• Im Hintergrund der Damm; ein kunstvolles Bauwerk der Biber, welches den Bach staut und auf die Matte umleitet.

  • Die Biber waren schon fleissig am Werk – ihre Spuren sind nicht nur auf der «Baustelle», sondern auch weiter bachaufwärts sichtbar. · Bilder: Liselotte Jost-Zürcher

03.11.2017
Oberaargau

Schwimmende Baumeister am Werk

Die Biber sind auch in der Region im Vormarsch, und sie verstehen es ganz schön, sich einzurichten. Manchmal nicht gerade zur Freude des Menschen, zumindest dann nicht, wenn sie eine Wiese wässern wie zurzeit in Weinstegen. Das Land hat zuletzt als Pferdeweide gedient; nun fliesst im unteren Teil breitflächig ein Bächlein darüber hinweg und bildet in Vertiefungen kleine Seen.

Weinstegen · Diese Auswirkung kümmert die schwimmenden Baumeister allerdings kaum. Ihr einziges Ziel ist es, den Bach zu stauen und sich oberhalb ihres Dammes einen «See» zu verschaffen, der ihnen als geeigneter Lebensraum dient. Dies mit einem ungeheuren Willen und auch bei tiefen Temperaturen.
Von einem Winterschlaf ist bei den Bibern keine Rede. Die nachtaktiven Tiere haben es auch nicht nötig, nach dürrem Gras zu suchen. Stattdessen bleiben sie am Fluss und fressen – in sitzender Stellung – kiloweise Rinden von Weidenbäumen und -büschen. Sie bewegen sich dabei um den Baum herum; deshalb entsteht die typische Biber-Kerbe.
So legen die Nager mit ihrem kräftigen Gebiss die Gehölze um und verzehren anschliessend die delikatesten Teile der Krone, nämlich die feinen Äste oder im Frühjahr die schmackhaften Knospen.
Und schlagen damit zwei Fliegen auf einen Streich: Denn das anfallende Holz und die Äste verwenden sie, um ihr Flüsschen oder den Bach zu stauen oder um ihren Bau einzurichten. Der Biber ist ein hervorragender Bauingenieur. Beim Dammbau steckt er die «abgeholzten» Zweige und Stämme senkrecht in den Grund des Baches und beschwert und befestigt sie mit Steinen, Schlamm, Schilf oder was ihm sonst zwischen die Pfoten kommt. Dann wird der Bau zur Abdichtung mit Schlamm verkleistert. Der Biber hat anschliessend keine Zeit, sich nach getaner Arbeit auszuruhen. Sorgsam achtet er darauf, dass der Wasserstand in seinem Revier konstant bleibt.
Droht sein «Wohnbereich» bei Hochwasser zu überschwemmen, ist er
imstande, die obersten Äste des Damms zu entfernen, damit mehr Wasser ablaufen kann. Bei Wassermangel wird der Damm erhöht oder verstärkt, bis schliesslich fast kein Wasser mehr abfliesst.

Gute Wächter
Übrigens: Biber sind sehr aufmerksam. Während einer arbeitet, hält ein anderer Wache. Beim kleinsten Geräusch oder einer Bewegung klatscht der Wächter mit der Schwanzflosse auf das Wasser – und weg sind die Baumeister. Was dem Biber gefällt, kann Menschen stören. Wie in Weinstegen kann der Biberbau direkten Einfluss auf Nutzland haben. Und meist ist der Mensch dann stärker – der Damm muss weichen, und die Biber werden sich ein neues «Lieblingsplätzchen» suchen müssen. 

Von Liselotte Jost-Zürcher