• Alexander Grädel weiss genau, wie Schafe vom Wollkleid zu befreien sind. · Bilder: Barbara Heiniger

  • Kamelreiten war sehr beliebt und zauberte viele strahlende Kinderaugen.

  • Das Färben der Wolle.

  • Die neue Bettwaren-Näherei.

25.10.2022
Huttwil

Schafe und Wolle begeistern erneut

Bei der 42. Schafschur unter dem Titel «Vom Schaf zum Kleidungsstück» waren die Besucher begeistert. Die wertvolle Wolle stand dabei im Mittelpunkt auf dem Areal des Spycher Handwerk der Familie Grädel, Huttwil. Es gab Einblicke rund um die Arbeiten mit dem edlen Naturprodukt. Diverse Attraktionen, Kamelreiten für Kinder und Hütehunde-Vorführungen fanden grosse Beachtung. Feines vom Schaf gab es in der Festwirtschaft, diese wurde gerne besucht.

Es war geniales Marktwetter und die Schafschur entpuppte sich einmal mehr als ein echter Publikumsmagnet. Viele Familien mit Kinder waren auf dem Gelände anzutreffen, und diese genossen den Kontakt zu den wolligen Tieren sichtlich. «Ich will auf dem Kamel reiten», sagte eine junge Dame sehr bestimmt und reihte sich ohne zu murren in die Warteschlange ein.

Grosses Glück auf dem Kamelrücken
Die zahlreichen strahlenden Kinder auf dem Rücken der Kamele zeigten, wie beliebt das Trampeltierreiten war. Die Kamele sind eine Säugetierfamilie aus der Ordnung der Paarhufer, dabei die einzige Unterordnung der Schwielensohler. Unterteilt in zwei Gruppen gibt es erstens die Altweltkamele mit dem Dromedar und dem Trampeltier (Zweihöckriges Kamel), auch Grosskamele genannt. Im Gegensatz zu den meisten anderen Paarhufern berühren die Kamele mit dem vorletzten und letzten Glied der Zehen den Boden. Sie tragen keine Hufschalen, sondern gebogene Nägel, wodurch aber nur die Vorderkante der Füsse geschützt wird. Die Zehen ruhen auf einem elas-tischen Polster aus Bindegewebe,
das eine breite Sohlenfläche bildet (Schwielensohler). Kamele bewegen sich im Passgang fort, abwechselnd wird das linke und rechte Beinpaar bewegt, darum werden sie auch «Wüstenschiffe» genannt, weil der Reiter geschaukelt wird. Mit ihrem lustigen Gesichtsausdruck schien es auch den Kamelen Spass zu machen, als Reittier unterwegs zu sein. Geduldig machten die drei Tiere Runde um Runde, bescherten damit wohl einigen Mädchen und Buben das grosse Glück auf dem Kamelrücken.

«Es tut dem Schaf sicher nicht weh»
Gross war das Interesse ebenso bei der Schafschur-Vorführung. Viele Schafe wurden während des ganzes Tages von ihrem Wollkleid befreit. Die Demonstration fand bei der grossen Scheune statt. Dies war für die Besucher ideal, um in nächster Nähe die Prozedur zu verfolgen. In bequemer Haltung genossen es die Tiere sichtlich, von ihrem dichten Kleid befreit zu werden. Die Bewunderung für Alexander Grädel und den Profi-Schaf-Scherer über ihre gekonnte Handfertigkeit und die einfühlsame Art, mit den Schafen umzugehen, war gross. So war der kleine Zuschauer überzeugt «Es tut dem Schaf sicher nicht weh», und verglich die Schafschur mit dem eigenen Besuch beim Coiffeur.
Den Drang zur Arbeit, Schnelligkeit, Wendigkeit, Intelligenz und Feinfühligkeit wurde bei den Vorführungen mit Hütehunden ersichtlich. Der Border Collie ist ein Hütehund britischer Herkunft und hat weltweit die Bedeutung als Schafhund erreicht. Die zweijährige Molly wusste schon gut, wie sie die Schafe der Schäferin zutreiben konnte. Die geduckte Haltung und hundertprozentige Aufmerksamkeit zeigten deutlich, wie die Hündin die Arbeit liebt.

Naturprodukte sind im Trend
Grosse Beachtung fand die Bettwaren-Näherei. Seit diesem Jahr werden die Bettwaren direkt im Haus hergestellt. Durch die Erweiterung der Produktion um die eigene Näherei werden diverse Bettwaren noch schneller und individueller für die Kundschaft angefertigt.
Die Wollverarbeitung und schöne Marktstände weckten das Interesse des Publikums sehr. Das edle Naturprodukt Wolle ist im Trend, dies zeigte sich am gelungenen Anlass in Schwarzenbach. Viele interessierte Menschen entdeckten den Werdegang der Wolle vom Schaf bis zum Kleidungsstück. Das Scheren, Waschen, Färben, Kardieren, Spinnen, Stricken und Weben gab zu vielen Fragen Anlass und so entstanden spannende Gespräche. In der Schaukarderei gab es allerhand Spannendes zu sehen. Der Verkaufsladen war ein Eldorado für alle, die sich gerne mit Naturprodukten umgeben. «Um die edle Wolle und alles rund um das Schaf bekannt zu machen, ist die Schafschur ideal. Die lebendigen Wolllieferanten und ihre wertvollen Produkte können sich auf diese Art bestens präsentieren», stellte die ganze Familie Grädel vom Spycher Handwerk sowie ihre Mitarbeitenden, einmal mehr fest. Die kommende dunklere Jahreszeit braucht etwas hellen Kerzenschein, so war das Kerzenziehen für Kinder ebenfalls ein Hit.
In der Festwirtschaft, die vom Schafzuchtverein Unteremmental geführt wurde, waren die feinen Schaffleisch-Spezialitäten und weitere kulinarische Höhepunkte ein Hit. Viele Besucher kamen extra, um das feine Schafvoressen zu essen. «Schäfiges» war auch bei der Metzgerei Flückiger und der Napf-Chäsi Luthern erhältlich.

Von Barbara Heiniger