängliche Tiere», versichert Max Flü­cki­ger. Mit einem Schmunzeln nennt er sie «Anti-Burn-out-Kühe». Robust, gemächlich und stressresistent – so charakterisiert er die Tiere. «Sie sind genügsam, haben aber durchaus Temperament und manchmal einen eigenen ‹Gring›.» Dies erfordert vom Züchter etwas mehr Geduld, doch die Belohnung folgt in Form von hoch­wertigem Fleisch.
Im Sommer benötigen sie ausreichend Schattenplätze, idea­lerweise unter Obstbäumen. Im Gegensatz zu anderen Tieren hinterlassen sie auf abfallenden Weiden keine Terrassierung. Für Max Flückiger, in Madiswil geboren und in Lotzwil aufgewachsen, gehörten bis vor acht Jahren noch Milchkühe zum Betrieb. «Das ist intensiv, mit Milchkühen hat man kaum je einen freien Tag», erinnert er sich. Nebenbei arbeitete er damals als Teilzeit-Lastwagenchauffeur. Die Entscheidung, die Milchkühe zugunsten der Hochlandrinder aufzugeben, fiel ihm leicht.

Nur im Direktverkauf erhältlich
So begann das Abenteuer mit den Hochlandrindern und die Herde wuchs stetig. Nach zwei Jahren starteten sie den Verkauf des hochwertigen Fleisches. Heute werden drei bis vier Tiere pro Jahr geschlachtet. «Die Tiere sind dann bereits zweieinhalb bis drei Jahre alt, sie wachsen sehr langsam», erklärt der 58-Jährige. Der Vertrieb erfolgt ausschliesslich über den Direktverkauf, den beide verantworten. «Es ist uns ein Anliegen, das Fleisch regional zu verkaufen. Direkt an die Kunden oder wir beliefern auch Restaurants.»

Robuste Tiere
Vor allem während der Corona-Pandemie erlebten die beiden eine sehr hohe Nachfrage, die sich inzwischen wieder auf dem vorherigen Niveau eingependelt hat. «An einem Verkaufstag im Frühling und im Herbst wird die Ware angeboten. Nicht in Mischpaketen, sondern es sind Einzelpakete in der gewünschten Menge und Grösse erhältlich», erläutert Regula Maag. Das Fleisch, das Max Flückiger auch beim zweiwöchentlichen regionalen Bauernmarkt in der alten Landi anbietet, ist fein- und kurzfaserig, hat weniger Fett oder Cholesterin und mehr hochwertiges Protein, betont er. Es zeichnet sich durch einen intensiven Rindfleischgeschmack aus, wobei die Edelstücke leicht ins Süssliche tendieren. Im Winter fressen die Tiere selbst produziertes Heu von Max Flückiger, nur die Strohpellets müssen zugekauft werden.
Den Tierarzt benötigen die Tiere selten, da sie robust sind, einfach abkalben und widerstandsfähig sind gegen Krankheiten und Parasiten. Folglich finden sich im Fleisch der Tiere keine Spuren von Antibiotika oder anderen Medikamenten. Die einzige Herausforderung sind Haarlinge, läuseähnliche Tierchen, die sich im Fell ansiedeln.

Kinder werden begeistert sein
Heute erstreckt sich der Betrieb von Regula Maag und Max Flückiger über 14 Hektaren und sie betreuen eine Herde von 22 Tieren, darunter ein stolzer Stier mit schottischer Genetik, den sie aus Deutschland importierten. «Wir haben züchterisch einige Ansprüche, wir verkaufen deshalb auch selten Tiere, wir müssen schon überzeugt sein davon», sagt Regula Maag. Das neugierige Publikum kann sich demnächst also in Leimiswil vom «Jöö-Effekt» der wuscheligen Hochlandrinder selber überzeugen, insbesondere die Kinder dürften ihre Freude daran haben und sich von der einzigartigen Stimmung an der Highland Cattle Show in Leimiswil mitreissen lassen.

Von Patrick Bachmann